100 Jahre Fatima und das Geschäft mit dem Glauben

100 Jahre Fatima und das Geschäft mit dem Glauben
(AFP)

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Der Papst kommt, und die Preise explodieren. Den 100. Jahrestag der Marienerscheinung von Fatima feiert die Hotelbranche auf ihre Weise: mit einem Geldsegen.

Glauben ist Luxus. Zumindest derzeit in Portugal. Im Wallfahrtsort Fatima wird an diesem Wochenende der 100. Jahrestag der Marienerscheinung vom 13. Mai 1917 gefeiert. Will man teilnehmen und in Fatima rund 130 Kilometer nördlich von Lissabon übernachten, dann geht das an diesen Tagen richtig ins Geld.

Will man in dieser Woche rund um den Gedenktag im Vier-Sterne-Hotel Anjo de Portugal nur 200 Meter von der Wallfahrtskirche entfernt unterkommen, so muss man 2.500 Euro für drei Nächte auf den Tisch legen. Im September bietet dasselbe Hotel eine Übernachtung ab 52 Euro an.

Mehr als sechs Mal so teuer

Und in der einfachen Pension Pia da Ovelha, ohne Sterne und neun Kilometer von Fatima entfernt, kosten drei Übernachtungen auch noch stolze 750 Euro. Im September zahlt man dort für drei Nächte 120 Euro.

Rund 600.000 Menschen werden am Freitag und auch am Samstag, dem eigentlichen Feiertag, in Fatima erwartet. Mehr als 40.000 wollen als Fußpilger zum Wallfahrtsort kommen. Papst Franziskus wird an beiden Tagen in dem Marienwallfahrtsort sein. „Grund ist der 100. Jahrestag der Marienerscheinungen dort und die Heiligsprechung von zwei der drei Hirtenkinder, denen die Muttergottes erschienen war.

Alles begann auf einem Feld

Am 13. Mai 1917 war auf einem Feld in Zentralportugal drei Kindern die Muttergottes erschienen, zwei von ihnen, Jacinta und Francisco Marto, werden während der Papstreise heiliggesprochen werden. Das dritte Kind, Lucia dos Santos, ist 2005 verstorben, für sie läuft das Seligsprechungsverfahren, berichtet Radio Vatikan. Die Heiligsprechung soll bei einer Messe am Samstagmorgen stattfinden. Danach wird sich Papst Franziskus an die vielen Kranken wenden, die in der Hoffnung auf Heilung nach Fatima kommen. 350 Kranke werden erwartet.

Bei der Heiligsprechung werden rund 80 Kardinäle und Bischöfe zugegen sein. Der Besuch von Franziskus ist der sechste eines Papstes. Der erste Papst, der die Pilgerstätte besuchte, war Paul VI. vor 50 Jahren, Benedikt XVI. der bisher letzte im Jahr 2010. Franziskus wird nur Fatima besuchen und keine anderen Termine wahrnehmen, abgesehen von der Begrüßung durch Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa. Es handelte sich um eine „apostolische Pilgerreise“, erklärt der Vatikan.

Erst Muttergottes gesehen, später an Grippe gestorben

Dass Francisco und Jacinta Marto zum Hundertjährigen der Marienerscheinung von Fatima heiliggesprochen werden sollen, war im Vatikan und der portugiesischen katholischen Kirche eigentlich schon lange erwartet worden.

Dennoch bestätigt Papst Franziskus dies erst am 20. April vor allen in Rom anwesenden Kardinälen. Vor 34 Jahren waren die Hirtenkinder von Papst Johannes Paul seliggesprochen worden.
Die beiden Hirtenkinder waren sehr früh, im Alter von neun und zehn Jahren an einer Grippeepidemie gestorben.

„Geheimnisse“

Die Dritte, Lucia dos Santos, war es, die 1941 die „Geheimnisse von Fatima“ aufschrieb, die den drei Kindern bei ihrer Marienerscheinung gesagt worden sein sollen.

Der Papst kommt am Freitag in Fatima an. Am Abend wird er mit den Kranken einen Rosenkranz beten. Nach der Messe mit der Heiligsprechung am Samstag wird er noch mit den portugiesischen Bischöfen zu Mittag essen und danach nach Rom zurückfliegen.