„D’Gecke si lass zu Dikrech“

„D’Gecke si lass zu Dikrech“
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Am Sonntag ist es wieder so weit: Die 39. Edition der Diekircher Cavalcade startet. Das Event hatte letztes Jahr mehr als 30.000 Besucher.

Am Sonntag ist es wieder so weit: Die 39. Edition der Diekircher Cavalcade startet pünktlich um 14.30 Uhr. Das Event, das letztes Jahr laut Veranstalter mehr als 30.000 Besucher in die Stadt zog, benötigt eine lange Vorbereitungszeit. Sofort nach der Cavalcade beginnen die Arbeiten für den Umzug des darauffolgenden Jahres. Das Tageblatt sprach mit Sandro Dimola, dem Präsidenten des Organisationskomitees der Cavalcade.

Von René Hoffmann

Der Vorsitzende der ESD, Sandro Dimola / Foto: Privat

Nur acht Personen zeichnen für die ganze Organisation der Diekircher Cavalcade verantwortlich. Sie sind alle Mitglied in der Vereinigung „D’Eselen aus der Sauerstad Dikrich Asbl.“ (ESD). Die Vorbereitungen der Cavalcade beginnen quasi ein Jahr vor dem Event, also direkt nach Ende des vorangegangenen Umzugs, erklärte Sandro Dimola dem Tageblatt. Zuerst wird die Bilanz der gerade beendeten Cavalcade gezogen. Dann wird sich schon Gedanken über die Geldbeschaffung gemacht. Der Karnevalsumzug wird nämlich komplett durch die Eintrittspreise und Sponsoren finanziert. Auch laufen erste Verhandlungen mit den lokalen Vereinen an. Mit den Behörden wird die Strecke festgelegt. Dabei gilt es, geplante Bauarbeiten in Betracht zu ziehen, meinte Dimola.

Aber auch die Sicherheit ist ein wichtiges Thema, nicht nur wegen der Terrorgefahr. Es geht auch darum, die Sicherheit der Zuschauer und insbesodere der Kinder zu gewährleisten und einen risikofreien Zugang zum Stadtzentrum zu garantieren. „Wir arbeiten in diesem Zusammenhang eng mit der Polizei zusammen, greifen aber auch auf private Sicherheitsfirmen zurück“, erörterte Dimola. So helfen etwa 40 Sicherheitsleute, damit die Feier reibungslos verläuft.

Und das angeblich mit Erfolg, denn letztes Jahr wurde keine einzige Alkoholvergiftung gemeldet und auch die Zahl der Schlägereien war schwindend gering – und das bei über 30.000 Feierwütigen. Allein auf der „Kluuster“ versammeln sich 5.000 bis 6.000 Menschen zum Feiern. Sie tanzen, singen, essen und trinken dort etwas. „Wenn die Leute beschäftigt sind, kommt keine Langeweile auf. Das reduziert das Risiko, dass Probleme entstehen“, erklärte der Chef des Organisationskomitees. Lediglich beim Kulturzentrum „Al Seeërei“ herrsche manchmal eine etwas aufgeheizte Stimmung, die aber selten eskaliere. Im Allgemeinen sei die Stimmung in der Eselsstadt exzellent.

Ohne die tatkräftige Mithilfe der lokalen Vereine sei der Erfolg der Cavalcade aber nicht garantiert, so Dimola. Sie bekommen Standplätze zur Verfügung gestellt, wo sie dann für das leibliche Wohl der Zuschauer sorgen. Auch beteiligen sie sich am Ticketverkauf. Sie können einen Prozentsatz des Eintrittspreises behalten.

Der Karnevalsumzug in Diekirch gehört zu den ältesten und größten des Landes. In diesem Jahr werden 57 Gruppen durch die Stadt ziehen: zehn Fußgruppen, vier Fanfaren und 43 Umzugswagen. Die Teilnehmer müssen aber verschiedene Bedingungen erfüllen, um am Event teilnehmen zu dürfen. Das Startgeld beträgt 500 Euro. Die besten Fußgruppen und Festwagen erhalten nach dem Ende des Umzugs einen Preis. Die Sieger bekommen jeweils 750 Euro. 60 Prozent der Teilnehmer sind „Dauergäste“ – sie nehmen regelmäßig an der Cavalcade teil, manche seit mehreren Jahrzehnten, freute sich der Präsident der ESD.

Neu in diesem Jahr

Neu ist dieses Jahr, dass um 14 Uhr die Hauptsponsoren (Brauerei Diekirch, Eldoradio, Garage Blom, Boulangerie a Pâtisserie Jos & Jean-Marie und Nordstrooss Shopping Mile Marnach) auf einem Wagen vor dem Umzug als „warm-up“ fahren und Bier, Einkaufstaschen, Süßigkeiten und Berliner verteilen. Hinter dem Sponsorwagen wird die in Luxemburg bekannte Gruppe „Luma Marching Band“ für gute Stimmung sorgen und den Besuchern die Zeit bis zum Umzug verkürzen.

Dieses Jahr wird der Umzug nicht mit einem Motiv eröffnet. Da Roger Leiner, Zeichner und Freund der Cavalcade, verstorben ist, haben die Organisatoren darauf verzichtet. Der ESD feiert dieses Jahr zudem seinen 40. Geburtstag. Darum wird am 16. Juni ein großes Fest in der „Al Seeërei“ gefeiert, zu dem die bekannte Kölner Karnevalsgruppe „Die Höhner“ eingeladen wurden.


EINIGE ZAHLEN…

Besucherzahl 2017:
+/- 30.000 Personen
Länge des Umzugs:
+/- 2.000 Meter
Personen, die den Umzug mitgestalteten: +/- 1.800
Anzahl der Eintrittsticket-Verkäufer: +/- 100
Informationsbroschüre: 7.111 Exemplare
Menge an Bonbons, Schokolade, Gadgets, Chips usw., die verteilt wurden: 6 Tonnen
Ausgabe von Gebäck: 3.500 „Berliner“
Teilnehmergruppen: 61 (2017), 57 (2018)
Ausgaben: 120.000 Euro. Das entspricht dem Verkauf von etwa 17.150 Eintrittstickets zu je 7 Euro.
Preisgelder an die Gruppen: 5.475 Euro; Preisgelder der Tombola: 1.200 Euro


GESCHICHTLICHES

Der erste Karnevalsumzug fand im Jahr 1870 in Diekirch statt. Das Motto hieß damals „Expédition au pays de la gourmandise“. In den darauffolgenden Jahren fand dann aber keine Cavalcade mehr statt. Erst 1882 und dann 1884 zogen wieder Gruppen durch die Straßen der Sauerstadt. Danach folgte wieder eine Pause, bis 1897. Bis 1979 standen dann nur noch fünf Festumzüge auf der Agenda, in den Jahren 1900, 1946, 1947, 1949 und 1954.
Das sollte sich aber 1978 mit der Gründung des Vereins „D’Eselen aus der Sauerstad Dikrich Asbl.“ (ESD) ändern. Ab 1979 fand jedes Jahr eine Cavalcade statt. Das Motto der ersten Cavalcade der ASD war „Dikkricher Eselsichkeeten“. Nur 1991 machte der Umzug eine Pause, als wegen des Golfkrieges überall in Europa viele Feiern und Feste abgesagt wurden.
Im Laufe der Jahre wuchs der Bekanntheitsgrad des Events, sodass es in der Zwischenzeit einen festen Platz in der Fest-Agenda des ganzen Landes hat.


PRAKTISCHES

– Start des Umzugs: 14.30 Uhr in der route de Gilsdorf. Er geht dann durch folgende Straßen: route de Larochette, rue Alexis Heck, Esplanade, place Guillaume, rue de Stavelot, Avenue de la Gare bis hin zum Kulturzentrum „Al Seeërei“. Die Ankunft der letzten Gruppe ist um 17.30 Uhr vorgesehen.
– Musikalische Umrahmung ab 16 Uhr in der „Al Sëeerei“. Nach der Preisverleihung der schönsten Gruppen und Wagen (18.30 bis 20 Uhr) findet ein großer Ball statt. Für gute Stimmung sorgen u.a. Sound-Express, Käpt’n Änder und DJ Al.
Musik mit DJ Paul auf der Kluuster (vor dem Gerichtsgebäude) von 13 bis 18 Uhr.
– Preise der Eintrittstickets (mit gratis Tombola, wo ein Hauptpreis von 400 Euro auf den Gewinner wartet): sieben Euro vor Ort und fünf Euro im Vorverkauf. Der Eintritt ist für Kinder unter 12 Jahren kostenlos.


VIEL Parkraum, aber weniger Pendelbusse

Um ein Verkehrschaos in der Nordstad zu vermeiden, raten die Veranstalter, das Auto auf einem der umliegenden Parkplätze abzustellen und mit dem öffentlichen Verkehr ins Zentrum von Diekirch zu fahren.

Hier eine Liste des verfügbaren Parkraums:

Diekirch:
• alle zur Verfügung stehenden Parkplätze der Stadt Diekirch
• Cactus/Hobby Center, route d’Ettelbruck
• Bâtiself, route d’Ettelbruck
• Lycée classique, Avenue de la Gare
• Lycée classique, rue Joseph Merten
• Lycée technique hôtelier Alexis Heck, rue Joseph Merten
• Bahnhof
• Unterirdisches Parkhaus Esplanade
Anmerkung an die Besucher:
Alle verfügbaren Parkplätze auf dem Gebiet der Stadt Diekirch können erst ab 19 Uhr geräumt werden.

Ingeldorf:
• alle zur Verfügung stehenden Parkplätze in Ingeldorf
• Cactus
• Asport, Industriegebiet
• Bâtiself, Industriegebiet
Ettelbrück:
• Parking Monopol
• Parking Maartplaz
• Bahnhof
• Parking Deich
Erpeldingen:
• alle zur Verfügung stehenden Parkplätze in Erpeldingen
• alle zur Verfügung stehenden Parkplätze der Umgebung Ettelbrück-Diekirch
Gilsdorf:
• alle zur Verfügung stehenden Parkplätze in Gilsdorf
Zubringerbusse:
• Hin- und Rückfahrt zwischen Ettelbrück und Diekirch sowie zwischen Echternach und Diekirch. Zudem bringen die Züge der CFL die Besucher aus allen Landesteilen zum Karnevalsumzug nach Diekirch.

Im Vorfeld des Events informierte das Transportministerium die Organisatoren der Cavalcade, dass es dieses Jahr einige Pendeldienste aus „finanziellen Gründen“ kurzfristig gestrichen hat. So sollte u.a. kein Bus die „Däichwisen“ mehr anfahren.

Diese Entscheidung bedauern die Veranstalter zutiefst. Sie erinnern daran, dass die Busse dazu dienen, die vielen Besucher nach einem eventuellen Alkoholkonsum sicher nach Hause zu bringen. Als Reaktion auf den ministeriellen Beschluss hat das Organisationskomitee jetzt entschieden, mit eigenen Geldmitteln Pendelbusse zwischen dem Parking „Däichwisen“ in Ettelbrück und dem Bahnhof Diekirch verkehren zu lassen. Leider könnten die Kapazitäten der letzten Jahre aber nicht erreicht werden, sodass die Besucher etwas mehr Geduld mitbringen müssten.

Das Ministerium betonte in einer Stellungnahme, dass die Organisatoren von großen Veranstaltungen bereits im letzten Jahr darauf hingewiesen wurden, dass keine „Privat-Navette“ mehr vom Staat finanziert würde. Der diesbezügliche Brief sei im Januar an die ESD gesendet worden.

Um den Besuchern des Umzugs einen sicheren Heimweg zu ermöglichen, sei der Takt der Buslinie zwischen Diekirch und dem Bahnhof in Ettelbrück sowie der Zugverbindungen massiv erhöht worden.