Meinungsbildung schon abgeschlossen

Meinungsbildung schon abgeschlossen
(Tageblatt/Didier Sylvestre)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Dritte Infoversammlung zum Referendum des Parlaments in Diekirch: Wobei Information nicht mehr unbedingt benötigt wurde: Die Meinungsbildung war scheinbar schon abgeschlossen.

Der Saal war gut gefüllt: Die „Al Seeërei“ war für 180 Zuhörer bestuhlt, ca. 170 dürften es schließlich gewesen sein. Auch zahlreiche (Ex-)Politiker wurden gesichtet; die Mehrheit waren aber interessierte Bürger, schätzungsweise zehn Prozent davon Jugendliche.

Am Rande notiert
Trakte verteilen: Trakte oder Flugblätter zu verteilen, scheint nicht mehr unbedingt in zu sein bei politischen Veranstaltungen. Nach der Versammlung in Diekirch brachte nee2015.lu Flugblätter unter die Leute (der Text beginnt übrigens mit „Opgepasst!“ …), vor der Versammlung war es die KPL gewesen. Die kommunistische Partei rief auf gelbem Papier zum „Weiß wählen!“ auf, da die eigentlich interessanteste Referendum-Frage eh gestrichen worden sei und weitere, laut KPL viel wichtigere Fragen gar nicht erst gestellt würden.
Mehr Info: Folgende Info-Versammlungen des Parlaments finden noch statt: in Mersch (Donnerstag, 19.30, „Mierscher Kulturhaus“) und in Esch (Freitag, 19.30, Auditorium der „Maison du savoir“).
Konkurrenz: Neben der „Chamber“-Versammlung fanden am Montag ebenfalls Info-Abende in Schüttringen und Kayl statt sowie eine DP-Info-Versammlung in Luxemburg.

Für die sechs im Parlament vertretenen Parteien legten einleitend Claude Haagen/LSAP, Gilles Baum/DP, Claude Adam/„déi gréng“, Martine Hansen/CSV, Fernand Kartheiser/ADR und Serge Urbany/„déi Lénk“ während je sieben Minuten die hinlänglich bekannten Positionen dar. Anschließend ließ Moderator Maurice Molitor während einer Stunde Wortmeldungen zur Frage „Aktiivt Wahlrecht fir auslännesch Matbierger“ zu sowie während je einer Viertelstunde zu den beiden anderen Fragen.

Meinungsaustausch ohne konkrete Fragen

14 Zuhörer, acht zum „Ausländer-Wahlrecht“, kamen so zu Wort. Direkte Fragen – „Was passiert, wenn?“, „Wie steht Ihre Partei zu …?“, „Wie gedenkt Ihre Partei dieses oder jenes mögliche Problem zu lösen?“ – an einen der sechs Abgeordneten gab es sehr wenige. Die Wortmeldungen waren eher Stellungnahmen: Eine schon bestehende Meinung zum Ja oder Nein wurde kundgetan; die Politiker reagierten darauf. Alle Beiträge waren sachlich, lediglich ein Zwischenruf aus dem Saal war zu verzeichnen.

Buhrufe oder ähnliches gab es nicht, auch das „Applausometer“ schlug nie signifikant nach oben aus. Auf Politikerseite erntete gefühlt Urbany am meisten Applaus, Kartheiser am meisten Kopfschütteln. Ein wenig Gelächter gab es bei zwei Nein-Stellungnahmen aus dem Saal, während der gefühlte größte Applaus des Abends für eine junge Dame war: Auf „Deuxième“ und gerade 18 geworden, fragte sie, warum um die zwei wichtigsten Fragen des Referendums so viel Angst verbreitet werde: „Wat kann da Schlëmmes geschéien?“

Festhalten kann man aus den Wortmeldungen, dass v.a. Sprache ein Thema zu sein scheint, das viel bewegt. Vom Abgeordneten-Tisch war derweil gleich zweimal die Feststellung zu vernehmen, dass schon zehn Jahre und mehr an einer Verfassungsreform „herumgedoktert“ würde, ohne dass eine Einigung gefunden worden wäre (von der Politik, das wurde nicht explizit gesagt) – und es deshalb höchste Zeit wäre, das Volk zu befragen.

Lesen Sie auch:

27.746 Wähler sind eingeschrieben

„Opgepasst“