Deutschland und USA planen Schnüffelsatellit

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Deutschland und die USA arbeiten laut Wikileaks-Dokumenten an einem satellitengestützten Spionageprogramm, das für Spannungen innerhalb der EU sorgt.

Unter Berufung auf diplomatische Depeschen der US-Botschaft in Berlin berichtete die norwegische Zeitung „Aftenposten“ am Montag, das Projekt für ein Netz von Hochpräzisionssatelliten mit einem Volumen von 270 Millionen Dollar sei als ziviles Umweltschutzprojekt vorgestellt worden. Tatsächlich werde es aber vom Bundesnachrichtendienst (BND) und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betrieben.

Den Depeschen aus den Jahren 2009 und 2010 zufolge sollen die Satelliten bis 2013 installiert sein. Ob die Finanzierung des Projekts gesichert ist, blieb allerdings offen. „Aftenposten“ zitierte aus Depeschen, wonach das Projekt mit dem Namen HiROS (High Resolution Optical System) auf den starken Widerstand Frankreichs stösst und die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Militärsatelliten schwächen könnte.

Die Zeitung zitierte einen DLR-Mitarbeiter, wonach für das Projekt absolut keine Zusammenarbeit mit Frankreich oder einem anderen EU-Staat geplant sei. Es sieht den Bau von sechs Satelliten vor, die hochauflösende Bilder anfertigen. Sie sollen noch Objekte von 50 Zentimeter Durchmesser erkennbar machen und in wesentlich kürzerer Zeit zur Verfügung stellen als bisher üblich. Dank Infrarottechnik sollen die Satelliten auch nachts einsetzbar sein.

„Ein Spionagesatellit“

Andreas Schütz, ein Sprecher des DLR; bestätigte gegenüber deutschen Medien, dass seit zwei Jahren ein Projektvorschlag für einen hochauflösenden, optischen Satelliten unter dem Namen HiROS diskutiert werde. Es sei jedoch „kein Spionagesatellit, ebenso kein geheimes Projekt“. Ziel sei die Bereitstellung von hochaufgelösten optischen Daten für „staatliche Nutzungsbereiche“, etwa das Krisenmanagement bei Naturkatastrophen oder wissenschaftliche Anwendungen. Der Zeitpunkt der Umsetzung sei unklar, so Schütz.

Zu den am Projekt beteiligten Unternehmen könnte laut „Spiegel Online“ die Firma OHB System aus Bremen gehören. Sprecher Steffen Leuthold erklärte, das HiROS-Projekt befinde sich derzeit in der „Angebotsphase“, man beteilige sich daran wie andere Raumfahrtunternehmen auch. Die Finanzierung sei noch unklar, und daran seien schon manche Projekte gescheitert. Dennoch sei die Wahrscheinlichkeit gross, dass HiROS komme, da mit den USA „ein finanzstarker Partner“ beteiligt sei, sagte Leuthold.