Hilfe für Homs läuft an

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(dpa)

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2500 belagerte Menschen in Homs bekommen erstmals die dringend benötigte Hilfe. Für UN-Nothilfekoordinatorin Amos ist es ein "kleiner, aber wichtiger Schritt".

In der seit eineinhalb Jahren belagerten Altstadt von Homs haben die Zivilisten erstmals Hilfslieferungen mit Lebensmitteln und Medikamenten erhalten. Mindestens zwei Lastwagen der Vereinten Nationen (UN) erreichten am Samstagnachmittag die Stadt, wie die Organisation Syrische Menschenrechtsbeobachter bestätigte. Bei der Fahrt in die Stadt wurden nach offiziellen syrischen Angaben vier Helfer durch Rebellenbeschuss leicht verletzt. Die von den Bürgerkriegs-Gegnern vereinbarte Versorgung der rund 2500 Menschen in der umkämpften Zone hatte sich am Samstag um mehrere Stunden verzögert.

Die Umsetzung der Homs-Vereinbarung gilt als wichtige Voraussetzung für die zweite Runde der Genfer Friedensgespräche. Sie soll am Montag beginnen. Die erste Runde dieser Gespräche war Ende Januar ohne greifbare Ergebnisse zu Ende gegangen. Der Homs-Kompromiss war erst vor wenigen Tagen erzielt worden.

Hilfskonvoi unter Beschuss

Vertreter des Regimes und der Rebellen beschuldigten sich am Samstag in Homs gegenseitig, eine seit dem Vortag geltende Waffenruhe gebrochen zu haben. Der Gouverneur der Provinz Homs, Talal al-Barasi, erklärte, die Aufständischen hätten aus ihrer Zone Mörsergranaten abgefeuert. Der Aktivist Omar Homsi aus dem belagerten Teil von Homs sagte der Nachrichtenagentur dpa am Telefon, Heckenschützen des Regimes hätten Schüsse auf den Zugang zur Altstadt abgegeben, um die Einfahrt der Hilfskonvois zu sabotieren.

Die Organisation Syrischer Roter Halbmond teilte mit, die Mitarbeiter seien durch Rebellenangriffe leicht verletzt worden, wie die staatliche Agentur Sana meldete. Die Verletzten würden in einem Krankenhaus der Stadt Homs behandelt. Es blieb unklar, ob die im Auftrag der UN fahrenden Lastwagen direkt angegriffen wurden.

Syrische Regierungstruppen belagern die Altstadt von Homs seit Mitte 2012. Die Situation der dort eingeschlossenen Menschen gilt als kritisch. Viele litten an Hunger, berichten Aktivisten.

„Kleiner, wichtiger Schritt“

Am Freitag konnten erstmals 80 Frauen, Kinder und ältere Menschen die umkämpfte Zone verlassen. Die Hilfsaktion verlief nach UN-Angaben ohne Zwischenfälle. Der am Freitag eingeleiteten Hilfsaktion war eine Einigung zwischen der Regierung in Damaskus, den Aufständischen und den Vereinten Nationen vorausgegangen. Sie kam erst nach langem Tauziehen zustande.

UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos sprach von einem „kleinen, aber wichtigen Schritt auf dem Weg zur Einhaltung internationaler Menschenrechte“. Insgesamt leben nach UN-Angaben noch 2500 Menschen in der belagerten Stadt. Insgesamt sollen 200 Zivilisten – Frauen, Kinder, Verwundete und ältere Menschen – die Altstadt von Homs verlassen können. Die Lage gilt dort wegen der langen Belagerung als äußerst kritisch. Aktivisten berichten, dass die Menschen bereits hungerten.

Dreitägige Waffenruhe

In den Morgenstunden des Freitags trat zudem eine Waffenruhe in Kraft. Im Tagesverlauf waren nach UN-Angaben vereinzelt Schüsse zu hören. Die Waffenruhe soll für drei Tage gelten, bis die humanitären Aktionen abgeschlossen sind.

Die erste Runde der Friedensgespräche war Ende Januar ohne greifbare Ergebnisse zu Ende gegangen. Vertreter der Regierung und der Opposition hatten in Genf heftig über die Hilfe für Homs diskutiert, ohne dass sie eine Einigung erzielten. Den letzten Anstoß für die nunmehr erzielte Vereinbarung gaben offenbar Gespräche des syrischen Oppositionsführers Ahmed al-Dscharba zu Wochenbeginn in Moskau. Russland ist einer der wichtigsten Unterstützer des Assad-Regimes.

Im syrischen Bürgerkrieg sind nach Schätzungen von Aktivisten mehr als 130 000 Menschen getötet worden. Friedliche Demonstrationen gegen das Assad-Regime waren Anfang 2011 von den Sicherheitskräften blutig niedergeschlagen worden. Im Laufe der Zeit formierte sich ein bewaffneter Widerstand, der heute stark zersplittert und von mehr oder weniger radikalen islamistischen Milizen geprägt wird.