Gegen Antisemitismus

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Dhiraj Sabharwal beschreibt in seinem Editorial, weshalb es keine falschen Debatten über Antisemitismus geben darf

Das Video könnte kaum widerwärtiger sein. Verschiedene Reaktionen ebenfalls. Der Besitzer eines israelischen Restaurants in Berlin muss eine antisemitische Tirade über sich ergehen lassen. In zehn Jahren werde er nicht mehr leben. Warum die Juden nach 1945 in Deutschland geblieben seien …  Irgendwann landeten sie alle wieder „in den Gaskammern“.

So viel vorweg: Jede Form von Antisemitismus ist kriminell, aufs Schärfste zu verurteilen und darf unter keinen Umständen toleriert, geschweige denn schöngeredet werden. Besonders primitiv sind jene Zeitgenossen, die solche antisemitischen Auswüchse als pro-israelische Propaganda abtun: „Alles nur eine Verschwörung, weil US-Präsident Donald J. Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt hat.“

Man muss nicht bis ins weite Ausland blicken; auch in Luxemburg ist diese Form von Hate speech leider keine Seltenheit, sieht man sich in Foren und in jenen sozialen Medien um, die Kommentare nicht freischalten, sondern sie in Echtzeit überwachen müssen. Auch auf www.tageblatt.lu und auf unserem Facebook-Auftritt sehen wir uns gelegentlich mit dieser Form von Antisemitismus konfrontiert, deren Verurteilung und Nicht-Veröffentlichung für uns eine Selbstverständlichkeit ist. Ein haarsträubendes Beispiel: „Dir sitt dach déi, wou ëmmer Palästina verteidegen. Ech weess net, waat Anti-Israel mat Antisemitismus ze dinn huet.“ Anhand dieser Wortmeldung zum Artikel rund um den Berliner Lokalbesitzer lässt sich veranschaulichen, was momentan auch in Luxemburg mit Blick auf die Antisemitismus-Debatte schiefläuft:

  1. Wer sich für die Palästinenser einsetzt und dabei lediglich die Einhaltung internationalen Rechts fordert, ist deswegen nicht gegen die Existenz Israels, geschweige denn Antisemit. Im Gegenteil: Das Existenzrecht Israels – ob in Form der Zwei- oder Ein-Staaten-Lösung – darf nicht infrage gestellt werden und ist vom internationalen Recht gewährleistet.
  2. Wer sich vehement gegen Antisemitismus wehrt und ihn in all seinen Formen bekämpft, ist kein Feind der Palästinenser oder eines unabhängigen palästinensischen Staats. Von Christen, Muslimen, Hindus, einer anderen Glaubensgemeinschaft oder von Atheisten gelebter Antisemitismus hat nie eine Daseinsberechtigung.
  3. Wer Antisemitismus nutzt, um damit anti-muslimische Ressentiments zu schüren, tut der jüdischen Gemeinschaft rund um den Globus keinen Gefallen. Er hetzt lediglich Menschen gegen andere Glaubensgemeinschaften auf, lenkt aber davon ab, dass in europäischen Staaten wie Deutschland nicht Muslime, sondern allen voran waschechte Nazis aus der „Heimat“ immer noch am häufigsten Antisemiten sind und gegen Juden gerichtete Verbrechen begehen. Gerade diese braune Soße hetzt auch gegen Flüchtlinge und Muslime und ist stets auf der Suche nach dem nächsten Feindbild.

Insofern klingt es nach bitterer Ironie, dass Trump mit seiner Anerkennung Jerusalems den Antisemitismus nicht eindämmt, sondern ihn rund um die Welt verstärkt und dadurch wiederum die Hardliner in Israel und in den USA weiter radikalisiert.

Jos. Reinard
26. Dezember 2017 - 15.40

Ja, Claude Oswald, sie haben es erkannt, das Kernproblem liegt in der Gründung des Staates Israel, aber nicht erst seit die Engländer einen Teil Palästinas den Israeliten zugeteilt haben. Nein schon viel früher hat jemand dem Nomadenvolk Israel das Land zum ewigen Besitz versprochen. Es war dies, der auch bei uns im Christentum verankerte Gott des sogenannten alten Testaments. Nachdem die Israeliten 40 Jahre in der Wüste umhergeirrt waren, wurde ihnen das Land wo Milch und Honig fließt zur Eroberung freigegeben. Dort aber lebten auch schon zu der Zeit Menschen wie Amoriter, Kananiter, Moabiter usw. Aber mit Hilfe ihres Gottes (Krieg und Vertreibung) besiedelten die 12 resp. 13 Stämme Israels die Gebiete und gründeten das Königreich Israel (David, Salomon usw.) Später unter den Königen Rehabeam und Jerobeam teilte sich das Reich (wegen Verlegen des Sabbats auf den Sonntag) in 2 Teile. Ein Teil welcher heute als die 10 verlorenen Stämme bezeichnet wird, und wo ihre Spuren sich heute meist in den westlichen Länder wiederfinden, wie z.B. Danmark was so viel bedeutet wie Dan's Zeichen usw. Der Rest war als Königreich Juda bekannt und wurde definitiv von den Römern ausgelöscht. Es folgten Osmanen, Kreuzritter usw. Soweit ein unvollständiger Exkurs in die historische Geschichtsschreibung. Nun am gestrigen Tag wo die Christen die Geburt des Sohnes des a.t.Gottes feierten, sollten wir uns die Frage stellen, ob sich dieser wirklich des amerikanischen Präsidenten bedient um die Versprechen an die Israeliten wiederum unter Gewaltanwendung in die Tat umzusetzen ? Und dies hat nun wirklich nichts mit Antisemitismus zu tun, freundlichst.

Bpat
26. Dezember 2017 - 12.51

Ich kann mich immer nur wiederholen , was hat Anti Israel Politik mit Antisemitismus zu tun ?In Israel leben nicht nur Juden es gibt auch andere Religionen dort . Ergo kann Israel Kritik nicht per se Antisemitisch sein . Die Leute die Israel Kritik als Antisemitisch sehen sind die Gleichen die sagen dass nicht alle Moslems Attentäter sind . Obwohl es genau das Gegenteil sein müsste. Wer sagt dass Israel Kritik Antisemitisch ist muss entweder sagen , alle Muslime sind Terroristen oder kein Muslime ist Terrorist . Leider ist es modern geworden Alles was nicht Links oder Mainstream ist als radikal zu bezeichnen . Es ist schon soweit dass es kriminalisiert wird ,wenn Links-Autonome per Foto wegen Straftaten gesucht werden . Mitte Rechts aber straffrei als Nazis betitelt werden können . Wenn es politisch so weiter geht dauert es nicht mehr lange und wir haben wieder mittelalterliche Zustände wie bei der Inquisition

Bernard
22. Dezember 2017 - 21.03

Die Antwort hab ich weiter oben schon gegeben: Die Politik der israelischen Regierung(en) kann man durchaus verurteilen – das ist legitime Kritik. Wie Krieg geführt wird - ich nehme an, Sie nehmen Bezug auf den Gazakrieg von 2014 - dazu kann man seine Meinung haben, vielleicht sind Sie ja sogar ein Militärexperte. Es kamen dabei 2200 Palästinenser ums Leben, davon etwa 1000 Kämpfende. Das kann man bedauern. Sie sollten vielleicht auch die kriegsführenden Parteien in Syrien 'hassen und verdammen': dort sind die lezten Jahre etwa 300'000 Menschen ums Leben gekommen, sehr viele davon Zivilisten. Oder die Kriegsparteien im Jemen, wo es über 10'000 Tote gegeben hat, wo Hungersnot herrscht und eine Cholera-Epidemie wütet -man spricht von 1 Million Erkrankungen; u.s.w... Immerhin schön, dass Sie nichts 'gegen Juden per se' haben. Was soll denn das 'per se' - haben Sie also vielleicht doch was gegen Juden? Und deswegen Ihr 'deux poids, deux mesures?

Bernard
22. Dezember 2017 - 14.53

''Der Jude ist an allem schuld''. 1912 erschien in Leipzig Heinrich Claß' antisemitischer Bestseller "Wenn ich der Kaiser wär'"...ein Lehrbuch für Hitler. Es gibt natürlich viele solcher Referenzen, und es ist wohl nicht überraschend: wenn die Juden am Antisemitismus selbtst Schuld sind, brauch der Antisemit sich nicht zu schämen.... Heute ist Israel an allem Schuld, wenn man den Satz von Claß aktualisiert. Die 'Logik' bleibt die gleiche. Herr Oswald vermutet sogar das Kernproblem bei der Gründung des Staates Israel. Wenn dem so wäre, wäre dieser Staat ja dann von vornherein, inhärent, ein Problem. Das meint auch der Iran, die Hamas, etc. Finde ich schon bedenklich. Die Politik der aktuellen israelischen Regierung kann man durchaus verurteilen - das ist legitime Kritik. Was schlagen Sie denn nun konkret vor?

Bernard
22. Dezember 2017 - 14.38

Danke für Ihren Artikel, Herr Sabharwal, und Ihren Einsatz gegen Antisemitismus. Antisemitismus gibt es in unterschiedlichen Formen, er kommt aus unterschiedlichen Richtungen. Man sollte den Antisemitismus der extrem rechten Szene nicht unterschätzen. Die beeindruckensten Verbrechen gegen Juden in Europa in den letzten 10 Jahren, sei es in Toulouse, in Brüssel, in Paris, etc. gehen allerdings auf das Konto von einheimischen radikalisierten Moslems. Ebenso die rezenten Ereignisse auf Deutschlands Strassen, die von Politiker aller couleur verurteilt worden sind. Das muss man auch wahrnehmen können. Es kann allerdings keine Rechtfertigung sein, um anti-muslimische Ressentiments zu schüren. Genauso wie man nicht alle Juden über einen Kamm scheren kann kann man nicht alle Muslims èber einen Kamm scheren. Mit Ihrer Schlussfolgerung hab ich allerdings meine Probleme: verstärkt Trumps Anerkennung von Jerusalm als Hauptstadt Israels wirklich Antisemtismus? Was haben z.B. Luxemburger Juden mit Trumps Entscheidung zu tun? Man könnte genaus so gut argumentieren, dass europäische Politiker oder Organisationen, die tagtäglich den Staat Israel verteufeln, den Antisemitismus bei uns verstärken, besonders enn man weiss, wie wenige unserer Mitbürger in der Lage sind, zwischen Jude und Israeli zu unterscheiden.

armand
22. Dezember 2017 - 13.31

Sicher, in indien werden die frauen auch unterdrückt im süden der usa mögen viele leute weder juden, mexikaner noch schwarze menschen. Nur, mein lieber Herr Sabharwal, haben wir es in europa aber nicht mit einer grossen zuwanderung von inder oder us-amerikaner mit Ku-Klux-Klan hintergrund zu tun. Relativieren und übertriebene toleranz, verweis auf israel sind fehl am platz. Man sollte den realitäten schon rechnung tragen… vor dem berliner bundestaggebäude (früher reichstaggebäude/reichskristallnacht) wurden isrealfahnen verbrannt und rassistische parolen verbreitet … die polizei sah däumchen drehend zu.

Giorgio
22. Dezember 2017 - 11.01

Bin ich nun ein Antisemit? Ich unterstütze die Aussage von Claude Oswald. Ich habe früher nie und nimmer etwas gegen „Israelis“ gehabt, und stelle das Existenzrecht Israels auch nicht in frage. Als ich sah wie Israelis hunderte Palästinensische Häuser mit Bulldozern niederwalzten um illegale israelische Siedlungen zu erbauen auf gestohlenem Land, die Art und Weise wie sie den „Gaza-Streifen“ regelrecht mit heftigstem Kriegsmaterial neulich zerbombten, Schulen, Krankenhäuser, .. einfach alles, ist das für mich die reinste Form von Kriegsverbrechen und gehört verdammt. Die Weltgemeinschaft schaut tatenlos zu. Nun bin ich aber nicht gegen Juden per se. Ich möchte keinen Hassen oder verdammen, doch fällt es mir bei diesem barbarischen Vorgehen der Israelis schwer nicht eine gewisse Wut und Trauer zu entwickeln. Was nun tun mit diesen Gefühlen? Bin ich nun ein Antisemit weil ich Israels vorgehen aufs aller schärfste verurteile? Dabei bin ich kein Moslem, kein Rechts-Denkender, kein Kneipen-Gänger, Ein Wohlverdiener, etc..

Claude Oswald
22. Dezember 2017 - 9.18

Vielleicht liegt das Kernproblem ja bei der Gründung des Staates Israel, die nicht unumstritten war. Oberflächlich betrachtet, kehrten die Juden in ihre Heimat zurück. Ich habe allerdings gelesen, dass das Land das sie besetzten, kein Niemandsland war und auch nicht unbewohnt war. Die nichtjüdischen Bewohner mussten sich mit den jüdischen Neuankömmlingen arrangieren. Beziehungsweise wurden sie allmählich ins Abseits gedrückt. Ein Problem scheint mir desweiteren die Besetzung des Westjordanlandes durch Israel zu sein, so wie die Errichtung illegaler Siedlungen in Palästinensergebieten. Dies alles vermittelt den Eindruck, als ob der Staat Israel pure Willkür walten lasse.