Von der „Maison relais“ in den Sportverein: Die Universallösung gibt es nicht

Von der „Maison relais“ in den Sportverein: Die Universallösung gibt es nicht

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Wie bekommt man die Kinder aus den „Maisons relais“ in den Sportverein? Meist stellt der Transport bereits die erste große Hürde dar. Auf nationaler Ebene kann nur wenig unternommen werden. In einigen Gemeinden hat man bereits gute Lösungsansätze gefunden. Allerdings sind die Herausforderungen je nach Region und Größe sehr unterschiedlich.

Oftmals beschweren sich Jugendtrainer darüber, dass Sportvereine immer mehr zu einer „Crèche“ werden, wo ein paar Stunden auf die Kinder aufgepasst wird. Damit könnte in naher Zukunft Schluss sein. Denn mittlerweile haben die „Maisons relais“ diese Aufgabe für rund zwei Drittel der Kinder im Großherzogtum übernommen.

Was auf den ersten Blick nach einer guten Nachricht klingt, ist es für die Sportvereine dann doch nicht. Denn die Kinder von den Betreuungseinrichtungen zum Training zu bringen, ist nicht ganz unkompliziert. „Wir merken schon, dass viele Kinder in die ‚Maison relais‘ gehen und somit für uns als Verein nicht zur Verfügung stehen“, hatte Antoinette „Tun“ Gary Kox vom HB Museldall gegenüber dem Tageblatt bestätigt. Das war im Mai, unmittelbar nachdem Sportminister Romain Schneider (LSAP) und Bildungsminister Claude Meisch (DP) ihr Konzept für die Bewegungserziehung von Kindern bis zwölf Jahren vorgestellt hatten.

Auch der Transport wird in dem Konzept erwähnt. Allerdings wird den Akteuren, also den „Maisons relais“, Gemeinden und Vereinen, lediglich ans Herz gelegt, dass sie Konzepte ausarbeiten sollen, die dies regeln. „Als Ministerium können wir die Gemeinden und Vereine nur dazu ermutigen, nach Lösungen zu suchen. Die Herausforderungen sind von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Deswegen macht ein nationales Konzept keinen Sinn“, sagt Myriam Bamberg aus dem Bildungsministerium.

Die Herausforderungen unterscheiden sich bereits je nach Größe der Gemeinde. In Tandel zum Beispiel gibt es eine „Maison relais“ mit rund 200 Kindern. „Bei uns fahren die Kinder mit Einverständnis der Eltern natürlich mit dem Bummelbus zum Training“, erklärt Tania Rosselli, die Leiterin der Einrichtung.

Der Bummelbus kann von Einwohnern aus 40 Gemeinden im Norden des Landes bestellt werden und bietet so eine zusätzliche Alternative zum öffentlichen Transport. „Die meisten Kinder sind in Vereinen in den Nachbargemeinden eingeschrieben. Aber wir haben auch welche, die mit dem Bummelbus bis zum Schwimmtraining nach Hosingen fahren“, sagt Rosselli. Da die „Maison relais“ in unmittelbarer Nähe der Sporthalle und des Fußballplatzes liegt, brauchen einige nicht einmal den Bummelbus, um zum Training zu kommen.

Diese Nähe der unterschiedlichen Einrichtungen wird auch vom Sportministerium gefördert. „Wir reden von einem Dreieck bestehend aus Schule, ‚Maison relais‘ und Sporthalle“, so Rob Thillens, Regierungskommissar im Sportministerium. „So können wir unseren Teil dazu beitragen, dass auch die Kinder in den ‚Maisons relais‘ in die Sportvereine kommen.“ Das ist aber noch nicht überall der Fall. Wie zum Beispiel in Grevenmacher. Die „Maison relais“ steht im Zentrum der Moselgemeinde, die Sporthalle und das Fußballstadion „Op Flohr“ befinden sich rund einen Kilometer weiter. In einem solchen Fall bieten sich eigentlich zwei Möglichkeiten an. Ein Trainer oder Betreuer des Sportvereins holt die Kinder von der Betreuungseinrichtung ab, was sich durch den allgemeinen Mangel an freiwilligen Helfern häufig als nicht so einfach herausstellt. Oder Erzieher begleiten die Kinder zum Training. Allerdings fehlen diese dann in der „Maison relais“. „Ein richtiges Transportkonzept haben wir nicht“, sagt Frank Kohl, Leiter der „Maison relais“ in Grevenmacher. „In Zusammenarbeit mit einigen Vereinen haben wir allerdings Schnupperkurse für die Kinder angeboten.“

Auch in Esch arbeitet man eng mit den Sportklubs zusammen. Laurent Zimmer, Verantwortlicher der „Maison relais“ der Minettemetropole, hebt in diesem Zusammenhang vor allem die Lasep hervor. In der zweitgrößten Stadt Luxemburgs tut sich aber noch ein weiteres Problem auf. Hier werden pro Tag 1.500 Kinder, aufgeteilt auf 13 Einrichtungen, betreut. „Wenn jetzt zum Beispiel ein Kind aus der ‚Maison relais‘ im Brill-Viertel zum Handballtraining nach Lallingen und ein anderes aus der gleichen Einrichtung zeitgleich zum Fußballtraining auf den Galgenberg muss, dann ist das nicht einfach zu organisieren“, so Zimmer. Man versuche, gemeinsam mit den örtlichen Klubs Lösungen zu finden. Größere Vereine, die über ein bestimmtes Budget verfügen, kümmern sich bereits um den Transport des Nachwuchses. So zum Beispiel der Fußballklub Progrès Niederkorn, der seine Jugendkicker mit dem Minibus aus den „Maisons relais“ abholt.

In der Hauptstadt wurde eigens dafür eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vereinsvertretern und Gemeindeverantwortlichen, gegründet, um die Sportvereine zu entlasten. Diese Gruppe beschäftigte sich auch mit dem Transport und schlug die Einführung eines Rufbusses vor, auf den die Klubs zurückgreifen könnten. Allerdings schaffte dieser Vorschlag es nicht einmal bis in die Gemeinderatssitzung.

Eine Universallösung, um die Kinder aus den Horten zum Training zu bringen, gibt es nicht. Allerdings gibt es in einigen Gemeinden bereits gute Ansätze, die unbedingt unterstützt werden müssen. Ansonsten werden die Vereine es schwer haben, Nachwuchs zu finden, und sterben irgendwann aus.

Lokale oder regionale Transportkonzepte sind also die Basis, damit alle Kinder die Chance haben, ihren Sport auch regelmäßig auszuüben. Es sei denn, die „Maisons relais“ würden in Spielkonsolen investieren und die Kinder so im E-Sport-Bereich fördern. Ob das allerdings wünschenswert und im Interesse des Bewegungförderungskonzeptes wäre, sei dahingestellt.