Sechs Straßen und ein Platz mehr erinnern in Düdelingen jetzt an verdiente Frauen – immerhin

Sechs Straßen und ein Platz mehr erinnern in Düdelingen jetzt an verdiente Frauen – immerhin

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Frauen sind in Düdelinger Straßennamen zwar immer noch deutlich seltener vertreten als Männer, aber das Missverhältnis hat sich gerade etwas entschärft: Im Stadtteil Lenkeschléi tragen jetzt sechs Straßen und ein Begegnungsplatz die Namen von verdienten Düdelingerinnen. 

Die Leben und Werke der sechs Frauen waren ganz unterschiedlich: Sie haben sich politisch engagiert oder sozial, haben Widerstand gegen die Nazis geleistet oder den Luxemburger Sport weitergebracht (Kurz-Biographien siehe unten).

Als Namenträgerinnen für Düdeliner Straßen stehen sie wiederum stellvertretend „für all die Frauen, die ihren Beitrag geleistet haben“ – das hat Düdelingens Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) anlässlich der Einweihungen am gestrigen Weltfrauentag  (8.3.2019) auf der neuen Place Cécile Biever-Wagner im Stadtviertel Lenkeschléi gesagt.

Wenige, aber mehr als im Rest des Landes

Von den insgesamt 187 Straßen und öffentlichen Plätzen in Düdelingen sind 11 nach Frauen benannt, also etwa 6 Prozent. Das ist immerhin eine deutliche Steigerung gegenüber 2015, als es noch nur fünf Straßen waren.

Die Männerquote ist allerdings immer noch mehr als 6 mal so groß wie die der Frauen: 67 Straßen und Plätze sind nämlich nach Männern benannt.

Landesweit beträgt der Prozentsatz an Straßen mit Frauennamen sogar weniger als zwei Prozent.

Die Benennung der fünf Straßen und der „place de rencontre“ wurde 2015 auf Vorschlag der Kommission für Gleichstellung und Nichtdiskriminierung einstimmig im Gemeinderat angenommen.

Bei diesem Projekt hat die Stadt Düdelingen mit der jeweiligen Gleichstellungsdienststelle und Kommission mit dem „Conseil national des femmes au Luxembourg“ zusammengearbeitet.


Andrée Viénot-Mayrisch (1901 bis 1976) … 

… kommt in Düdelingen zur Welt. 1926 übernimmt sie die Leitung der sozialen Einrichtungen der Arbed-Werke. Sie beteiligt sich am geheimen Wiederaufbau der sozialistischen Partei in Frankreich. In den späteren Jahren wird sie zur Generalrätin im Kanton Rocroi (Frankreich) sowie zur Bürgermeisterin ernannt.

Marie Carmes-Heffenisch (1902-1985) …

wird im Oktober 1902 in Colmar-Berg geboren. Nach dem Tod ihres Mannes 1932 zieht sie nach Düdelingen und übernimmt das Hotel „Hengesch“. Dieses wird zum Umschlagplatz für illegale Zeitungen, Flugblätter und zum Versteck für sieben „réfractaires“. 1944 wird sie verhaftet und in das KZ Ravensbrück deportiert. Dort erlebt Carmes die Befreiung im April 1945. Im Juni 1945 kehrt sie nach Luxemburg zurück.

Marie Berg-Clausse (1909-1975) …

… ist Mitglied beim „Luxemburger Freiheitsbund“. Sie versteckt und versorgt während des Zweiten Weltkriegs zwei „réfractaires“ in ihrem Haus. 1944 wird sie verhaftet und ins KZ Ravensbrück deportiert. Im Juni 1945 kehrt sie nach Luxemburg zurück. Später ist sie in der „Amicale des femmes concentrationnaires et prisonnières politiques luxembourgeoises“ aktiv (PDF mit mehr Informationen).

Cécile Biever-Wagner (1911-2005) …

… erlebt die Kriegsjahre in Frankreich. Sie wird Vorsitzende des „Foyer de la femme“ und Präsidentin des Düdelinger Sozialamts. Zu den Wahlen 1969 kandidiert Cécile Biever auf der LSAP-Liste in Düdelingen. 1970-1975 ist sie dort die erste weibliche Gemeinderätin.

Emilie Anna (Milly) Ludwig-Steinmetz … 

… beginnt während der Kriegsjahre mit der Leichtathletik. Neben mehreren Landestiteln nimmt sie erfolgreich an Turnieren teil und 1948 an den Olympischen Spielen in London. Sie hilft bei der Gründung des Basketballverbandes und des T71 Düdelingen.

Marthe Bigelbach-Fohrmann (1933-1995) …

…  wird 1984 die erstgewählte Frau im Süden des Landes und ist bis 1979 Abgeordnete für die LSAP. Sie ragt vor allem in den Bereichen der Sozial- und Frauenpolitik heraus. 1976-1988 sitzt sie im Düdelinger Gemeinderat.