F91-Neuzugang Marc-André Kruska: „Ich kann stolz auf mich sein“

F91-Neuzugang Marc-André Kruska: „Ich kann stolz auf mich sein“
Marc-André Kruska soll im zentralen Mittelfeld der Düdelinger die Fäden ziehen. Foto: Albert Krier

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Marc-André Kruska ist der prominenteste Neuzugang, den die BGL Ligue in diesem Jahr zu bieten hat. Der ehemalige Bundesligaprofi von Borussia Dortmund (98 Bundesligaspiele) soll bereits im Hinspiel des Champions-League-Duells gegen den ungarischen Meister Videoton FC (Dienstag 18.00 Uhr im Stade Jos. Nosbaum) einen entscheidenden Beitrag im Mittelfeld des luxemburgischen Titelträgers leisten.

Marc-André Kruska gehörte vor 13 Jahren zu den talentiertesten Kickern, die Deutschland zu bieten hatte. 2015 wurde er mit der Fritz-Walter-Goldmedaille ausgezeichnet und damit zum besten U18-Spieler der Bundesrepublik gewählt. Im Alter von 17 Jahren, zehn Monaten und 22 Tagen erzielte er sein erstes Tor für Borussia Dortmund und ist noch heute der neuntjüngste Torschütze der Geschichte der Bundesliga.

Seine Karriere verlief zunächst nach Plan. „Der Stern von Castrop-Rauxel“, wie der Weser Kurier den Mittelfeldspieler einmal taufte, kam in seinen ersten fünf Jahren beim BVB zu 98 Einsätzen in der Bundesliga. Zum großen Sprung sollte es jedoch nie reichen. Im Januar 2009 wechselte er zum belgischen Topverein FC Brügge. In Belgien verletzte er sich am Knie und kurz danach wurde die deutsche U21 ohne Kruska Europameister. Das Talent kehrte zurück in seine Heimat – hatte aber an Standing verloren. Es folgten fünf Jahre bei Energie Cottbus und zwei Jahre beim FSV Frankfurt in der 2. Bundesliga. Zuletzt lief er für den Paderborner SC und die zweite Mannschaft von Werder Bremen in der 3. Bundesliga auf. Die Rückkehr in die deutsche Oberklasse schaffte er nicht mehr.

Mit 31 Jahren soll er nun in Düdelingen die Mannschaft mit seiner geballten Erfahrung führen.

Tageblatt: Wie kam es nach Jahren in den deutschen Bundesligen zum Wechsel nach Luxemburg?
Marc-André Kruska: Das ging eigentlich sehr schnell über die Bühne. Im Winter bin ich für ein halbes Jahr zur zweiten Mannschaft von Werder Bremen gewechselt. Es war jedoch von Anfang an klar, dass ich nur bis Sommer bleiben werde. F91-Co-Trainer Erwin Bradasch, der auch Scout bei Werder ist, hat dann Kontakt zu mir aufgenommen. Daraufhin habe ich mir den Verein angeschaut und war auch relativ schnell von einem Wechsel nach Düdelingen überzeugt. Ich wollte unbedingt noch einmal was anderes sehen und ins nähere Ausland wechseln. Erwin Bradasch und Dino Toppmöller haben mir sehr viel vom Verein erzählt und von der Chance, im Europapokal anzutreten. Ich bin jetzt 31 und spiele zum ersten Mal Champions League. Auch wenn es nur die Qualifikation ist, ist es doch etwas Besonderes für mich. Unser Ziel sollte die Gruppenphase sein – ob in der Champions oder Europa League. In den letzten Jahren ist der F91 stets knapp gescheitert. Wir werden immer der Außenseiter sein, aber die WM zeigt derzeit, dass Überraschungen immer möglich sind.

Waren viele Leute aus deinem Umfeld von dieser Entscheidung überrascht?
Die meisten haben gesagt: Gib einfach Gas. Es war keine leichte Entscheidung für mich, den deutschen Fußball zu verlassen, aber ich wollte einfach noch einmal Freude am Fußball haben und in den nächsten drei Jahren an meiner Karriere nach dem Fußball basteln. Wenn man erst dann, wenn es vorbei ist, darüber nachdenkt, was man machen will, dann ist es meistens schon zu spät.

Was sind deine ersten Eindrücke von deinem neuen Umfeld und dem Niveau?
Es ist natürlich alles kleiner. Der große Unterschied ist, dass bei deutschen Vereinen deutlich mehr Leute aus dem Umfeld fest eingestellt sind. Beim Trainerteam sehe ich jedoch keine großen Differenzen zu Deutschland. Die Arbeitsmethoden sind ähnlich – auch wenn man hier auf die berufstätigen Spieler eingehen muss. In Deutschland wird oft um 10 Uhr und um 16 Uhr trainiert, hier wird morgens und abends trainiert. Aber daran werde ich mich auch noch gewöhnen. Von der Qualität her haben wir eine gute Mannschaft, das hat man in den Testspielen bereits ansatzweise gesehen.

Nach einer sehr kurzen Eingewöhnungsphase beginnt am Dienstag bereits die erste Champions-League-Qualifikationsrunde. Was weißt du über F91-Gegner Videoton?
Vorher kannte ich den Gegner nicht, in den letzten Wochen habe ich mich mit ihnen befasst. Man kennt vor allem Szabolcs Huszti aus der Bundesliga. Das Trainerteam hat uns sehr viele Informationen zu Videoton zukommen lassen. Es ist eine sehr aggressive und körperlich starke Mannschaft, die über sehr spielstarke Stürmer verfügt.

Was wird deine Aufgabe beim F91 Düdelingen sein?
Wir haben sehr viele gute und erfahrene Spieler. Jeder muss sich einbringen. Aber auch ich will Verantwortung übernehmen, da ich über viel Erfahrung auf hohem Niveau verfüge. Ich bin jedoch eher das spielerische Element als der Lautsprecher. Der Trainer wird mir schon sagen, was er von mir verlangt.

In der Hinrunde 2017/18 bist du in Paderborn nur noch in der zweiten Mannschaft zum Einsatz gekommen, danach warst du Führungsspieler bei der zweiten Mannschaft von Werder Bremen II. Welche Probleme gab es in Paderborn?
Ich habe mich am Ende der vorletzten Saison am Knie verletzt, dadurch bin ich später in die Vorbereitung der vergangenen Saison gestartet. In den ersten Spielen lief es gut für Paderborn und der Verein hatte starke Spieler auf meiner Position verpflichtet. Es gab also keinen Grund für den Trainer, das Team umzukrempeln. Da ich jedoch unbedingt spielen wollte, bin ich in der Winterpause nach Bremen gegangen.

Dir wurde in jungen Jahren eine große Karriere vorausgesagt. Warum hat es deiner Meinung nach nicht geklappt?
Kurz vor der U21-EM 2009 habe ich mich am Innenband des Knies verletzt. Deutschland ist Europameister geworden und ich saß zuhause. Das war ein Knackpunkt in meiner Karriere. Danach habe ich nur noch in der zweiten Liga gespielt. Es ist aber trotzdem erstaunlich, dass ich so lange auf dem Niveau spielen konnte, denn ich war nie der Schnellste, aber im Fußball wird immer mehr auf Schnelligkeit gesetzt.

Bist du trotzdem zufrieden mit deinem Weg?
Ja, sehr. Ich kann stolz auf mich sein. Nicht jeder kann behaupten, über 400 Profispiele bestritten zu haben. Ich war in allen Vereinen fast immer Stammspieler und habe so einiges aus mir rausgeholt.

Bert van Maarwijk oder Benno Möhlmann hießen u.a. zwei Trainer in deiner Karriere. Welchen Eindruck hast du von F91-Coach Dino Toppmöller?
Einen sehr guten. Man merkt, dass er noch vor kurzem selbst aktiver Spieler war. Das ist immer was anderes als bei einem älteren Trainer. Die Vorbereitung war gut, aber ich kann ihn natürlich noch nicht komplett beurteilen und das würde ich auch nicht. Doch ich gehe davon aus, dass man von jedem Trainer was lernen kann – ob alt oder jung.