Der rote Faden der Luxemburger bei der EM-Quali: Es fehlt nicht viel

Der rote Faden der Luxemburger bei der EM-Quali: Es fehlt nicht viel

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Die „Roten Löwen“ spielen in der bisherigen EM-Qualifikation auf einem erstaunlich konstant hohen Level und sind auf Augenhöhe mit Teams aus den Top 40 der Welt. Anstatt sieben stehen derzeit aber nur vier Punkte in der Gruppe B zu Buche. Um Siege gegen große Fußballnationen einfahren zu können, fehlt aber nicht mehr sehr viel.

„Ich kann es nur mit Humor nehmen“, sagte Nationaltrainer Luc Holtz am Dienstagabend nach der 1:3-Niederlage gegen Serbien. Wieder einmal waren seine „Roten Löwen“ auf Augenhöhe mit einer Mannschaft, in der es nur so von gestandenen Stars wimmelt. Wieder einmal ging Luxemburg als Verlierer zum Platz. Zum dritten Mal in dieser Qualifikation. Bereits in den zwei Duellen gegen die Ukraine wurde die FLF-Auswahl um den Lohn gebracht. Im Hinspiel verhinderte ein Eigentor von Gerson Rodrigues in der Nachspielzeit ein Unentschieden (1:2) und im Rückspiel wurde Luxemburg ein reguläres Tor von Christopher Martins wegen Abseits aberkannt (0:1).

Aller schlechten Dinge sind drei: Gegen Serbien traf Vincent Thill bei seinem Schuss (44. Minute) nur den Pfosten und in der zweiten Hälfte grätschte der gegnerische Torwart einen Versuch des 19-Jährigen vor der Linie. Auf der anderen Seite zeigte sich die Balkan-Elf effizient und traf bei fast jeder sich bietenden Gelegenheit.

Zu einem Unentschieden fehlten gegen die Ukraine und Serbien jeweils Zentimeter. Diese sind noch immer durch die mangelnde Erfahrung der Luxemburger auf internationalem Level zu erklären. Am Dienstag standen wieder sechs Spieler auf dem Platz, die unter 24 Jahre alt sind und noch weit davon entfernt sind, das sogenannte beste Fußballeralter zu erreichen. Und das wird sich auch in den nächsten Monaten nicht ändern. Alle haben jedoch in den vergangenen Monaten den Beweis ihrer Qualität auf internationalem Niveau abgeliefert.

Martins wurde vermisst

Verschiedene Ausfälle können jedoch nicht so einfach kompensiert werden. Das zeigt das Beispiel eines 22-Jährigen. Christopher Martins hat sich 2019 zum Dreh- und Angelpunkt des Luxemburger Spiels entwickelt. Der Profi von Young Boys Bern ist das Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld. Er bestimmt, wann das Tempo erhöht oder gedrosselt wird. Defensiv gewinnt er Zweikämpfe, frisst die Kilometer und gewinnt Kopfballduelle. Offensiv kann man sich auf seine Spieleröffnungen und seine Märsche nach vorne verlassen. Gegen Serbien und im Testspiel gegen Nordirland fehlte der „Schweizer“ wegen einer Adduktorenverletzung.

Seine Rolle konnte keiner eins zu eins einnehmen. Olivier Thill ist eher offensiver Mittelfeldspieler, während Leandro Barreiro ein Allrounder ist. Beide leben auch von der Präsenz von Martins. Gegen Serbien zeigte der Mainzer Barreiro allerdings wieder einmal, welches Arbeitsvolumen gepaart mit spielerischer Eleganz er an den Tag legen kann.
Das Gleiche gilt für Vincent Thill. Manche würden sagen, dass er immer mehr an den ehemaligen Bayern-Star Arjen Robben erinnert. Der 19-jährige Luxemburger zieht es immer mehr vor, von seiner rechten Seite in die Mitte zu ziehen und dann seinen feinen linken Fuß einzusetzen. Vergangene Saison erzielte er auf diese Weise viele Tore für Pau und hätte es auch gegen Serbien getan, wäre da nicht ein Aluminiumpfosten gewesen.

Gegenspieler aussteigen lassen

Viel fehlte auch bei Gerson Rodrigues nicht. Der neue Star von Dynamo Kiew konnte gegen Serbien und Nordirland nicht wirklich Akzente setzen, war aber dauerhaft in Bewegung und sorgte so für jede Menge Aufregung in den gegnerischen Abwehrreihen. Sein Spiel ist darauf aufgebaut, den Gegenspieler aussteigen zu lassen. Das klappte in den vergangenen zwei Partien nicht so oft. Nationaltrainer Luc Holtz hat bei ihm jedoch die Gewissheit, dass er aufgrund seiner deutlich verbesserten Physis zu jedem Zeitpunkt ein Spiel mit einem Dribbling, einem Kopfball oder einer verrückten Aktion entscheiden kann.

Der Vorteil von Holtz: Auch Danel Sinani, Vincent Thill oder Olivier Thill können aus dem Nichts eine Partie drehen. Dass Luxemburg eigentlich immer und gegen jeden Gegner gefährlich ist, zeigt die Statistik. In den drei Duellen gegen die Ukraine und Serbien gab die FLF-Auswahl 38 Schüsse auf das Tor ab, die Gegner 29.

Das sind außergewöhnliche Zahlen. Wegen mangelnder Effizienz, verbunden mit Pech, gingen die Favoriten jedoch dreimal als Sieger vom Platz. Die Mannschaft läuft Gefahr, dieses Szenario in den drei verbleibenden EM-Qualifikationsspielen gegen Portugal (11.10. und 17.11.) und Serbien (14.11.) noch einmal zu erleben. Schon jetzt scheint sicher zu sein, dass Luxemburg diese Hammergruppe mit Bravour überstehen wird. Und das ist kein Nachteil mit Blick auf die nahe Zukunft und die Nations League für diese junge Generation.