15 Minuten Zerstörung, wochenlange Arbeit: Tornado hält Behörden und Hilfskräfte auf Trab

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In nur 15 Minuten zerstörte der Tornado am Freitagabend Häuser, Autos und Strommasten. Das ganze Wochenende über waren Behörden, Soldaten und Feuerwehrleute im Einsatz. Die Regierung kündigte derweil finanzielle Hilfen an.

Von 17.35 bis 17.50 Uhr: In gerade einmal 15 Minuten hinterließ der Tornado, der am Freitagabend durch den Südwesten des Landes fegte, eine Schneise der Zerstörung. Premierminister Xavier Bettel (DP), der seinen Urlaub abbrach, um sich vor Ort zu begeben, sprach von Bildern, „die man nur aus Filmen kennt“.

Die Regierung reagierte schnell. Bettel entschied gemeinsam mit Innenministerin Taina Bofferding (LSAP), eine Krisenzelle einzurichten, um die Rettungs- und Hilfsarbeiten zu koordinieren. Weil sich beide Politiker zu dem Zeitpunkt im Urlaub befanden, übernahm Arbeitsminister Dan Kersch in einer ersten Phase den Vorsitz der Krisenzelle.

Personen versuchen die Häuser der Opfer zu plündern

Bereits in den ersten Stunden gingen über 1.000 Anrufe bei der Notrufzentrale ein. 19 Personen wurden verletzt, davon zwei schwer. 60 Personen durften die Nacht nicht in ihrem Haus verbringen. Einige kamen im Hotel unter, während andere bei Verwandten und Freunden schliefen.

In der Nacht trat noch ein weiteres Problem auf: Einige Personen versuchten, die Häuser zu plündern. Deswegen beschloss die Regierung, die Polizeipräsenz zu verstärken. Die Polizisten, die in beiden Ortschaften patrouillieren, werden wohl auch die nächsten Tage noch dort bleiben.

Hochspannungsleitungen beschädigt

Am Samstag hatte sich der erste Schock gelegt. Die Aufräumarbeiten konnten beginnen. Soldaten der Armee begaben sich vor Ort, um die Feuerwehrleute und Hilfskräfte zu unterstützen. Zahlreiche Freiwillige, darunter Privatpersonen und Unternehmen, boten spontan ihre Hilfe an.

Ein weiteres Sicherheitsrisiko beschäftigte die Behörden am Samstag: Mehrere Hochspannungsleitungen von ArcelorMittal waren beschädigt worden. Der Strom wurde zwar gleich ausgeschaltet, weil die Leitungen noch gespannt waren, sie hätten aber reißen und um sich peitschen können. Ein Spezialteam konnte die Gefahr aber im Laufe des Tages neutralisieren.

Finanzielle Hilfen vom Staat

Am Samstagnachmittag traf Bettel gemeinsam mit Bofferding und Großherzog Henri ein, um sich ein Bild der Lage zu machen und mit Betroffenen zu reden. „Das ist eine Situation, die man sich nicht vorstellen kann“, so sein Eindruck.

Am Samstagabend beschloss die Regierung bei einem außerordentlichen Treffen, finanzielle Hilfen für die Betroffenen zur Verfügung zu stellen. „Wir sind bereit, unsere Verantwortung zu übernehmen“, sagte Bettel. Die Regierung könne die Versicherungen nicht ersetzen, doch „wir werden niemanden im Regen stehen lassen“.

Privatpersonen finden die entsprechenden Formulare auf den Internetseiten des Familien- und des Wohnungsbauministeriums. Auf der Seite des Wirtschaftsministeriums befinden sich die Formulare für die Unternehmen. Die ACA, der Verband der Versicherungsgesellschaften, sicherte ihren Kunden Unterstützung zu.

Psychologische Hilfe

Auch Taina Bofferding, die nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub die Leitung der Krisenzelle übernahm, zeigte sich sichtlich geschockt. Sie rief die Betroffenen auf, sich bei der eingerichteten Hotline zu melden, wenn sie psychologische Hilfe wünschen. „Dafür braucht man sich nicht zu schämen“, sagte sie. Das sei eine normale Reaktion.

Paul Schroeder, der Generaldirektor der Einsatz-Zentralstelle CGDIS, ging seinerseits davon aus, dass die Aufräumarbeiten noch Tage dauern würden. Gestern Abend waren jedenfalls noch Hunderte Feuerwehrleute im Einsatz. Sie hatten es gegen 19 Uhr gerade einmal geschafft, die Hälfte aller angeforderten Einsätze durchzuführen.