Saatkörner von Planeten gesichtet

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Astronomen haben bei der Beobachtung eines gescheiterten Sterns Saatkörner von Planeten erspäht. Die Entdeckung stellt bisherige Theorien zur Entstehung von Gesteinsplaneten infrage.

Erdähnliche Planeten sind in unserer Milchstraße möglicherweise häufiger als bislang angenommen. Das schließt ein internationales Forscherteam aus Beobachtungen eines sogenannten Braunen Zwergs mit dem Mikrowellen-Observatorium ALMA in Chile. Braune Zwerge sind gescheiterte Sterne – zu groß für einen Planeten, aber zu klein, um das Kernfusionsfeuer in ihrem Inneren dauerhaft zu unterhalten, das Sterne zum Leuchten bringt.

In der Staubscheibe um den Braunen Zwerg ISO-Oph 102 stießen die Astronomen um Luca Ricci vom California Institute of Technology auf millimeterkleine Saatkörner künftiger Gesteinsplaneten, wie die Europäische Südsternwarte ESO am Freitag in Garching bei München mitteilte. Bisher hatten die Forscher angenommen, dass Braune Zwerge keine erdähnlichen Planeten produzieren können.

Zu wenig Masse

ISO-Oph 102 liegt im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus). Er hat etwa die 60-fache Masse des größten Planeten unseres Systems, Jupiter, das entspricht aber lediglich sechs Prozent der Masse unserer Sonne. Die Forscher erwarteten, dass solch ein massearmes Objekt keine ausreichend dichte Staubscheibe besitzt, aus der sich erdähnliche Planeten zusammenballen können.

Nach der gängigen Vorstellung entstehen Gesteinsplaneten aus kosmischem Staub, der so fein ist wie Ruß. Durch zufällige Kollisionen wachsen die Staubkörnchen langsam heran und formen nach und nach Planeten. Bei Braunen Zwergen sollten die Staubscheiben jedoch zu dünn und die Teilchen zu schnell sein.

Erstmaliger Nachweis

Doch die Astronomen um Ricci konnten nun erstmals auch in den Außenbereichen einer Staubscheibe um einen Braunen Zwerg Körnchen nachweisen wie sie sich sonst in den dichteren Staubscheiben um neu geborene Sterne finden. „Es war für uns völlig überraschend, in dieser kleinen Staubscheibe millimetergroße Staubkörner zu finden“, betont Ricci in der ESO-Mitteilung. „Feste Körner dieser Größe sollten sich eigentlich in den kalten äußeren Bereichen einer Scheibe um einen Braunen Zwerg gar nicht bilden können.“

Die Entdeckung stelle bisherige Theorien zur Entstehung von Gesteinsplaneten infrage, erläutert die ESO. Solche erdähnlichen Planeten sind demnach möglicherweise noch häufiger als angenommen.

Viele brauen Zwerge

Braune Zwerge gibt es zwar reichlich, sie sind allerdings sehr viel kühler als unsere Sonne. Ihre bewohnbare Zone, in der Wasser flüssig wäre, ist daher kleiner und liegt viel weiter innen. Die Chancen auf belebte Planeten sind daher bei den verhinderten Sonnen nicht besonders groß.

Frühere Untersuchungen hatten bereits große Gasplaneten bei Braunen Zwergen aufgespürt. Die Astronomen gehen jedoch davon aus, dass diese auf ganz anderem Weg entstanden sind, möglicherweise bei der Entstehung des Braunen Zwergs selbst.