ING-StudieLuxemburgs Eltern bleiben zunächst großzügig

ING-Studie / Luxemburgs Eltern bleiben zunächst großzügig
Zwei von drei Elternpaaren – also 66 Prozent – stecken ihren Kindern monatlich Bares zu. Dieser Prozentsatz ist jedoch stark gesunken: 2017 waren es noch 86 Prozent.  Foto: dpa/Monika Skolimowska

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In Luxemburg wohnen großzügige Eltern. Einer internationalen Studie zufolge gehört das Großherzogtum vom Prozentsatz her zu jenen fünf Ländern, in denen die meisten Kinder monatlich mit einer finanziellen Unterstützung versehen werden. Doch wird sich wohl auch hierzulande zur „Rentrée“ so mancher Nachwuchs zügeln müssen.

Es ist einer dieser Grundsätze, die heute kaum noch infrage gestellt werden: Taschengeld ist sinnvoll. Dadurch lernen die Kinder nicht nur einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld, sondern auch eine gewisse Wertschätzung der Dinge. So wird dem Nachwuchs durchaus schneller bewusst, dass man sich nicht immer alles sofort leisten kann und deshalb auch mal sparen muss.

Tatsache aber ist, dass Kinder mit Taschengeld im späteren Leben mehr Kontrolle über ihre Ausgaben haben, wie eine von der ING durchgeführte internationale Studie im Jahr 2014 ergab. Auch gaben die meisten Betroffenen an, stärkere Finanzplanungsfähigkeiten zu besitzen. Mehr als die Hälfte der Personen, die Taschengeld erhielten (55 Prozent), legen regelmäßig Ersparnisse an. Der Vergleich: Der Prozentsatz jener Personen, die in ihrer Kindheit kein monatliches Salär erhielten und heute dennoch etwas sparen, liegt indessen nur bei 45 Prozent.

Finanzplanungsfähigkeiten

Somit scheinen die Kinder hierzulande zumindest finanziell gut auf die Zukunft vorbereitet zu sein: Laut ING-Studie gehört Luxemburg dem Prozentsatz der Eltern zufolge, die Taschengeld verteilen, zu den Top 5 in Europa. Somit ist das Großherzogtum eines der europäischen Länder, in denen Eltern am großzügigsten mit Taschengeld umgehen. Was einer Mitteilung der ING zufolge aber auch mit den höheren Lebenshaltungskosten und den höheren Gehältern im Land zusammenhängt.

Nun ist die Ausgangslage in diesem Jahr wegen Covid-19 eine ganz andere. Nichts ist mehr so, wie es mal war, wie auch die Schüler nun zur „Rentrée“ feststellen werden. Zwar haben die meisten bereits einen Vorgeschmack auf Unterricht in Corona-Zeiten erhalten, allerdings ist davon auszugehen, dass die sanitären Maßnahmen das ganze Schuljahr überdauern müssen, wie Bildungsminister Claude Meisch bereits betonte.

Was nun das Taschengeld angeht, so gehen die Experten der ING davon aus, dass sich die Pandemie in manchen Familien womöglich auch auf die Höhe der Summe auswirken könnte. „Während einige Eltern ihre Arbeit durch die Pandemie verloren haben oder gezwungen sind, weniger zu arbeiten und somit weniger zu verdienen, arbeiten andere bei vollem Lohn von zu Hause aus“, stellt eine Sprecherin der Bank in einer Mitteilung zur jüngsten Studie fest, in dessen Rahmen rund 12.000 Menschen in 13 Ländern befragt wurden.

Coronabedingte Unsicherheit

Doch auch wenn das Gehalt in manchen Familien gleich bleibt, könnte eine allgemeine Unsicherheit in Krisenzeiten dafür sorgen, dass das Taschengeld zur „Rentrée“ etwas niedriger ausfällt als in den Vorjahren. Allgemein gilt: Ein klarer Trend ist laut der jüngsten Umfrage der ING in dieser Hinsicht noch nicht zu erkennen. „Es bleibt abzuwarten, ob die Krise den langfristigen Trend (…) beeinflussen wird“, heißt es in der Mitteilung.

Bis zum Jahresbeginn lautete dieser Trend: mehr Taschengeld für Kinder in einem jüngeren Alter. So ist der Prozentsatz der Eltern, die „regelmäßig“ Taschengeld geben, in Luxemburg in den letzten fünf Jahren um fünf Prozent gestiegen. Waren es 2014 noch 35 Prozent der Eltern, so gaben Ende 2019 schon 40 Prozent an, ihren Nachwuchs „regelmäßig“ mit einem monatlichen Salär zu versehen. Dafür aber ist der Prozentsatz jener Eltern, die ihren Kindern Taschengeld „wenn nötig“ geben, gesunken von 33 auf 24 Prozent.

Gleich blieb hingegen die Anzahl der Eltern (8 Prozent), die ihren Sprösslingen für erledigte Hausarbeit einen kleinen Lohn entrichten. Fünf Prozent der Eltern zahlten sogar Taschengeld für „Arbeit außer Haus“ (4 Prozent in 2014). Immerhin steht die Mehrheit der Eltern einem Taschengeld positiv gegenüber: Sagten 2014 noch 21 Prozent „Nein“ zur monatlichen Finanzspritze, waren es fünf Jahre später nur noch 17 Prozent.

Rückgang vom Baren

Interessant aber ist auch der Umstand, dass sich der Prozentsatz derjenigen, die das Taschengeld direkt auf ein Bankkonto einzahlen, in dieser Periode fast verdoppelt hat, und das von 8 auf 14 Prozent. Tatsächlich haben sich die Verbraucher in den letzten Jahren mehr und mehr vom Bargeld abgewendet. Ein Trend, der laut ING durch die aktuelle Pandemie noch beschleunigt werden könnte. „Früher galt ,Bares ist Wahres‘. Aber heute ist das nicht mehr der Fall: Seit 2017 haben die Umfragen der ING bei alltäglichen Zahlungen einen stetigen Rückgang festgestellt“, heißt es in der Mitteilung.

Für das Taschengeld bedeutet dieser Umstand Folgendes: Dieses Jahr stecken Eltern ihren Kindern hierzulande nur noch in zwei von drei Fällen Bares zu. Die Quote liegt bei exakt 66 Prozent. 2017 lag dieser Prozentsatz noch bei 86 Prozent. Der Rest überträgt das Taschengeld entweder auf ein App-basiertes System oder ein Bankkonto, was wiederum die Nutzung von Bankkarten erfordert. Die Zahl der Eltern, die ihren Sprösslingen bargeldloses Taschengeld ermöglichen, hat sich somit mehr als verdoppelt.

Im Durchschnitt sind inzwischen bereits 25 Prozent der Europäer der Meinung, dass sie weniger Bargeld benutzen als noch vor einem Jahr. Allerdings handelt es sich dabei um Daten aus der Zeit vor Corona. Experten erwarten deshalb noch eine Beschleunigung dieses Trends, da Hygienemaßnahmen während der Pandemie viele Menschen dazu gebracht haben, auf bargeldlose Alternativen umzusteigen.

Im Mai zeigten sich laut ING-Umfrage noch drei von vier Luxemburgern „sehr“ oder „ziemlich“ zuversichtlich, die Corona-Krise meistern zu können. Zu diesem Zeitpunkt gaben aber auch mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) an, den Aufbau einer Notfallreserve ernsthaft ins Auge zu fassen. 17 Prozent mussten sogar bereits bestehende Ersparnisse anzapfen. Zahlen, die bis heute wohl nicht gesunken sind.

Martine
17. September 2020 - 18.52

Fast jedes Einfamilienhaus hierzulande wird ja von 3 Generationen finanziert.

DanV
16. September 2020 - 14.22

@ Jemp Wieso? Das Tageblatt verweist doch klar - in fast jedem einzelnen Satz - auf die Aussagen/Behauptungen der ING. Die einzigen Fakten, die das Tageblatt hier zitiert, sind 1) dass es mehrere Studien von der ING gibt, 2) den Inhalt dieser Studien 3) sowie die Interpretationen der ING. Wenn man jemandem vorwerfen kann, Statistiken zu feststehenden Tatsachen umzuformen, ist es wohl die ING und nicht das Tageblatt.

Jemp
15. September 2020 - 22.18

Wie kann man nur die Statistiken, die eine ING auf ihre Weise ermittelt hat, für bare Münze nehmen und als feststehende Tatsache in einer Zeitung publizieren, die immerhin für sich in Anspruch nimmt, nur Fakten zu publizieren?

DanV
15. September 2020 - 15.18

@ Gronnar, Guter Einwand! Und meine Anerkennung an das Tageblatt für die Veröffentlichung der Prozentsätze. Es kommt wahrscheinlich sehr oft vor, dass ein Produkt (oder ein Verhalten) als erheblich besser beworben wird, obschon es im Vergleich nur ein paar Prozentpunkte Unterschied gab. Diese wenigen Prozente werden dann einfach nicht publik gemacht und plötzlich ist das Produkt das Beste auf dem Markt.

Gronnar
15. September 2020 - 13.11

"Der Prozentsatz jener Personen, die in ihrer Kindheit kein monatliches Salär erhielten und heute dennoch etwas sparen, liegt indessen nur bei 45 Prozent." Aha. Die Erkenntnis, dass Leute die kein Geld bekommen auch nichts sparen können, ist atemberaubend.