Darf die LSAP in Düdelingen alleine weitermachen?

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DÜDELINGEN – In Düdelingen hält die LSAP seit 70 Jahren die absolute Mehrheit. Bei den letzten Wahlen hat sie jedoch einen Sitz verloren – und die Opposition steht in den Startlöchern.

Düdelingen wählt traditionell die LSAP. Seit 70 Jahren besitzt die sozialistische Arbeiterpartei die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Bei den Wahlen 2011 kam die LSAP auf 53,87 Prozent und hält damit zehn von 17 Sitzen.

Bei den morgigen Wahlen werden jedoch nicht mehr 17, sondern 19 Mandate verteilt, da Düdelingen 2014 die 20.000-Einwohner-Marke geknackt hat. Dies bedeutet allerdings auch, dass die Sozialisten bei diesen Wahlen nur einen Sitz verlieren müssen, um ihre absolute Mehrheit einzubüßen.
Knapp könnte es werden, die LSAP hatte 2011 fast sechs Prozent verloren und ihr Vorsprung war damit zusammengeschmolzen. Dass sich die Wählerstimmen zunehmend auf mehrere Parteien verteilen, lässt sich aus den Wahlergebnissen von 2005 und 2011 herauslesen.

Hatten 2005 nur drei Parteien Mandate für den Gemeinderat erhalten, so waren es nach 2011 deren fünf, die es in den Rat schafften: LSAP, CSV, „déi gréng“, „déi Lénk“ und die ADR. Die DP war 2005 bei den Wahlen mit 3,73 Prozent untergegangen. Die Linken haben hingegen aus dem Stand 6,85 Prozent der Stimmen bekommen und somit einen Sitz erhalten.

Erste Wahlen für den Amtsinhaber

Der aktuelle Bürgermeister Dan Biancalana ist zum ersten Mal Spitzenkandidat der LSAP. Im November 2014 hatte er den Bürgermeisterposten angetreten, nachdem sich Alex Bodry nach zehn Jahren von seinem Amt zurückgezogen hatte, um sich voll und ganz auf seine Arbeit als Vorsitzender der LSAP-Fraktion im Parlament zu konzentrieren. Diesmal geht Dan Biancalana also erstmals als Zugpferd in die Wahlen. Bereits 2011 hatte ihm nicht viel zur Spitzenposition gefehlt: Der ehemalige Bürgermeister (7.171 Stimmen) hatte nur einen Vorsprung von 977 Stimmen auf den 39-Jährigen (6.194 Stimmen).

Sicherlich mag der aktuelle Bürgermeister noch nicht das Profil seiner Vorgänger Bodry und Di Bartolomeo haben. Dennoch ist er in der Gemeinde und im ausgeprägten Düdelinger Vereinsleben stets präsent und wohl vor allem bei jungen Leuten bekannt.

Die Stadt verändert sich

Die Entwicklung der Stadt Düdelingen ist fest mit der Industrialisierung und der Eisen- und Stahlindustrie verbunden. Da es in Luxemburg an Arbeitskräften fehlte, bedurfte es einer Immigration von Gastarbeitern. Zuerst kamen Arbeiter aus dem nahen Grenzgebiet, danach aus Polen und Italien. Anfang des 20. Jahrhunderts stammte der Großteil aus Italien.
Diese Gastarbeiter haben das Leben in der Stadt nachhaltig geprägt. Deswegen muss sich die Stadt nach der Stahlkrise neu finden. Die Gemeindeverantwortlichen müssen der Stadt eine neue Identität geben, ohne die Vergangenheit zu vergessen, die das Leben der „Forge du Sud“ viele Jahr bestimmt hat und noch bis heute nachwirkt.

Jedes einzelne Viertel besitzt seinen eigenen Charakter und Aussehen. Und das Stadtbild verändert sich weiter. Der erste Teil der Renovierungs- und Erneuerungsarbeiten im Shared Space wurde abgeschlossen. Das neue Viertel „Lenkeschléi“ mit seinen 240 Wohneinheiten hebt sich von den restlichen Häusern ab. Im Projekt rund um das Öko-Viertel Neischmelz sind 1.000 neue Wohnungen vorgesehen. Hier wird mit dem „Fonds du logement“ zusammengearbeitet. In den neuen Gebäuden um den umgestalteten Platz „am Duerf“ sind rund 100 Wohnungen geschaffen worden.

Die Hauptherausforderung, die in den nächsten Jahren auf die Stadt zukommen wird, ist das Wachstum der Stadt, das möglichst kontrolliert vonstatten gehen soll, denn Düdelingen wächst kontinuierlich. Viele junge Düdelinger wollen in Düdelingen bleiben. Der Zuzug von außerhalb ist ebenfalls hoch. „Deswegen ist es wichtig, die Lebensqualität, die Düdelingen hat, zu erhalten“, erklärte der Bürgermeister dem Tageblatt gegenüber. Die Entwicklung müsse der Mobilität angepasst werden.
Die Verkehrsproblematik sei nicht nur lokal, sondern sie müsste in einen nationalen und regionalen Kontext gesetzt werden. In Düdelingen spiele auch der grenzüberschreitende Verkehr eine Rolle. Das Verkehrsproblem sei aber zum Teil hausgemacht, gab Dan Biancalana zu. Deswegen müssten Maßnahmen getroffen werden, die in Richtung öffentlicher Transport gingen.

Mehr Einbindung nötig

8.276 Nicht-Luxemburger leben in Düdelingen, dies ist ein Prozentsatz von 40,66 Prozent, diese Zahl verteilt sich auf 101 verschiedene Nationalitäten. Den Vorwurf, dass die Gemeinde die ausländischen Mitbürger vergesse, möchte der Bürgermeister so nicht stehen lassen. Seit gut sieben Jahre bestehe das „Projet ensemble“ zusammen mit Interactions, das im „Quartier italien“ angefangen hat und im Viertel Schmelz weitergeführt wurde. Dieses sei nicht nur multikulturell, sondern auch interkulturell ausgelegt. Aus diesem Projekt seien Interessenvereine entstanden und dadurch seien einige Bürger an die Gemeinde herangetreten.

Auch bei dem neuen Viertel seien Bürgerbeteiligungsprozesse initiiert worden, bei denen versucht werde, die Einwohner der Nachbarviertel wie Italien und Schmelz mit einzubeziehen. Dennoch räumte Dan Biancalana ein, dass man dort sicherlich noch nicht genug mache und in den nächsten Jahren weitere Initiativen kommen würden.

„Und es haben sich ja auch ausländische Mitbürger beteiligt. Es ist nicht so, dass sie vergessen werden. Gerade weil die Migration hier ein wichtiges Standbein hat.“ Ein wesentliches Stichwort sei auch die Bürgerbeteiligung, die noch weiter ausgebaut werden soll.

Verkehr und bezahlbarer Wohnraum

Die Themen Verkehr und bezahlbarer Wohnraum bestimmen auch den Wahlkampf der Oppositionsparteien. Besonders die CSV, mit drei Sitzen im Gemeinderat und der Spitzenkandidatin Michèle Kayser-Wengler, gibt sich kämpferisch und sieht ihre Chance, die jahrzehntelange absolute Mehrheit zu brechen. Bei den letzten Wahlen war die CSV mit 18,94 Prozent die zweitstärkste Kraft, auch wenn sie gegenüber den Wahlen 2005 etwas einbüßen musste. Sie seien bereit, Verantwortung zu übernehmen.

Bei „déi gréng“ tritt Colette Kutten, die 15 Jahre im Gemeinderat vertreten war, nicht mehr zu den Wahlen an. Dafür geht neben Romaine Goergen Robert Garcia als Spitzenkandidat in die Wahlen. Als Mitbegründer der Grünen-Partei war er elf Jahre lang Abgeordneter im Parlament und saß schon mal zwei Jahre lang im Düdelinger Gemeinderat.

Linke sehen sich auch als ökologische Alternative

„Déi Lénk“ sieht sich vor allen Dingen als eine soziale und ökologische Alternative. Sie will für bezahlbaren Wohnraum eintreten, denn besonders viele junge Düdelinger müssten ihre Heimatstadt verlassen, weil sie sich keine Wohnung leisten könnten.

Die ADR hatte bei den Wahlen 2011 fast ein Prozent dazugewonnen. Wie sie bei diesen Wahlen abschneiden wird, ist unklar. Dazu, mit wem die LSAP, falls nötig, zusammenarbeiten würde, wollte sich Dan Biancalana nicht äußern.

Wie sich die Wähler am Sonntag entscheiden werden, ist schwer vorauszusehen. In Gesprächen ist jedenfalls herauszuhören, dass einige mit dem gegenwärtigen Verkehrschaos, den vielen Baustellen und den Diskussionen um die Baumallee N31 unzufrieden sind. Deswegen bleibt abzuwarten, nach welchen Kriterien die Düdelinger ihre Stimmen vergeben werden.