Von schnellen Männern und einem Poster-Girl

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Yohan Blake ist bereit für das Mega-Duell mit Usain Bolt. Beide sind Kumpel, aber am Start hört der Spaß auf. Das 100-Meter-Finale am Sonntag gilt als Highlight der Olympischen Spiele. Die ganze Welt schaut zu, wenn die beiden Jamaikaner loslegen.

Die Leichtathletik-Wettbewerbe beginnen am Freitag (03.08.12). Die Gastgeber schauen vor allem auf ihr Poster-Girl Jessica Ennis.

Sein Hightech-Schuh wiegt nur 99 Gramm, die ersehnte Medaille ist viermal schwerer: Mit superleichten Spikes will 100-Meter-Weltmeister Yohan Blake gleich bei seinem ersten Olympia-Start zum Spielverderber für seinen Kumpel Usain Bolt werden. Der schnellste Mann der Welt ist am Sonntagabend zwar der Favorit, aber Blake hat ihn bei den Trials in Jamaika schon zweimal geschlagen. „Ich mache mir überhaupt keinen Druck. Und ich habe keine Angst. Wir sind gute Kumpel, aber an der Startlinie ist es für alle ein Job“, meinte der 22 Jahre alte Jamaikaner am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in London.

Die meisten setzen auf Bolt, sein Trainingspartner Blake kann mit der Rolle des Außenseiters aber gut leben. Keine starken Sprüche, keine coolen Posen, keine Prognosen – der Weltmeister ist der Gegenentwurf seines gestenreichen großen Landsmanns. „Ich muss am Start keine Mätzchen machen. Ich muss da niemanden erschrecken. Ich bin konzentriert, nur auf mich selbst fokussiert“, sagte der Junge aus Montego Bay im Nordwesten der Karibik-Insel, wo 1494 Christoph Kolumbus landete.

Highlight

Blake stammt aus einem armen Elternhaus, heute ist er der Geld- und Glücksbringer seiner Familie, die ihm am Fernseher kräftig die Daumen drückt. „Vor vier Jahren saß ich vor dem TV-Gerät und habe die Rennen von Usain gekuckt. Ich war total nervös“, bekennt Blake.

Bolt ist der schnellste Mann der Welt – nur nicht im Olympia-Jahr. Bei der Olympia-Ausscheidung der jamaikanischen Leichtathleten stahl ihm Blake zweimal die Schau: Über 100 Meter siegte er in 9,75 Sekunden und blieb zum 20. Mal seit 2009 bei regulären Bedingungen unter 10 Sekunden. Auch über die doppelte Distanz hielt Blake den Weltrekordmann in Schach und gewann in der Jahresweltbestzeit von 19,80 Sekunden. „Diese beiden Siege und auch mein WM-Gold von Daegu haben mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben“, versichert er.

Das 100-Meter-Finale am 5. August, am Vorabend des 50. Jahrestages der Unabhängigkeit Jamaikas, zählt zu den absoluten Höhepunkten der London-Spiele. In Peking hatte Bolt 2008 dreimal Olympia-Gold erobert; bei der Leichtathletik-WM 2011 war der schnellste Mann der Welt wegen eines Fehlstarts disqualifiziert worden. Für Blake ist das prestigeträchtigste Finale nicht nur ein Duell. Der Junioren-Weltmeister von 2006 hat auch die Amerikaner und den „dritten Mann“ im Jamaika-Express auf der Rechnung – Ex-Weltrekordler Asafa Powell. „Alle Jungs sind verdammt schnell: Tyson Gay, Justin Gatlin, Asafa“, versichert Blake. Wenn er nicht gewinnt, kein Drama: Gold glänzt zwar verlockender, aber auch eine Silbermedaille wiegt genau 412 Gramm.

7 von 10

Verlockend ist auch Gold für Jessica Ennis. Covergirl, Werbestar, einfach Darling der Nation: Sollte die Siebenkämpferin kein Gold holen, wird Großbritannien Trauer tragen.

So stellt sich der Brite also den perfekten Bikini-Body vor – der Po von Pippa Middleton, die Beine von Schwester Kate, die Brüste von Schauspielerin Michelle Keegan und der Bauch von Jessica Ennis. Es ist eine hübsche Fotomontage, die eine englische Bouleverd-Zeitung ihren Lesern da präsentiert hat. Und der vorläufige Höhepunkt im Hype um Siebenkämpferin Ennis, die auf der Insel längst wie ein Popstar gefeiert wird.

Der Druck auf die Welt- und Europameisterin ist immens: Die ganze Nation erwartet von Ennis nicht weniger als die Goldmedaille. Rund 62 Millionen Briten wollen ihren Darling ab heute einfach nur siegen sehen. „Natürlich verspüre ich diesen Druck“, sagt die studierte Psychologin, „ich verstehe auch, dass die Öffentlichkeit einem schon die Goldmedaille um den Hals hängt. Aber ich muss mich davon freimachen und fokussiert bleiben.“

Ennis erträgt die riesigen Erwartungen mit ihrem sonnigen Gemüt. Sie lächelt oft, und es steht ihr gut. „Alles läuft nach Plan, ich bin bereit. Es kann losgehen“, sagt sie. Peking 2008 hatte sie noch wegen eines Ermüdungsbruchs im rechten Fuß verpasst. Nach vier Jahren und über 10.000 Stunden Schinderei im Training will Ennis sich jetzt unsterblich machen. Olympia-Gold ist die einzige wichtige Medaille, die in ihrer Sammlung noch fehlt. Die Tochter einer Sozialarbeiterin und eines jamaikanischen Malers geht als absolute Top-Favoritin in die zwei Tage. Mit ihrer Weltjahresbestleistung von 6.906 Punkten liegt sie deutlich vor der russischen Weltmeisterin Tatjana Tschernowa (6.774). Gut möglich, dass Ennis als vierte Frau der Geschichte die 7.000-Punkte-Marke knackt.

Und dann sind da noch die Fragen nach ihrem Körper. „Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich ihm eine gute Sieben geben“, sagte Ennis einem Frauenmagazin.