Verpasste Chancen und schlummerndes Potenzial

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FUSSBALL - Das Escher Derby ist vorbei und viel Zeit, zurückzublicken, bleibt eh nicht, denn bereits morgen stehen für Fola (gegen Grevenmacher) und Jeunesse (in Wiltz) die nächsten Spiele an. Das Tageblatt hat aber noch mal mit zwei besonderen Derby-Zuschauern auf das Spiel zurückgeschaut: Jeff Strasser (Fola) und Fons Leweck (Jeunesse), die beide verletzt ausfielen.

Kim Hermes
 

„Ich bin enttäuscht über das Resultat“, so Jeff Strasser gestern, „denn zur Halbzeit hätte es schon 3:0 stehen können. Die erste Hälfte haben wir gut gespielt und hatten auch die eine oder andere hundertprozentige Torchance. Wir hatten das Spiel völlig im Griff.“

Ähnlich sieht es Fons Leweck: „Wir sind in der ersten Hälfte nur schwer ins Spiel gekommen und haben ohne Selbstvertrauen agiert, manchmal auch zu hastig. So kann man natürlich keinen Druck ausüben. Fola hat das gut gemacht und wir waren einfach nicht aggressiv genug.“

Hinzu kam, dass Fola-Stürmer Di Gregorio seine Torchancen nicht ausnutzte. „Das sollte man Joris nicht anlasten“, so Strasser, „immerhin verschafft er sich diese Chancen ja auch.“ Fons Leweck gibt unumwunden zu, dass Jeunesse hier „etwas Glück hatte, sonst wird das womöglich ein völlig anderes Spiel“.

Das Spiel wandelte sich dann tatsächlich. Der Knackpunkt: Di Gregorio scheitert an einem glänzend parierenden Oberweis und fast im Gegenzug gelingt Jeunesse der Ausgleich, auch wenn es Fola-Verteidiger Julien Klein war, der eine Cantonnet-Flanke ins eigene Tor lenkte. Allerdings stand hinter Klein Jeunesse-Stürmer Serdo Pupovac. Und dass der den Ball auch reingemacht hätte, daran zweifeln weder Strasser noch Leweck, der allerdings zugibt: „Das war die erste gute Aktion von uns. Bei einem 2:0 wäre unsere Moral vielleicht gebrochen gewesen, aber so ging ein Ruck durch das Team.“

Der Rest des Spiels ist schnell erzählt. Jeunesse spielte mit neuem Selbstvertrauen und Fola gab die Begegnung weitgehend aus der Hand. „Wir hatten nicht mehr die Disziplin wie bis zum 1:1“, so Strasser. „Am Ende wurde es ein richtiges Derby, auf beiden Seiten. Da behalten dann manchmal Engagement und Wille die Oberhand gegenüber dem taktischen Denken.“ Übrig blieben in den Augen des Nationalmannschaftskapitäns am Sonntag zwei verlorene Punkte, „wie schon am Wochenende davor gegen Progrès“.

Luft nach oben

Das Gesamtkonzept Fola ist für Strasser noch verbesserungsfähig: „In manchen Situationen sind wir dann nicht mehr so konzentriert oder wir wollen das Ganze zu schön spielerisch auflösen. Wir haben ein gutes Team und spielen auch schönen Fußball, nur dürfen wir nicht in Schönheit sterben“, so Strasser. Fola ist zwar Zweiter der Tabelle, „eine gute Position“, wie Strasser findet, „aber der Abstand zum F91 ist schon zu groß. Die verlorenen Punkte sind weg.“

Bei der Escher Jeunesse hat sich hingegen vor allem aufgrund der zweiten Hälfte so etwas wie Erleichterung breit gemacht. „Nein, es wurde nicht gefeiert in der Kabine“, so Fons Leweck, „es war eher so, dass wir das Spiel schlecht angefangen hatten und sich dann schon gewisse Szenen im Kopf abspielen. Dann fällt das 1:1 und du merkst ‚Mist, wir können es doch‘. Es war eher dieses Gefühl, das nach dem Spiel zum Ausdruck kam.“

Und genau das will man mitnehmen in die kommenden Begegnungen. „Ich hoffe, das war der Auftakt zu besseren Zeiten und dass es jetzt Klick gemacht hat.“ Das Potenzial ist bei Jeunesse vorhanden, daran zweifelt Leweck nicht. Und auch junge Spieler wie Deidda oder Bastos rücken nach, „aber sie müssen sich erst auf diesem Niveau zurechtfinden“, so Leweck, „man kann nicht von ihnen erwarten, dass sie das Ruder herumreißen.“

Zwar mangelt es nicht an Führungsspielern, aber einen Trainer ersetzt man nicht einfach so von heute auf morgen. „Es wäre gut, wenn so schnell wie möglich eine Lösung gefunden wird“, so Leweck. Die Mannschaft soll sich nur aufs Fußballspielen konzentrieren müssen. Und dass sie das immer noch kann, hat man am Sonntag zumindest in der Schlussphase gesehen. „Aber es muss jetzt weitergehen. Wenn wir in den nächsten Spielen auch punkten, kann man von einer Tendenz nach oben sprechen. Aber nicht schon nach einem 1:1“, so Leweck abschließend.