FußballFrauen-WM 2027 und Nahost-Konflikt im Fokus: Fragen und Antworten zum FIFA-Kongress

Fußball / Frauen-WM 2027 und Nahost-Konflikt im Fokus: Fragen und Antworten zum FIFA-Kongress
FIFA-Präsident Gianni Infantino lädt am Freitag zum Kongress des Fußball-Weltverbands in Bangkok ein Foto: AFP/Miguel Medina

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Am Freitag steht der 74. Kongress des Fußball-Weltverbands FIFA in Thailands Hauptstadt Bangkok auf dem Programm. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Worum geht es?

Die wichtigste Entscheidung ist die Vergabe der Frauen-WM 2027. Deutschland bewirbt sich gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden um die Austragung. Der einzig verbliebene Konkurrent ist Brasilien. Die USA und Mexiko haben ihre gemeinsame Bewerbung Ende April zurückgezogen, zuvor hatte dies bereits Südafrika getan. Stimmberechtigt sind alle 211 FIFA-Mitgliedstaaten.

Wie stehen die Chancen für die Europäer?

Seit vergangener Woche nicht mehr so gut. Der Evaluierungsbericht der FIFA war ein herber Rückschlag. Brasilien erhielt 4,0 von 5 möglichen Punkten, die Europäer kamen lediglich auf 3,7. Obwohl der Bericht nur eine Empfehlung darstellt und Endrunden in der Vergangenheit oftmals entgegen der besten Bewertung vergeben wurden, geht Brasilien als Favorit in die Abstimmung. Die erstmalige Austragung einer Frauen-WM in Südamerika ist wahrscheinlicher geworden.

Was sind die Hintergründe der Bewertung?

Laut Bericht gebe es eine „Reihe rechtlicher Risiken“ bei den drei Europäern. Es bestehe die Gefahr für die FIFA, „mit erheblichen operativen und finanziellen Problemen konfrontiert zu werden“. Der Hintergrund der Benotung scheint klar: Der Weltverband zielt wieder einmal auf maximale Erlöse ab. Schon in der Vergangenheit war es der FIFA ein Dorn im Auge, wenn sie ihre Forderungen im Hinblick auf staatliche Unterstützung und Steuererleichterungen nicht wie gewünscht durchsetzen konnte.

Worauf setzen die Europäer?

Das schlagkräftigste Argument ist das Versprechen der „kommerziell erfolgreichsten Frauen-WM aller Zeiten“. Der Erlös der zurückliegenden Endrunde in Australien und Neuseeland in Höhe von rund 530 Millionen Euro soll demnach um 50 Prozent gesteigert werden. Deutschland hatte die WM im Jahr 2011 alleine ausgerichtet. Für 2027 plant der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit Gelsenkirchen, Köln, Düsseldorf und Dortmund als Austragungsorten.

Gibt es andere wichtige Aspekte in Bangkok?
Tatsächlich gibt es weitere brisante Themen. Da ist vor allem der Antrag des palästinensischen Verbandes, der sich als Folge des Nahost-Konflikts gegen den israelischen Verband richtet. Die Palästinenser fordern „angemessene“ und „sofortige Sanktionen gegen israelische Teams“. Ziel des Vorstoßes dürfte der Ausschluss des israelischen Verbandes sein.

Was noch?

Die fast schon sichere Vergabe der WM-Endrunde 2034 an Saudi-Arabien wird auch eine Rolle spielen. Darüber soll aber erst bei einem außerordentlichen Kongress entschieden werden.

Was ist mit Gianni Infantino?

Der umstrittene FIFA-Präsident steht diesmal wegen einer möglichen Reform der Satzung im Fokus, mit der die Bindung an den Verbandssitz in Zürich aufgehoben werden könnte. Für eine Satzungsänderung ist allerdings eine Drei-Viertel-Mehrheit nötig.

Was möchte Infantino außerdem?

Er will eine Resolution mit harten Sanktionen gegen „das Verbrechen“ Rassismus verabschieden. „Zuletzt gab es eine Menge rassistischer Vorfälle. Das ist nicht mehr akzeptabel“, sagte Infantino. Nach seiner Ansicht geht es darum, die Schuldigen vor Gericht zu stellen und aus den Stadien zu verbannen.