Tennis/Marathon-Mann Muller dreht erneut das Match

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Gegen 21.00 Uhr MESZ kugelte gestern Abend der Weltranglisten-130. über den Boden des „Grandstand“: In der 3. Runde der US Open feierte der Luxemburger Gilles Muller einen kaum noch für möglich gehaltenen Sieg gegen den Spanier Nicolas Almagro (Nr. 18 der Welt)./Claude Clemens

Der sensationelle Siegeszug des Qualifikanten Gilles Muller geht demnach weiter: Drei Siegen in der Quali folgten nun auch bereits deren drei im Hauptfeld. Womit „Mulles“ als erster luxemburgischer Tennisspieler überhaupt im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers steht. Das hatte Anne Kremer, die „Doyenne“ der Luxemburger Profispieler, auch noch nicht geschafft.
In diesem Achtelfinale wartet nun mit dem Russen Nikolai Dawydenko, Nummer 5 in der Welt, ein noch ganz anderes Kaliber als Almagro. Zu verlieren hat Muller nun aber rein gar nichts mehr.
Das hatte er auch im Spiel gegen den Spanier nicht. Wie in der Runde zuvor gegen Tommy Haas lag der 25-jährige Schifflinger bereits 0:2 nach Sätzen zurück: Den ersten hatte er im Tiebreak verloren, den zweiten deutlicher mit 3:6.
Im dritten Satz nutzte Muller einen Breakball nicht, Almagro deren zwei, und es ging erneut in den Tiebreak. Dort hatte Muller bei 6:2 vier Satzbälle, vergab deren drei, blieb aber eiskalt und kam mit 7:5 auf 1:2-Sätze heran.
Im vierten Satz hielten sich beide erneut die Waage bis zum 4:5. Dann hatte Gilles Muller bei eigenem Aufschlag sogar zwei Matchbälle gegen sich … die er mit Nerven wie Drahtseilen abwehrte, sich einen Spielball holte und diesen gleich zum 5:5 verwandelte. Der dritte Tiebreak musste anschließend her, der enger verlief, und den der Luxemburger – ohne Matchball gegen sich – mit 8:6 gewann.
Muller hatte sich also erneut in den 5. Satz gerettet. Wobei gerettet wortwörtlich zu nehmen ist, denn Muller machte wie gegen Haas zu viele ungezwungene Fehler – doppelt so viele wie Almagro – und lag in der Gesamtheit der gespielten Punkte über das ganze Match mit 135:155 zurück!
Dafür feuerte Muller aber wieder mal 32 Asse ab (bei vier Doppelfehlern) und machte die sogenannten „big points“. Und „bigger“, d.h. größer, als der letzte Punkt der Partie geht es eigentlich gar nicht. Denn sein zweiter, verwandelter Matchball (den ersten bei eigenem Aufschlag bei 5:4 vergab er) war Mullers … erstes und einziges Break dieses Spiels!
Verständlich, dass auch Mullers Freude größer war als gegen Haas: Hatte der US-Open-Gewinner bei den Junioren (2001) dort noch relativ „zahm“ gejubelt, ging er diesmal aus sich raus, kugelte sich am Boden und lief anschließend zur Tribüne, um seinen Trainer zu umarmen.
Und da auch das Publikum ihn, den „Underdog“, diesmal feierte (gegen Haas war das Publikum klar auf der Seite seines Gegenübers), gab es auch noch die Schweißbändchen für die Zuschauer.


Zum Spiel:
 Spielzeit 3.54 Stunden, Minuten je Satz: 42, 33, 48, 57, 54
 Muller schlug 32 Asse (18 in Runde 1, 36 in Runde 2), beging 4 Doppelfehler.
 Muller 44 ungezwungene Fehler, Almagro 22.
 Total der erzielten Punkte: Muller 130, Almagro 155.
 Direkte Punkte mit dem 1. Aufschlag: 81 Prozent.
 Muller bei 33 von 49 Angriffen am Netz erfolgreich.
Schnellster Aufschlag: 209,17 km/h (Durchschnitt: 191,5).
„Geschichtliches“:
 Noch nie stand ein Luxemburger Tennisspieler im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers. Bisherige Rekordhalter waren Muller selbst (3. Runde Wimbledon 2005 und US Open 2008) sowie Anne Kremer bei den Damen (3. Runde Wimbledon 2004 und 1999 sowie 3. Runde Roland Garros 2002).
 Muller spielte bisher zweimal gegen Dawydenko und verlor zweimal: 2007 in der 2. Runde der Australian Open mit 4:6, 0:6 und 3:6, 2006 in der Qualifikation von Estoril (Sand) mit 4:6 und 4:6.
 Gemäß Angaben der Spielervereinigung ATP hat Muller seit Beginn seiner Profikarriere (2001) 958.225 Dollar an Preisgeldern eingespielt. In New York dürfte er demnach die Millionen-Dollar-Grenze knacken.