Vater Johny Schleck weiß genau, wie seine Söhne ticken und kann auf die
Erfahrung von acht Teilnahmen an der Tour de France (1965-68 und 1970-73) zurückblicken.
" class="infobox_img" />Letzte Tipps: Johny und Frank Schleck.
Wie bewerten Sie die Vorbereitung von Frank und Andy auf die Tour de France?
Johny Schleck: „Ich würde die Vorbereitung als gut einstufen. Angefangen bei den Ardennen-Klassikern, auch wenn ihnen dort ein Sieg verwehrt blieb. Das ist eigentlich der einzige wunde Punkt, denn auch sie hatten sich natürlich einen Erfolg erhofft. Philippe Gilbert war aber nun mal unglaublich stark.“
Sie selbst haben acht Mal an der Tour de France teilgenommen und kennen sich dementsprechend gut aus, was Fahrer und Teams betrifft. Welche Note würden Sie dem Tour-Team von Leopard-Trek geben?
„Note sehr gut. Aus einfachem Grund: Sie haben zwei, drei Leute, die gut in den Bergen mithalten können. Zudem haben sie für die erste Woche, Etappen für sogenannte ‚baroudeurs‘, die richtigen Leute dabei. Viele Leute mögen wohl denken, dass Fahrer wie Jens Voigt oder Stuart O’Grady nichts mehr in der Tour de France verloren haben, aber genau solche Typen braucht man. Fahrer, die keine persönlichen Ziele mehr haben. ‚Dat si Leit, déi sech fir hir Suen, déi se verdéngen, komplett ausdinn.‘ Ich kann mich an meine Zeit erinnern, als ich als junger Fahrer die Tour de France fuhr. Ich habe damals auch versucht, auf Klassement zu fahren. Und das wäre auch heute bei einer Mannschaft so, die nur aus jungen Fahrern besteht. Bei Leopard sind die Ziele klar definiert, dort geht es nur darum, Frank und Andy zu helfen. Einem Linus Gerdemann haben sie deshalb bei der Tour de Luxembourg geholfen.“
Joost Posthuma wurde als neunter Mann mit in die Tour genommen. Wie wichtig ist solch ein Fahrer, auch mit Blick auf das Mannschaftszeitfahren am Sonntag?
„Auf eine Mannschaft wie Saxo Bank kann der Unterschied mit Fahrern wie Fabian Cancellara und Joost Posthuma vielleicht 20, 30 Sekunden betragen. Wenn überhaupt. Stärker als Leopard sehe ich vor allem drei Mannschaften: HTC, Rabobank und vor allem RadioShack. Bei einem Mannschaftszeitfahren ist vor allem die Zusammenarbeit unter den Fahrern wichtig.“
Die Organisatoren haben eine erste Tour-Woche gewählt, die etliche Gefahren birgt. Sehen Sie das genauso?
„Oh ja, es gibt einige sehr schwere Etappen, mit schwierigen Zielankünften, wie u.a. der Mur de Bretagne, die ich sehr gut kenne. Ich habe Kim Andersen auch gesagt, dass das Team sich dieses Finale unbedingt im Vorfeld anschauen muss. Dort könnte es zu Überraschungen kommen. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Tour de France sich in den hohen Bergen entscheiden wird.“
Letztes Jahr schied Frank nach einem Sturz früh aus. Dieses Jahr hofft jeder, dass Ihre beiden Söhne Alberto Contador bis zum Schluss herausfordern können. Sie und ihre Söhne wohl am allermeisten, oder?
„Natürlich, Andy war zweimal Zweiter, Frank dreimal unter den Top Ten, einmal Elfter. Es ist doch normal, dass sie die Tour de France mit großen Ambitionen angehen. Du kannst nicht sagen: Ich versuche einfach nur, mitzufahren. Auch Contador sagt klipp und klar, dass er die Tour gewinnen will. Auch ein Leipheimer oder Klöden hat dieses Ziel, oder ein Cadel Evans. Dass einige sagen, die sollen sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, kann ich nicht verstehen. Würden Frank und Andy sagen, ‚Wir fahren zur Tour und schauen mal, was dabei herauskommt‘, würden genau die gleichen Leute fragen: Warum fahren sie denn überhaupt dorthin?“
Wie beurteilen Sie, dass Alberto Contador erst nach der Tour de France angehört wird und dann auch erst über eine Dopingsperre, die gleichbedeutend mit der Aberkennung seines Sieges von 2010 wäre, entschieden wird?
„Die Situation hätte auf jeden Fall vermieden werden müssen. Vor allem für die Organisatoren. Nehmen wir an, er würde dieses Jahr wieder gewinnen und danach wird ihm auch dieser Sieg aberkannt. Eine blödere Situation gibt es doch kaum. Und wieder hätten wir keinen richtigen Schlussgewinner gehabt. ‚Dat ass ganz einfach minabel. Mee wat wëlls de maachen, dat sins d’Gesetzer, déi sou spillen. Dat ass net gutt fir de Vëlo, dat ass net gutt fir heen, dat ass net gutt fir keen.‘ Andererseits freut es mich aber, dass Contador mitfährt, denn somit nimmt er meinen Jungs viel Druck von den Schultern.“
Sollte Contador nachträglich die Tour 2010 aberkannt bekommen, würde Andy profitieren und von zwei auf eins vorrücken. Wie Kim Kirchen, der von Stefan Schumacher und Alexander Winokourow jeweils um einen Etappensieg betrogen wurde, hätte auch Andy seinen Sieg nie feiern können.
„Bei Andy war das auch so in der Flèche Wallonne oder bei den Olympischen Spielen in Peking und Frank war von der Affäre Valverde betroffen. Nichts kann einem Fahrer einen richtigen Sieg ersetzen. ‚Do bas de ëmmer den Idiot bei der Saach.‘ Ich kann es einfach nicht verstehen. Drehe ich als Privatmensch ein krummes Ding, komme ich vor den Richter und muss schlimmstenfalls in den Knast. So aber macht sich der Radsport lächerlich.“
De Maart

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