„Ich erfinde keine Geschichten“

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Andy Schleck, bzw. sein Team, sorgten in den vergangenen Tagen und Wochen für Gesprächsstoff. Im Tageblatt-Interview geht Andy Schleck auf manches ein, nicht alles, und räumt mit einigen Gerüchten auf.

Tageblatt: Andy, was sind die genauen Gründe für deine Absage der WM in Kopenhagen?

Andy Schleck: „Bei der Tour de France habe ich eine Plombe in einem Weisheitszahn verloren. Dieser Zahn wurde zwei Wochen nach der Colorado-Tour entfernt. In der Folge hat sich die Wunde dann mehrmals entzündet. Mittlerweile sind die Stiche entfernt worden und ich brauche auch keine Antibiotika mehr zu nehmen. Sowohl mein Zahnarzt als auch der Teamarzt haben mir jedoch von einer Teilnahme an der WM abgeraten. Die Gesundheit geht immer noch vor und ich will das Risiko einer Herzmuskelentzündung, welche ein Jahr ‚out‘ bedeuten würde, wirklich nicht eingehen.“

Einige Leute behaupten, dass dir nicht so viel daran liegt, die Nationalfarben zu vertreten, und dass deine Zahnprobleme nur ein Vorwand seien, um nicht in Kopenhagen anzutreten …

„Ich bin den Leuten keine Rechenschaft schuldig und erfinde bestimmt keine Geschichten, um bei einer WM, einem schönen Moment in der Karriere eines jeden Sportlers, nicht teilnehmen zu müssen. Zudem hab ich Luxemburg bei meinen großen Erfolgen, wie den Etappen-Siegen bei der Tour de France, stets gut repräsentiert.“

Ist deine Saison damit beendet?

„Nicht unbedingt. Ich habe in der Zwischenzeit weiter trainiert, wenn auch nicht so intensiv, wie es beispielsweise für eine optimale Vorbereitung für die WM nötig gewesen wäre. Immer wenn ich in höhere Pulsfrequenzen komme, habe ich gleich heftige Schmerzen. Mit meiner WM-Absage habe ich auch bis zum letzten Moment gewartet. Für mich ist die Saison noch nicht abgeschlossen. Ich muss abwarten, wie der Heilungsprozess verläuft. Es ist noch zu früh, um das weitere Rennprogramm festzulegen. Sollte ich die Form jedoch nicht mehr aufbauen können, wäre die Colorado-Tour mein letztes Rennen gewesen. Was ich nicht hoffe.“

Welche Erkenntnisse bringst du mit von dieser Colorado-Tour, wo das Peloton zeitweise auf mehr als 3.500 Höhenmetern unterwegs war?

„In dieser Höhe wird im Zeitlupentempo gefahren. Dein Puls schlägt um 30 bis 40 Einheiten schneller als in den Alpen. Abends ist man dann froh, früh im Bett zu liegen. Ob mir das Rennen in dieser Höhe etwas gebracht hat, kann ich nicht sagen, da ich danach keinen Wettbewerb mehr bestritten habe. Mein Bruder hat jedenfalls keinen Unterschied bei den folgenden Rennen bemerkt.“

Stichwort Bruder: Was die nächste Saison betrifft, so wird im Rahmen der RadioShack-Nissan-Trek-Gerüchteküche u.a. gemunkelt, dass du eventuell nicht mehr zusammen mit Frank in einer Mannschaft fahren würdest. Ist da was dran?

Andy lacht: „Nein, da ist absolut nichts dran. Wir werden auch in Zukunft immer für das gleiche Team fahren.“

Wie geht es denn nun nächste Saison weiter mit der Mannschaft?

„Eins ist sicher: Die Mannschaft wird weiter eine luxemburgische bleiben. Was die weiteren Details anbelangt, so kann auch ich nur auf das Management und deren nächste Pressemitteilung verweisen.“

Mit Laurent Didier hat jetzt der dritte Luxemburger bei eurem Team unterschrieben. Siehst du ihn als Helfer an eurer Seite bei der Tour 2012?

„Wir wussten schon seit längerer Zeit, dass Laurent nächstes Jahr mit uns zusammen fahren würde. Er ist ein guter Freund von uns und ich kann mir gut vorstellen, dass er nächstes Jahr mit uns zusammen die Tour de France in Angriff nehmen wird.“

Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass deine Mannschaft auch großes Interesse an Bob Jungels hat. Wird er demnächst bei euch unterschreiben?

„Dazu kann ich derzeit noch nichts sagen. Sicher ist, dass Bob ein Riesentalent ist, das als Junior mehr erreicht hat als mein Bruder und ich im gleichen Alter. Er hat einen ‚großen Motor‘ und wird vielleicht eher als erwartet bei der Elite groß auftrumpfen. Gut möglich, dass wir ja in einiger Zeit für ihn fahren werden.“