Zehn Jahre nach seinem tragischen Tod lassen die Organisatoren des Giro d’Italia Marco Pantani noch einmal zu Ehren kommen. Wie könnte es auch anders sein, ist diese Auflage doch ganz den Kletterern vorbestimmt. Luxemburger Teilnehmer sucht man bei der diesjährigen Auflage vergebens.
Der Giro d’Italia läutet die Saison der großen Rundfahrten ein. Dieses Jahr wird in Belfast gestartet, wo es am Freitag mit einem Mannschaftszeitfahren losgeht. Es ist, nach dem Start in Herning (Dänemark) 2012 der exotischste „Grand Départ“ der Italien-Rundfahrt. Nach drei Tagen auf der britischen Insel wird der erste von drei Ruhetagen eingelegt, bevor es im Süden Italiens weitergeht.
Dann dauert es auch nicht lange, bis das Peloton in die Berge kommt und der Kampf ums begehrte „Maglia rosa“ so richtig beginnt. Nicht weniger als neun Bergankünfte im Mittel- oder Hochgebirge gilt es zu bewältigen. Die Entscheidung wird trotzdem erst in der dritten Woche fallen, wenn es in die Alpen geht. Hier gedenken die Organisatoren des vor zehn Jahren verstorbenen Marco Pantani gleich mit zwei Etappen.
Pantanis Aufholjagd
Ein erstes Mal mit der 14. Etappe, wenn es nach Oropa hinauf geht. Unvergessen bleibt Pantanis Aufholjagd an diesem Pass im Jahr 1999: Wegen eines Kettendefekts etwas mehr als 8 km vor dem Ziel büßt „il Pirata“ rund 15 Sekunden auf die Leadergruppe um Laurent Jalabert und Gilberto Simoni ein. Mit einer gehörigen Portion Wut räumt Pantani das Feld auf, lässt sämtliche Konkurrenten stehen und sichert sich den Etappensieg. Unvergessen Jalaberts Aussage nach dieser denkwürdigen Aufholjagd: „Ich musste Platz machen, sonst hätte mich Pantani vermutlich überfahren.“ Einige Tage später wurde „Elefantino“ aufgrund eines überhöhten Hämatokritwertes nach seinem Sieg in Madonna di Campiglio aus dem Rennen genommen.
Am Tag nachdem der 97. Giro d’Italia in Oropa halt macht, steht eine weitere Bergankunft an, und zwar am Plan di Montecampione. 1998, bei Pantanis einzigem Giro-Sieg, gab es hier die letzte Bergankunft und somit das letzte Duell zwischen Pantani und dem späteren Zweitplatzierten Pavel Tonkow.
Jung gegen Alt
Aber zurück zur diesjährigen Auflage der Italien-Rundfahrt. Auch wenn die Kletterspezialisten klar im Vorteil sind, so sollte man das Zeitfahren trotzdem nicht vernachlässigen. Neben dem heutigen Teamzeitfahren über 21,7 km müssen sich die Fahrer noch zwei weitere Male im Kampf gegen die Uhr behaupten. So auf der 12. Etappe von Barbaresco nach Barolo, wo es gleich 41,9 km auf flachem Gelände zurückzulegen gilt. Und zwei Tage vor der Zielankunft in Triest ist wieder jeder auf sich allein gestellt.
Ob das Bergzeitfahren über rund 27 km hinauf nach Cima Grappa bereits eine Entscheidung herbeiführen wird, sei aber mal dahingestellt. Schließlich steht am Tag darauf die letzte Bergankunft am Monte Zoncolan an.
Zwar kommt Vincenzo Nibali nicht für eine Titelverteidigung in Frage, da sich der Italiener dieses Jahr auf die Tour konzentriert, doch Aspiranten auf das Rosa Trikot gibt es trotzdem einige (siehe auch „Die Favoriten“).
Spannender Kampf
Ein spannender Kampf zwischen Jung und Alt ist zu erwarten. Ist ein Nairo Quintana bereits abgebrüht genug, um einen Sieg bei einer großen Rundfahrt einzufahren, oder bricht er unter dem Druck der Favoritenrolle zusammen?
Dann würde der 34-jährige Joaquim Rodriguez bereitstehen, der nur allzu gern einmal nach drei Wochen auf dem obersten Treppchen stehen würde. Auch wenn im Vorfeld viel über das Duell Quintana-Rodriguez gesprochen wurde, so sollte man andere Fahrer aber nicht aus dem Blick verlieren. Rigoberto Uran wurde im letzten Jahr Zweiter hinter Nibali und der 37-jährige Cadel Evans weiß seinerseits, wie man eine dreiwöchige Rundfahrt gewinnt. Der Australier hat sich gut vorbereitet und zuletzt mit dem Sieg beim Giro del Trentino überzeugt.
Seit 2010 wird der Giro erstmals wieder ohne Luxemburger Beteiligung stattfinden. Während Bob Jungels wohl bei der Vuelta seine erste „Grand Tour“ fahren wird, kommen die restlichen Profis (Frank und Andy Schleck, Laurent Didier und Ben Gastauer) allesamt für die Tour de France in Frage.
Die Etappen
1. Etappe (heute): Belfast – Belfast (21,7 km/MZF)
2. Etappe (morgen): Belfast – Belfast (219,0 km)
3. Etappe (11. Mai): Armagh – Dublin (187,0 km)
4. Etappe (13. Mai): Giovinazzo – Bari (112,0 km)
5. Etappe (14. Mai): Tarent – Viggiano (203,0 km)
6. Etappe (15. Mai): Sassano – Montecassino (247,0 km)
7. Etappe (16. Mai): Frosinone – Foligno (211,0 km)
8. Etappe (17. Mai): Foligno – Montecopiolo (179,0 km)
9. Etappe (18. Mai): Lugo – Sestola (172,0 km)
Ruhetag (19. Mai)
10. Etappe (20. Mai): Modena – Salsomaggiore Terme (173,0 km)
11. Etappe (21. Mai): Collecchio – Savona (249,0 km)
12. Etappe (22. Mai): Barbaresco – Barolo (41,9 km/EZF)
13. Etappe (23. Mai): Fossano – Rivarolo Canavese (157,0 km)
14. Etappe (24. Mai): Agliè – Oropa (164,0 km)
15. Etappe (25. Mai): Valdengo – Plan di Montecampione (225,0 km)
Ruhetag (26. Mai)
16. Etappe (27. Mai): Ponte di Legno – Val Martello (139,0 km)
17. Etappe (28. Mai): Sarnonico – Vittorio Veneto (208,0 km)
18. Etappe (29. Mai): Belluno – Rifugita Panarotta (171,0 km)
19. Etappe (30. Mai): Bassano del Grappa – Cima Grappa (26,85 km/EZF)
20. Etappe (31. Mai): Maniago – Monte Zoncolan (167,0 km)
21. Etappe (1. Juni): Gemona del Friuli – Triest (172,0 km)
Gesamtlänge: 3.445,5 km
De Maart

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