Laurent Jans„Gewöhnen will ich mich daran nicht“

Laurent Jans / „Gewöhnen will ich mich daran nicht“
Laurent Jans will seinen Stammplatz in Paderborn wieder zurückerobern Foto: Gerry Schmit/Editpress

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Laurent Jans ist einer von zwei luxemburgischen Profifußballern, die seit dem 16. Mai wieder in der deutschen Bundesliga antreten. Der Rechtsverteidiger des SC Paderborn spricht im Tageblatt-Interview darüber, wie es sich anfühlt, wieder auf dem Platz zu stehen, wie er mit seinem Reservistendasein umgeht und wie die Zukunft aussehen könnte.

Tageblatt: Seit zwei Spieltagen rollt in der deutschen Bundesliga wieder der Ball. Wie haben Sie diese beiden Wochenenden erlebt?

Laurent Jans: Man merkt, welch Riesenaufwand betrieben wird, damit die Bundesliga wieder ins Rollen kommt. Sportlich läuft es gut und jeder hält sich an die Regeln. Allerdings macht Fußball deutlich weniger Spaß ohne Zuschauer. Dieser Zustand wurde zwar relativ schnell zur Routine, gewöhnen will ich mich daran aber nicht.

Nach außen wirken alle sehr ruhig, obwohl die Gesamtsituation noch immer kritisch ist. Wie sieht es intern aus?

Mittlerweile haben wir uns alle mit der Situation abgefunden und die Ungewissheit, wie es weitergehen soll, ist nicht mehr so stark vorhanden. Vor ein paar Wochen war jeder noch deutlich angespannter. Es gab täglich negative Meldungen aus allen Ländern der Welt. Aber die Politik hat das gut gemacht und die Maßnahmen greifen. Jetzt können wir uns wieder voll auf Fußball konzentrieren und man merkt, dass jeder auf den Klassenerhalt fokussiert ist.

Fühlt man sich als Fußballer ein bisschen wie eine Marionette, die nichts entscheiden darf?

Im Fußball ist es wie in jedem anderen Job. Wenn der Arbeitgeber entscheidet, dass es weitergeht, dann muss gearbeitet werden. Allerdings hat man in England gesehen, dass es auch anders geht (Watfords Kapitän Troy Deeney nimmt derzeit nicht am Mannschaftstraining teil, Anm. d. Red.). Es bleibt schlussendlich jedem selbst überlassen, ob man in dieser Situation Fußball spielen will. Die Gesundheit genießt Priorität. Es ist allerdings ein Unterschied, ob man alleine wohnt oder zusammen mit Kindern oder Großeltern.

Wie hat der Körper im Wettkampf auf die ungewohnte Vorbereitung reagiert?

Ich bin überrascht, wie gut es läuft. Die Umstellung war für uns alle groß, aber wir hatten den Vorteil, dass wir relativ früh in kleinen Gruppen trainieren durften. Im konditionellen und technischen Bereich konnte ordentlich gearbeitet werden und das hat uns sehr geholfen. Trotzdem war es am Anfang nicht so einfach, in ein Spiel zu kommen. Dem Niveau hat dies aber nicht geschadet.

Werden die Duelle auf dem Platz anders geführt?

Ich merke davon nichts. Es geht um Punkte, Titel, den Europapokal oder gegen den Abstieg. Jeder ist engagiert. Es kommt vielleicht weniger oft zur Rudelbildung, aber Fußball ist emotional und deshalb bleiben auch solche Situationen nicht aus.

An den ersten beiden Spieltagen hat Trainer Steffen Baumgart ihrem Konkurrenten Mohamed Dräger den Vorzug gegeben. Wie erklären Sie sich Ihren derzeitigen Platz auf der Bank?

Ich war überrascht und enttäuscht. Aber das spornt mich noch mehr an, um dem Trainer zu beweisen, dass ich auf den Platz gehöre. Ich habe in der Vorbereitung alles getan, um in der Startelf zu stehen. Der Trainer zählt weiterhin auf mich und ich war froh, dass ich am vergangenen Wochenende gegen Hoffenheim in den letzten zehn Minuten ran durfte. 

Wie bewerten Sie den Wiederauftakt mit den zwei Unentschieden gegen 1899 Hoffenheim (1:1) und Fortuna Düsseldorf (0:0)?

Gegen Düsseldorf hatten wir uns vor der Partie mehr erhofft, allerdings können wir mit dem Punkt zufrieden sein. Die Fortuna hatte gute Gelegenheiten und hätte das Spiel früher entscheiden können. Hauptsache, der Rückstand auf Düsseldorf ist nicht größer geworden. Hoffenheim ist ein spielstarker Gegner, aber wir haben eine deutliche Leistungssteigerung gezeigt im Vergleich zum ersten Spieltag nach der Pause.

Am Mittwoch trifft Paderborn auf den FC Augsburg. Ist das ein Spiel mit vorentscheidendem Charakter im Kampf gegen den Abstieg?

Vorentscheidend nicht, da für uns an jedem Spieltag ein Finale ansteht. Wir wollen die drei Punkte holen. Vor allem, weil wir an den darauffolgenden Spieltagen mit Borussia Dortmund und RB Leipzig auf zwei Topmannschaften treffen.

Sie sind vom FC Metz an den SC Paderborn ausgeliehen. Gibt es bereits Neuigkeiten, was Ihre Zukunft angeht?

Es gab schon ein paar Gespräche und es ist auch kein Geheimnis, dass Paderborn eine Kaufoption hat. Jeder weiß, dass ich mich hier wohlfühle, aber derzeit kann ich noch keine Neuigkeiten preisgeben.

Hat auch die Zweite Bundesliga ihren Reiz nach einem Jahr Erstklassigkeit?

Auf jeden Fall. Zusammen mit der englischen Championship ist die 2. Bundesliga die beste zweite Liga der Welt. Es wird intensiver Fußball gespielt, die Stadien sind voll und es sind einige Traditionsvereine vertreten. Noch heute schaue ich mir regelmäßig Spiele der 2. Bundesliga an. 

Wie würden Sie die Zeit in Frankreich mit der in Deutschland vergleichen?

Wenn man sich wohlfühlt und viel Spielzeit bekommt, fällt die Bilanz immer positiv aus. Mein Ziel war es immer, in der Bundesliga zu spielen, und das tue ich im Moment. In Metz war auch nicht alles schlecht. Wir hatten eine gute Truppe und haben schönen und erfolgreichen Fußball gespielt. Seit Sommer 2018 gab es positive und negative Momente. Eine richtige Bilanz kann ich erst am Ende dieser Saison ziehen. 

Hall kehrt doch nicht zurück

Die Verhandlungen zwischen Karpaty Lwiw und Tim Hall sind gescheitert. Der Spieler und sein Umfeld haben aus Sicherheitsgründen entschieden, dass er nicht in die Ukraine zurückkehren wird, um mit seinem aktuellen Verein die restlichen neun Spiele der Meisterschaft zu bestreiten. Vor allem die Anreise wäre für Hall zum Wagnis geworden, da es derzeit keine direkten Flüge nach Lwiw gibt. Hall ist wie sein Teamkollege Marvin Martins nun ablösefrei und bereits auf der Suche nach einem neuen Verein. del