Kampf um Ehre und Platz drei

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Vor dem 111. Escher Meisterschaftsderby hat sich das Tageblatt mit Jeunesse-Trainer Marc Thomé und Fola-Coach Cyril Serredszum über Platz drei, die Probleme der letzten Monate und den Stellenwert des Stadtduells unterhalten.

Marc Thomé

Tageblatt: Herr Thomé, für Sie ist es erst das zweite Derby als Trainer. Was wollen Sie diesmal anders machen als beim ersten Mal?

Marc Thomé: Bei meinem ersten Derby als Trainer war ich erst einige Tage im Amt (0:3-Niederlage, d.Red.). Diesmal sind die Voraussetzungen anders. Wir treten mit breiter Brust auf. Die Leistungen der Mannschaften in den letzten drei Wochen sind gut und deshalb gehe ich davon aus, dass es ein Duell auf Augenhöhe geben wird.

Herr Serredszum, für Sie ist es das erste Stadtduell als Allein-Verantwortlicher der Fola. Haben Sie der Vorbereitung Ihre eigene Handschrift verpasst?

Cyril Serredszum: Wir haben das Derby so wie alle bisherigen Partien vorbereitet: mit viel Einsatz und einer Menge Intensität im Training. Diese Einstellung hat in den letzten Wochen zu guten Ergebnissen geführt. Wir haben uns befreit und stehen wieder auf dem dritten Platz. Jetzt wollen wir unsere Situation wieder zurechtrücken.

Cyril Serredszum

Beide Mannschaften trennt ein Punkt. Ist das Derby so ausgeglichen wie schon lange nicht mehr oder gibt es einen Favoriten?

M.T.: Die Fola ist Favorit, denn sie steht einen Platz vor uns (lacht). Zudem stehen wir nach dem 3:3-Unentschieden am letzten Wochenende, wodurch uns die Fola den dritten Platz weggeschnappt hat, etwas mehr unter Druck.

C.S.: Die Jeunesse hat einen guten und ausgeglichenen Kader mit Spielern, die den Unterschied machen konnte. Zuletzt haben sie auch wieder zur Konstanz gefunden. Es ist kein Zufall, dass sie nur einen Punkt hinter uns liegen und im Kampf um einen Europapokal-Platz involviert sind. Die Jeunesse wird mit sehr viel Entschlossenheit auftreten.

Wie wichtig ist es, den dritten Platz zu erstürmen beziehungsweise zu behalten?

M.T.: Sehr wichtig. Bei einer Niederlage würde wir sogar auf den siebten Platz zurückfallen. Das würde nicht mehr so gut aussehen und auch meine Position nicht stärken. Ein dritter Rang gibt einem auch ganz andere Argumente, wenn es um die Verpflichtung von neuen Spielern im Winter geht. Unser Ziel ist nach wie vor die Teilnahme an der Europa League und wenn wir auf Platz drei überwintern, ist das eine gute Voraussetzung, um dieses Vorhaben zu erreichen.

C.S.: Es ist immer einfacher, ein Derby anzugehen, wenn man in der Woche davor den dritten Platz zurückerobert hat. Mit einem Sieg am Sonntag können wir den Abstand vergrößern. Im Hinblick auf die Rückrunde ist das sehr wichtig.

Die Jeunesse hat bereits seit fünf Jahren kein Derby mehr gewonnen. Wird das so langsam zum Komplex?

M.T.: Eine Serie reißt irgendwann. Ich gehe davon aus, dass wenn man öfter verliert, die Chancen steigen, wieder zu gewinnen (lacht). Außerdem sind wir eine Macht zu Hause und haben in dieser Saison auf der „Grenz“ nur gegen Niederkorn verloren. Zudem ist die Fola auswärtsschwach und hat drei von sechs Spielen in der Ferne verloren. Das erhöht unsere Chancen auf einen Erfolg noch einmal.

C.S.: Es kann durchaus sein, dass diese Serie zum Problem geworden ist. Jedes Spiel hat aber seine eigene Geschichte und die Voraussetzungen sind jedes Mal anders.

Die Fola und die Jeunesse haben im Schnitt über zwei Tore pro Spiel erzielt. Gewinnt die Mannschaft mit dem besten Sturm?

M.T.: In der ganzen Saison sind wir mit einer offensiven Einstellung auf den Platz gegangen und das werden wir auch gegen die Fola tun. Beide Teams haben ihre Stärken in der Offensive und ihre Schwächen in der Defensive. Wenn das Wetter jedoch nicht mitspielt, könnten am Sonntag Platzbedingungen herrschen, die das schöne Spiel unterbinden und den Zufall fördern.

C.S.: Das ist schwer zu sagen. Eine Mannschaft will immer so viele Tore wie möglich erzielen und so wenige wie möglich kassieren. Fakt ist aber, dass beide Mannschaften sehr viel Wert auf die Offensive legen. Nach den drei Wochen im Oktober, in denen wir neun Gegentore kassierten, haben wir uns in letzter Zeit wieder im Abwehrverhalten verbessert.

 


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Tore fielen in den sechs Heimspielen auf der „Grenz“. Das sind 4,5 Treffer pro Partie und mehr als auf jedem anderen Platz in der BGL Ligue.


 

Adrien Portier wird sein letztes Meisterschaftsspiel für die Jeunesse bestreiten. Bekommt er die Chance, sich zu verabschieden?

M.T.: Ich habe meine Entscheidung schon getroffen, ihm aber noch nichts mitgeteilt. Sollte er spielen, dann nicht, weil er sich verabschiedet, sondern weil er es verdient hätte. Adrien ist einer, der ein Derby lebt. Mit seiner extrovertierten Art stachelt er seine Mitspieler an. Die richtigen Escher wie Milos Todorovic, David Soares oder Andrea Deidda sind da etwas ruhiger. Aber auch sie sind heiß.

Bedingt durch die Verletzung von Gérard Mersch könnte Tom Laterza wieder in die Startelf zurückkehren. Ist er einer der Spieler, die in einem Derby den Unterschied machen können?

C.S.: Tom hat am letzten Spieltag ein frühes Comeback gefeiert. Er ist nach seiner Verletzung jetzt bereit, um dieses Derby anzugehen. Gegen die Jeunesse brauchen wir Leader, die mit der richtigen Einstellung und der nötigen Aggressivität den Weg zeigen. Er ist einer davon. Aber es müssen noch zwei bis drei andere Spieler Verantwortung übernehmen.

Der psychologische Aspekt ist bei einem Derby sehr wichtig. Hat Ihre Mannschaft in den letzten Wochen in diesem Bereich gelitten?

M.T.: Das Problem ist, dass wir keine Konstanz reinbekommen. Mal spielen wir gut, mal bekommen wir während vier Spielen nur einen Punkt. Aber das trifft auch auf die Fola zu. Für eine der beiden Mannschaften wird an diesem Sonntag wieder eine Serie reißen. Eine Niederlage kann man so schnell nicht mehr gutmachen und schleppt man drei Monate bis zum Auftakt der Rückrunde mit sich.

C.S.: Ich hoffe, dass wir das Tief hinter uns gelassen haben. Es waren schwere Monate für die Mannschaft. Wenn man mental und körperlich nicht auf der Höhe ist, kann man nicht dauerhaft erfolgreich sein. Wegen der vielen verletzungsbedingten Ausfälle und der vielen Veränderungen in der Startelf kamen keine Automatismen auf. Konstanz und Stabilität waren in der Vergangenheit die Markenzeichen der Fola. Dort wollen wir wieder hin.