F91 will weniger Spektakel und mehr Fight

F91 will weniger Spektakel und mehr Fight
Der F91 Düdelingen um Marc-André Kruska (Nr. 6) will sich noch alle Chancen offenhalten.

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Es geht um rund drei Millionen Euro und einen historischen Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Für den Luxemburger Meister F91 Düdelingen steht gegen den rumänischen Titelträger Cluj in den beiden Play-off-Partien viel auf dem Spiel. Heute Abend geht es für die Elf von Dino Toppmöller deshalb auch darum, sich im Stade Josy Barthel (ab 20 Uhr) alle Optionen für das Rückspiel am kommenden Donnerstag in Rumänien offenzuhalten.

Konzentration schlägt Euphorie, das war zumindest der Eindruck, den F91-Trainer Dino Toppmöller bei der gestrigen Pressekonferenz vermittelte. Es wäre nämlich fatal, sich ausgerechnet hier und jetzt, zwei Spiele vor dem möglicherweise geschichtsträchtigsten Spätsommer der Luxemburger Fußballgeschichte, von Emotionen überkommen zu lassen. Umso fokussierter sei die Mannschaft: „Es ist eigentlich gar nicht so schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Man merkt die Euphorie schon, aber das ist auch nicht überwältigend. Wir haben etwas Tolles gegen Warschau erreicht, aber wir wollen noch weitergehen.“

Ihr derzeitiges Selbstbewusstsein haben sich die F91-Akteure über die letzten Wochen selbst erspielt: Neunmal traf Düdelingen wettbewerbsübergreifend (auf internationaler Ebene). Diese Trefferquote – in jedem Spiel mindestens ein Tor – ist den Verantwortlichen des CFR Cluj nicht entgangen, wie Trainer Toni Conceição betonte: „Dass Düdelingen gegen Legia weitergekommen ist, war keine Überraschung.“ Der Trainerfuchs, der bereits 2009 in Cluj arbeitete, fügte hinzu: „Meiner Meinung nach geht es nicht um einzelne Spieler, sondern ihre größte Stärke ist ihr Kollektiv.“

Vor allem die Tatsache, dass Düdelingen gleich sieben unterschiedliche Torschützen in den Reihen hat, ist beeindruckend. Der rumänische Meister, der im Vorjahr nur auf Platz 4 gelandet war, ist derzeit allerdings nicht weniger erfolgreich. Das gefährliche Sturmduo George Tucudean und Billel Omrani erledigte am vergangenen Wochenende Dinamo Bukarest am fünften Spieltag der Meisterschaft im Alleingang. „Sie haben vorne individuelle Qualitäten, die schwer zu kontrollieren sind, aber wir haben uns gut vorbereitet“, erklärte Toppmöller. Die Tabellenführung der „Liga 1“ und das gleichzeitige Torfestival im Europapokal sprechen für sich: In der dritten Runde der Europa League schaltete Cluj den armenischen Meister Alashkert Yerevan mit 2:0 und eine Woche später sogar 5:0 aus.

Jordanov gesperrt

Mit Júlio Baptista wurde vor fünf Tagen ein ehemaliger Weltstar an Land gezogen, der nach 20 Monaten Vereinslosigkeit noch kein Kandidat für einen Platz in der Startelf sein dürfte. Auf Düdelinger Seite trifft dies auf Milan Bisevac zu: Dem ehemaligen Metzer, der in der Schlussphase des Legia-Spiels wegen seiner Erfahrung die Rolle des Abwehrchefs übernahm, mangelt es trotzdem noch an internationalem Rhythmus.

Genau wie vor acht Tagen fehlt Toppmöller auch diesmal ein Verteidiger wegen einer Sperre. Für Tom Schnell rückte gegen die Polen Kevin Malget in die Innenverteidigung – diesmal könnte der Nationalspieler erneut zum Einsatz kommen, allerdings auf einer anderen Position (da eigentlich kein Weg am Zentralverteidigerduo Schnell und Prempeh vorbeiführen dürfte). Rechtsverteidiger Edisson Jordanov muss nach seiner überzeugenden Leistung gelbgesperrt aussetzen. Doch der Kader ist breit und polyvalent: Für Malget auf der rechten Seite sprechen nicht nur die internationalen Erfahrungswerte, sondern auch die physisch starke Leistung, die er nach einer längeren Abwesenheit gezeigt hat. Dazu Toppmöller: „Es ist klar, dass er einen anderen Stil hat, aber das könnte uns gegen eine sehr robuste Mannschaft wie Cluj auch entgegenkommen.“ Auf der linken Seite hat der Trainer nun wieder die Wahl zwischen Bryan Mélisse und Aniss El Hriti. Während Ersterer mehr Offensivqualitäten besitzt, hat der Franko-Marokkaner von der Abwesenheit der eigentlich gesetzten Nummer eins profitiert, um seine Leistung von Woche zu Woche zu verbessern.

Ansonsten gibt es für Toppmöller wohl wenig Gründe, viel an seiner Elf zu schrauben: Er kann die Schnelligkeit von Patrick Stumpf gegen die athletischen Cluj-Verteidiger ausnutzen und mit einem ebenso lauffreudigen David Turpel, wie er es gegen Legia war, für den nötigen Druck sorgen. Stelvio da Cruz, Marc-André Kruska sowie Clément Couturier und Dominik Stolz komplettieren das Aufgebot. Eine Rückkehr von Danel Sinani scheint allerdings auch nicht ausgeschlossen. Alles andere als Jonathan Joubert zwischen den Pfosten wäre dagegen undenkbar. Der Gegner tritt höchstwahrscheinlich im gewohnten 4-2-3-1-System an, mit Mittelstürmer Tucudean an der Spitze. Alashkert biss sich zweimal die Zähne an den erfahrenen 1,90-m-Innenverteidigern Andrei Muresan (33 Jahre) und Paulo Vinícius (34 Jahre) aus. Mit dem 25-jährigen Adam Lang, der gestern bei der Pressekonferenz erschien, war am vergangenen Wochenende ein anderer Mann im Einsatz. Linksverteidiger und Kapitän des Teams ist Mário Jorge Paulino Malico, genannt „Camora“. Der 31-jährige Portugiese ist seit 2011 in Cluj und gewann mit den Rumänen seither zwei Meisterschaften, einen Pokal und den Supercup.

Der F91 hat in der dritten Runde der Europa League mit dem größeren Ballbesitz (60 Prozent im Hinspiel) und insgesamt 18 Torschüssen auf das Legia-Tor gezeigt, wozu der Verein auf europäischer Bühne in der Lage ist – wohlwissend, dass sich der Gegner in einer Existenzkrise befand. Cluj dagegen schwimmt auf der Erfolgswelle (fünf Siege in Serie) und will mit dem Einzug in die Gruppenphase den nächsten Schritt machen: „Wir können hier ohne Druck aufspielen. Wir befinden uns in einer sehr guten Phase. Ich vertraue meinen Spielern. Sie müssen sich bewusst sein, dass sie mit dem Einzug in die Gruppenphase etwas sehr Großes erreichen können“, meinte Coach Conceição. Toppmöller erklärte später: „Warschau kam aus einer Schwächeperiode heraus, Cluj dagegen, das ist eine andere Hausnummer und ein anderes Selbstvertrauen. Aber wir sind bereit für einen guten Fight.“

Um gegen den rumänischen Meister bestehen zu können, muss Düdelingen wieder genauso kompromisslos mit seinen Torgelegenheiten umgehen. Gleichzeitig gilt es im Hinspiel erst einmal, sich noch alle Optionen für das zweite Duell offenzuhalten. „Das war bis jetzt eigentlich bei allen Spielen der Fall, denn bis auf Drita waren wir nie die Favoriten. Wir wollen alles versuchen, aber im Rückspiel auch noch unsere Chancen haben. Ich rechne deshalb auch mit einem passiveren Spiel als gegen Legia, denn dort war klar, dass sie unbedingt treffen müssen. Ich gehe somit davon aus, dass die Partie morgen (heute) auf jeden Fall torärmer wird“, so Dino Toppmöller abschließend.