Frankreich zittert: „Irland will die Revanche“

Frankreich zittert: „Irland will die Revanche“
(Reuters/Stephane Mahe)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Druck auf Frankreich im Achtelfinale ist groß. Doch vor dem Spiel gegen Irland dreht sich fast alles um die skandalöse Partie vor über sechs Jahren.

Frankreichs Verbandspräsident Noël Le Graët beschwört eine erfolgreiche EM-Zukunft – doch vor dem Achtelfinale gegen Irland wird die Grande Nation von einem unrühmlichen Kapitel aus der Vergangenheit eingeholt. Weder die Stars Paul Pogba oder Dimitri Payet noch Trainer Didier Deschamps beherrschten vor der brisanten Partie am Sonntag (15.00 Uhr) in Lyon die Schlagzeilen, sondern die „Hand of Frog“, die Hand des Frosches.

Auf acht (!) Seiten erinnerte am Freitag alleine die L’Equipe an den 18. November 2009 – an jenes WM-Playoff-Rückspiel zwischen Frankreich und Irland im Stade de France, in dem ein Handspiel von Thierry Henry für einen handfesten Skandal gesorgt hatte. William Gallas war der Nutznießer von Henrys irregulärer Aktion gewesen.

„Revanche“

Die Iren waren durch den späten Treffer in der Verlängerung zum 1:1 auf dem Weg nach Südafrika gescheitert. Der Verband FAI drohte mit einer Klage, die FIFA zahlt daraufhin unter der Hand eine Entschädigung von fünf Millionen Euro. Die Wellen schlagen auch heute noch hoch. „Irland will die Revanche“, titelte Frankreichs größte Sportzeitung und strahlte das Spiel im eigenen TV-Kanal sogar noch einmal in voller Länge aus. Da sei für Irland noch „eine alte Rechnung zu begleichen“.

Die Irish Times mutmaßte, „dass uns dieses Handspiel immer verfolgen wird“. Nur die Protagonisten sind vor dem ersten Aufeinandertreffen seit damals bemüht, das Thema einigermaßen kleinzuhalten. „Ob ich an Rache denke? Nein, niemals“, sagte der Ire Stephen Ward, grinste aber vieldeutig. „Es war eine komplett andere Spielergeneration. Wir wollen das Spiel einfach nur genießen“, meinte Jeff Hendrick.

Träume

Mit der „komplett anderen Spielergeneration“ liegt Hendrick aber nicht ganz richtig. Immerhin stehen in beiden Kadern noch zehn Spieler (jeweils fünf), die das Skandalspiel hautnah erlebt hatten. Irlands Coach Martin O’Neill sieht deshalb auch kein Problem, sein Team zu motivieren: „Das ist einfach.“ Zudem kann er seinen Spielern erzählen, wie es ist, den Gastgeber zu schlagen.

Bei der WM 1982 hatte O’Neill die Nordiren als Kapitän zu einem sensationellen 1:0 gegen Spanien geführt. „Dies sei ein „großer Moment“ gewesen, „den ich nie vergessen werde“. Von einem derart großen Moment träumen die Iren 34 Jahre später – und Frankreich zittert vor der Rache des Außenseiters und einem unrühmlichen Ende bei der Heim-EM. Der Druck ist groß, ein Scheitern würde in Frankreich ein sportliches Beben auslösen.

Mission

Schon vor dem ersten K.o.-Spiel hatten viele Experten Zweifel an der Equipe tricolore geäußert. Auch wenn Trainer Deschamps nach erfolgreicher, aber wenig glanzvoller Gruppenphase schon erklärt hatte, „dass die Mission erst einmal erfüllt“ sei, will sich Verbandschef Le Graët damit nicht zufrieden geben. Man nähere sich jetzt den „besten Mannschaften Europas. Wir stehen nahe vor dem Halbfinale, jetzt müssen wir das auch schaffen.“ Das Turnier beginne für Frankreich „von vorn“, fügte Deschamps an. Und das ausgerechnet gegen Irland.