Freitag14. November 2025

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Die heiße Phase beginnt

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Im Luxemburger Lager in London ist derzeit alles im Lot, die heiße Phase beginnt – allerdings ohne Klimaanlage.

Die bereitet beim derzeitigen „Sommereinbruch“ nicht nur den Luxemburgern im Olympischen Dorf Probleme, die Gäste aus dem Großherzogtum merken es aber besonders gut: „Wir sind ganz oben im neunten Stock, da ist es schon sehr warm“, so Judoka Marie Muller.

Die’s aber trotzdem mit Humor nimmt: „Zum Gewicht abkochen ist es ideal, zum Schlafen allerdings nicht.“ Muller ist seit Sonntagabend in London, konnte sich schon ans Umfeld im Dorf gewöhnen. Das gemäß den Wunschvorstellungen von Delegationschef Heinz Thews ausfiel: Im Wohnblock der Deutschen (wichtig für die medizinische Zusammenarbeit), im neunten und damit obersten Stock eines Gebäudes, will heißen als Penthouse mit Außenterrasse. Luxemburg hat vier Apartments, zwei à acht Betten, eins mit sechs und eins mit vier.

Die Sportler treffen ein

Als Erste in den Genuss der Anlage kam Carole Calmes. Die Sportschützin weilte vergangene Woche für einen internationalen Trainingslehrgang in London und wohnte bereits im Dorf. Das Wochenende verbrachte sie zuhause, kehrte am Montag auf die Insel zurück. Ebenfalls am Montag überquerte Bogenschütze Jeff Henckels den Ärmelkanal, am Dienstag folgten die Tischtennisspielerin Ni Xia Lian (letzter Lehrgang in Schanghai) sowie die Schwimmer Raphael Stacchiotti und Laurent Carnol (letzter Lehrgang auf Teneriffa). Falls die Rückreise vom Turnier-Finale in Atlanta wie geplant klappte, wird Tennis-Profi Gilles Muller am Mittwoch (25.07.12) in London erwartet. Auch Radprofi Laurent Didier reist nach der letzten Etappe der Wallonie-Rundfahrt noch am Mittwochabend (25.07.12) an, seine Kollegin Christine Majerus folgt am Donnerstag als Letzte. Sie trainiert so lange wie möglich in Luxemburg, da die Bedingungen in London dafür nicht unbedingt ideal sind.

Das gilt aber nicht für alle Sportarten. Die Schwimmer sprangen am Dienstag am frühen Abend gleich ins Wettkampfbecken des Aquatic Center im Olympia-Park. Gleich neben dem olympischen Dorf, was für Henckels nicht der Fall ist: Anderthalb Stunden Busfahrt brauchte er am Dienstag, um zum Training am Wettkampfort Lords Cricket Ground zu gelangen. Am Mittwoch (25.07.12) folgt dort die Generalprobe im Stadion selbst. Auch der Judo-Delegation dauerte die Fahrt in den offiziellen Bussen zum Training beispielsweise zu lange, und sie stiegen auf den „Tube“ um.

Danke, Hanna

Dies zu dritt – eine Besonderheit: Nicht nur Trainer Ralf Heiler begleitet Marie Muller, sondern auch deren Clubkollegin vom KSV Esslingen, Hanna Sanders. Sie wurde als Sparringpartner „engagiert“. „Für Peking war das auch schon angedacht“, so der Coach, „aber wegen der Wildcard war das alles damals zu kurzfristig.“ Diesmal konnte längerfristig geplant werden, auch wenn der Antrag auf eine Spezial-Akkreditierung erst vor vier Wochen definitiv genehmigt wurde.

Und so musste Heiler diesmal nicht „hungern“ – „ich hatte für Peking bis auf 67 Kilo abgenommen, um so leicht wie möglich für Marie als Trainingspartner zu sein, aber ideal war das natürlich immer noch nicht (Muller kämpft in der Kategorie -52 kg, d.Red.)“. Nun firmiert also Hanna Sanders bis kommenden Dienstag ebenfalls unter Luxemburger Flagge. Sie wohnt in einem Hotel unweit des Wettkampf-Ortes „ExCel“, darf dort in die Aufwärm-Halle und zu allen anderen Trainings, sowie tagsüber ins Olympische Dorf. „Ich habe immer gesagt: ich glaube es erst, wenn ich im Flieger sitze“, so Sanders, die 2011 kurzfristig wegen der Fukushima-Katastrophe einen erstmaligen Lehrgang im Judo-Land Japan verpasste.

Ein Traum wird wahr

„Natürlich wird ein Traum wahr, Olympia ist Olympia, egal wie man dabei ist“, sagte die deutsche Vizemeisterin 2010 in der Kategorie -63 kg. Anschließend bremsten Knieprobleme die heute 24-Jährige etwas aus. Die in etwa gleich großen Sanders und Muller sind seit 2000 gemeinsam im Esslinger Verein, trainieren seit sieben Jahren zusammen. „Auch psychologisch eine wertvolle Unterstützung“, hebt Ralf Heiler das letzte Detail dieser idealen Vorbereitungs-Situation hervor.
Auf wen sich Muller als Erstrunden-Gegnerin vorbereiten muss, steht noch nicht fest: Die Auslosung erfolgt am Donnerstag.

Der andere Muller, Gilles, wartet ebenfalls noch auf den ersten Gegner. Auch diese Auslosung soll am Donnerstag erfolgen. Tischtennis-Spielerin Ni Xia Lian dürfte derweil heute erfahren, gegen wen sie beginnen muss – bzw. ob sie nun ein Freilos für die Vorrunde bekommt oder nicht.
Alle zusammen finden sich heute Abend übrigens für eine erste offizielle Zeremonie in Anwesenheit von IOC-Mitglied Großherzog Henri – er weilt seit gestern bei der 124. IOC-Session – ein, dies, wenn bei der „Welcome Ceremony“ im Olympischen Dorf offiziell die Luxemburger Flagge gehisst wird.