Deschamps warnt vor Übermut

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In Frankreich erwarten viele im Achtelfinale gegen Nigeria einen Spaziergang. Trainer Deschamps will von großspurigen Aussagen nichts wissen. Auch Cabaye warnt vor allzu viel Euphorie. Der Afrikameister peilt nach beigelegtem Prämienstreit einen Coup an.

Der neue Übermut stört Disziplinfanatiker Didier Deschamps gewaltig. Frankreichs Trainer sah sich sogar genötigt, vor dem Achtelfinale am Montag (30.06.14) gegen Nigeria Verteidiger Bacary Sagna zurückzupfeifen, der großspurig erklärte: „Das Verpassen des Titels wäre ein Scheitern.“ Noch sei nichts gewonnen, warnte Deschamps. Auch Worte wie Spaziergang oder Pflichtaufgabe will er nicht hören. Dafür ist der Afrikameister nach dem beigelegten Prämienstreit zu unberechenbar. Nigeria ist erstmals seit 1998 wieder in der K.o.-Phase dabei.

„Es ist gut, ambitioniert zu sein. Deshalb sind wir auch hier, aber aus Selbstvertrauen sollte keine Arroganz werden, denn sonst bekommt man Probleme“, warnte auch Mittelfeld-Dirigent Yohan Cabaye, der nach seiner Gelb-Sperre ins Team zurückkehrt. Nur kein überbordender Optimismus, der die eigene Konzentration schwächt und den Gegner auch noch aufbaut. „Ein falscher Schritt und man fährt nach Hause. Das ist schon Druck genug“, betonte Cabaye weiter. Wie schnell Nachlässigkeiten bestraft werden, zeigten die beiden Gegentore bei der 5:2-Gala in der Vorrunde gegen die Schweiz.

Gegen diesen Schlendrian kämpft Deschamps seit seinem Amtsantritt nach der EM 2010 an. Der Coach hasst es, wenn sich sein Team durch unbedachte Äußerungen oder Leichtsinn auf dem Platz selbst schwächt. Auch ein Blick voraus auf ein mögliches Viertelfinale gegen den großen Rivalen Deutschland ist untersagt. Sonst kann Deschamps ungemütlich werden. Bei Mathieu Valbuena muss er sich diesbezüglich kaum Sorgen machen. Der eher zurückhaltende Spielmacher von Olympique Marseille soll gegen Nigeria wieder in die Anfangsformation rücken.

Valbuenas Kreativität und Zug zum Tor wurden beim 0:0 zum Vorrunden-Abschluss gegen Ecuador schmerzlich vermisst. Deschamps hat auf jeden Fall bis auf den angeschlagenen Vizekapitän Mamadou Sakho alle Akteure um Topstürmer Karim Benzema, Jungstar Paul Pogba, „Motor“ Blaise Matuidi und Valbuena an Bord.

Für Sakho ist Laurent Koscielny vom FC Arsenal als Ersatz vorgesehen – und diese Personalie schien im französischen Quartier in Ribeirão Preto mehr Bedenken auszulösen als die „Super Eagles“ mit ihrem schnellen Sturm und Klassetorwart Vincent Enyeama. Der agile und technisch starke Koscielny ist auf dem Platz so unkonstant, dass es fast schon wieder konstant ist. „Viele denken, ich sei verrückt. Und es stimmt, ich verursache Elfmeter und bekomme viele Karten. Ich habe halt viel Energie und gebe alles“, gab der Innenverteidiger zu. Gegen Nigeria könnte jeder Fehler böse Folgen haben.

Die Kicker aus Afrika scheinen sich wieder rechtzeitig auf Fußball zu konzentrieren. Mit der Ankunft in Brasilia wurde ein Prämienstreit beigelegt, der sogar zu einem Trainingsstreik geführt hatte. Vor dem Flug hatte das Team eine Übungseinheit in Campinas boykottiert. Stattdessen gab es Diskussionen und nach übereinstimmenden Medienberichten Telefonate mit Nigerias Präsident Goodluck Jonathan, der die Prämienzahlung von 3,805 Millionen Dollar höchstpersönlich genehmigt haben soll. Das Geld soll pünktlich vor dem Anpfiff in Brasilien eintreffen. Der Poker um das Geld soll auf jeden Fall keinen Einfluss haben, versprach Kapitän Joseph Yobo. „Auf dem Platz kann man an nichts anderes denken“, versicherte der Abwehrspieler. Nigerias Trainer Stephen Keshi behauptete sogar, es gebe das Problem überhaupt nicht.