GolfDer Rush auf die Schläger: Andrang und Erleichterung nach Lockerungen in Luxemburg

Golf / Der Rush auf die Schläger: Andrang und Erleichterung nach Lockerungen in Luxemburg
„An Etikette und klare Regeln ist man in der Golfwelt auch vor Corona gewöhnt gewesen“, erklärt die Clerfer Klubpräsidentin Romy Karier AFP

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Das Warten hatte ein Ende: Die 3.500 Luxemburger Golfspieler dürfen seit Montag wieder ihrem Sport (oder Hobby) auf einem der fünf nationalen Plätze nachgehen. FLG-Verbandspräsident Christian Schock, der sich in den vergangenen Wochen stets für Lockerungen starkgemacht hatte, kam auf Frustration, Erleichterung und die Trainingsoptionen der Elitesportler zurück.

Die Telefone liefen heiß, die Sekretariate waren voll ausgelastet: 120 Mitglieder des Junglinster Golfklubs nutzten am Dienstag gleich die ersten Sonnenstunden, um ihre Schläge „um Belenhaff“ zu trainieren. Vergleichbar viele Sportler, wie der Verein erklärte: „Im Normalfall ist es dienstags eher ruhig.“ Da das Wetter es am zweiten Tag der Lockerungsmaßnahme deutlich besser mit den Golfern meinte, waren die ersten Klubs nach wenigen Stunden bereits für die komplette Woche ausgebucht.

Sich im Vorfeld anzumelden, ist eine der aktuellen Zutrittsbedingungen: „Damit verhindern wir, dass sich mehrere Personen gleichzeitig am Start aufhalten“, erklärt FLG-Präsident Christian Schock. Zudem sind die Sportler aufgefordert worden, maximal fünf Minuten vor ihrer Startzeit zu erscheinen. Weder Fahnen noch Rechen sollen in den nächsten Tagen angefasst werden, alle Vorkehrungen wurden von den Greenkeepern getroffen. „Wir sind im Moment auf zwei Spieler pro Partie beschränkt. Im Ausland hat es ein, zwei Wochen gedauert, bis man wieder zu Dritt oder Viert gemeinsam losgeschickt wurde. Die Nachfrage ist auch hierzulande groß. Noch steht aber nicht fest, wann das bei uns auch der Fall sein wird“, sagte Schock, der beim Grand-Ducal aufschlägt. 

Noch bis vor wenigen Tagen stand die nationale Golfwelt komplett still, sehr zum Unmut ihrer Mitglieder. „Wir können nicht passiv bleiben“, hatte Schock noch vor zwei Wochen betont und sein Unverständnis über die Schließung der Golfplätze öffentlich gemacht. Die damaligen Aussagen von Sportminister Dan Kersch, dass sämtliche Sportstätten bis zum 31. Juli geschlossen bleiben müssten, waren in den Augen des Golfverbands nicht nachvollziehbar: „Wir haben uns den anderen Sportarten aus Solidarität angeschlossen. Aber nach der ersten Lockerung hätten wir uns etwas mehr erwartet. Immerhin handelt es sich um eine Aktivität, bei der das Einhalten von Distanzen gut umsetzbar ist. Wir sprechen in dem Fall von 50 bis 80 Hektar Land.“

180 Minuten 

Besonders die Nachwuchshoffnungen und Nationalspieler drängten auf ein Ende der Quarantäne-Bedingungen. In Deutschland hatte u.a. das Leistungszentrum in Mannheim seine Türen für die deutschen Profis vorher geöffnet, weswegen sich die FLG-Athleten benachteiligt fühlten. „Es gibt preiswerte Teppiche, die man sich für den eigenen Garten zulegen kann, aber für Analysegeräte im Amateurbereich muss man mindestens 2.000 Euro vorsehen“, sagt Schock.

Charles Weis und Alex Verschaeren heißen die beiden FLG-Aushängeschilder. Letzterer wagt mit 31 Jahren noch einmal den Sprung in den Profibereich und wird in der dritten europäischen Kategorie (ProGolfTour und AlpsTour) antreten. Weis, Mitglied des COSL-Promotionskaders, wird in den nächsten Tagen seine Premières-Examen im Sportlycée ablegen und danach in Südfrankreich Sport und Studium kombinieren. „Sie haben während der Quarantäne an ihrer Physis arbeiten können, möglicherweise auch Präzisionstraining. Allerdings ersetzt nichts ein Training auf einem Golfplatz, wie es für diese Athleten normalerweise täglich stattfindet“, berichtet der Verbandspräsident. Nach ein bis zwei Stunden auf dem Übungsplatz stehen in der Regel auf diesem Niveau noch zwei Stunden auf dem (halben) Parcours auf dem Programm. 

Für die verbleibenden 95% der FLG-Lizenzierten, die Freizeitgolfer, stehen unter den aktuellen Vorgaben etwa 180 Minuten für eine komplette Runde zur Verfügung. Im Zehn-Minuten-Takt werden die Duos losgeschickt. So kam es, dass beim Grand-Ducal am Dienstag fast alle Zeitfenster zwischen 8.30 und 18.00 Uhr ausgebucht waren. „Es war voll. Das ist außergewöhnlich für einen Wochentag. Man merkt, wie sehr das Golfspielen den Menschen gefehlt hat.“ Auch er selbst hat sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Vergleichen könne man den momentanen Ansturm eher mit einem sonnigen Wochenende. „Laut meinen letzten Informationen sind wir bereits für die komplette Woche ausgebucht.“ Von den 1.000 Mitgliedern würden nur 300 regelmäßig zum Schläger greifen, „und da heißt es dann ‚first come, first served‘. Im Moment kann man sich vier Tage im Voraus anmelden. So dürfte jeder die Chance haben, ein Plätzchen zu ergattern.“ Der kleinste Klub des Landes, Clerf, hat anders als die verbleibenden Vereine übrigens noch ein paar Plätze frei. 

Maskenpflicht herrscht auf den Luxemburger Golfplätzen keine: Wie die Verantwortlichen versichern, sei das Einhalten der Distanzen kein Problem
Maskenpflicht herrscht auf den Luxemburger Golfplätzen keine: Wie die Verantwortlichen versichern, sei das Einhalten der Distanzen kein Problem Foto: AFP/Franck Fife

Golf de Clervaux

Jugend: Der Klub im Norden des Landes lebt zwar hauptsächlich von seinen „Green Fees“ (Tageskarten und Tourismus), doch den Verantwortlichen des Golf de Clervaux liegt besonders die Nachwuchsförderung am Herzen. Mehrere Initiativen wurden ins Leben gerufen. Neben dem „Schoulsportdag“ haben bereits mehr als 700 Grundschüler durch das Projekt „Golf an der Schoul“ erste Erfahrungen mit Schlägern gesammelt. Die Kosten für den späteren Grundkurs (acht Einheiten) wurden angepasst, um mehr Eltern anzusprechen. „Das Material stellen wir zur Verfügung, man sollte lediglich in ein paar gute Schuhe investieren“, erklärt Präsidentin Romy Karier. Im Moment trainieren 26 Junioren (U21) in Clerf. „Wir haben zwar noch keinen Charles Weis in unseren Reihen, aber wir arbeiten dran“, meinte Karier lachend.
Noch hat sie aufgrund der Bestimmungen kein grünes Licht bekommen, doch die Präsidentin will unbedingt wieder Kinder-Trainingseinheiten anbieten dürfen: „Mein Vorschlag ist ein Stationen-Training. Es könnte klappen, aber unser Pro (Trainer) will sich erst absichern.“ 
Zahlen: Rund 340 Mitglieder sind beim Golf de Clervaux lizenziert. 120 können pro Tag auf das weitläufige Grün (18 Löcher) geschickt werden.

Klischees und Vorurteile

Elitär, teuer und ein Alt-Herren-Sport: Gegen diese Vorurteile will sich der Golfsport in Zukunft weiter wehren. Von den 3.500 Lizenzierten sind rund 20% jünger als 21 Jahre. „Die Hälfte der Mitglieder ist über 50 Jahre alt. Wir würden diese Pyramide gerne runterdrücken“, sagt FLG-Präsident Christian Schock. Hauptsächlich fehle es dem Luxemburger Golf an Mitgliedern der Kategorie 25 bis 40 Jahre. Für das Verbandsoberhaupt gibt es eine einfache Erklärung: Die zeitliche Investition würde viele Leute abschrecken. 
Romy Karier, Präsidentin des Clerfer Golfklubs, hat selbst erst mit 30 Jahren zum ersten Mal zum Schläger gegriffen. „Golf ist eine Sportart, kein Statussymbol“, formulierte sie es. Besonders beim Nachwuchs seien die Kosten angepasst worden. „Wir sind bemüht, Golf zugänglicher zu machen.“

Finanzen und Corona

Auch während der Krise gab es Fixkosten für die Golfklub-Betreiber. Zwar wurde das Personal wie in Clerf reduziert, doch die Grünflächen mussten auch während der Quarantäne gepflegt werden. Die Folge ist allerdings positiv: „Anders als sonst, wo man zu Beginn der Saison keine optimalen Bedingungen vorfindet, kann man jetzt auf perfekt vorbereitetem Grün spielen. Das ist sofort ein anderes Gefühl“, schwärmte Schock. 
Es scheint, als hätte kein Verein schwere Konsequenzen davonzutragen. Lösungen, die alle zufriedenstellen, wurden gefunden: In Clerf wurden den Mitgliedern als Kompensation für die Dauer der Quarantäne Gutscheine zur Verfügung gestellt, damit keine Liquiditäten ausbezahlt werden müssten.

Golf ist ein schönes Hobby...
15. Mai 2020 - 14.05

@Monique, um Golf zu verstehen muss man sebst gespielt haben. Dort wird Buiseness gemacht, jedenfalls im Grand Ducal. Dort beraten die Oberen unseres Landes wie man viel Geld verdient und das meiste für sich behält. Dann gibt es noch die andere kleinen Clubs, dort spielt das normale Volk, deren Großväter nie zur Elite gehörten und die als Nr. X00 auf der Warteliste sind um beim Golf Club Grand Ducal nie rein zu dürfen.

monique
14. Mai 2020 - 14.50

"ihrem Sport (oder Hobby) " Genau. Lässig spazieren oder gar mit 'nem elektrischen Golfcart oder jemandem der einem die Schläger trägt kann man wirklich nicht als Sport bezeichnen, allenfalls eine Geschicklichkeitsübung.