Sportwissenschaft-SerieCitius, Altius, Fortius (V): Dient die Sportwissenschaft der Allgemeinheit? 

Sportwissenschaft-Serie / Citius, Altius, Fortius (V): Dient die Sportwissenschaft der Allgemeinheit? 
Sportwissenschaft ist nicht nur etwas für Olympioniken Foto: AFP/Oli Scarff

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11.000 Athleten kämpfen bei Olympia um Medaillen. Auf der Jagd nach Edelmetall und Rekorden wird nichts dem Zufall überlassen. In den vergangenen Jahren hat die Sportwissenschaft einen immer wichtigeren Platz im Hochleistungssport eingenommen. Während Olympia werden die Sportwissenschaftler Eric Besenius und Frédéric Margue vom „Luxembourg Institute for High Performance in Sports“ (LIHPS) einige wissenschaftliche Aspekte des Sports für das Tageblatt beleuchten. Im fünften und letzten Teil geht es um die Frage, ob die breite Masse von der Sportwissenschaft profitiert.

Im Spitzensport geht ohne sportwissenschaftliche Erkenntnisse nicht mehr viel. Ob es darum geht, sich an äußere Bedingungen anzupassen oder einfach zum richtigen Zeitpunkt die optimale Leistung abrufen zu können, Sportwissenschaftler sind aus dem Hochleistungsbereich nicht mehr wegzudenken. In den vergangenen zwei Wochen haben Eric Besenius und Frédéric Margue vom Luxembourg Institute for High Performance in Sports einige wissenschaftliche Aspekte des Spitzensports beleuchtet. Aber ist die Sportwissenschaft wirklich nur etwas für Athleten mit hohen Ambitionen?

Die klare Antwort von Besenius und Margue: „Nein!“ Sportwissenschaft ist äußerst vielfältig und umfasst neben den Trainingswissenschaften auch Felder wie Sportmedizin, Biomechanik, Bewegungswissenschaft, Sportpädagogik, Sportpsychologie und Sportethik. Es geht um Forschung sowie um Leistungsoptimierung. „Es gibt auch Sportwissenschaftler, die im Gesundheitssport arbeiten, zum Beispiel mit Krebs- oder Diabetespatienten“, so Besenius. Da geht es dann darum, körperliche Betätigung als Gesundheitsmittel zu nutzen, was auf Erkenntnissen der Sportmedizin und Sportwissenschaft beruht.

Die beiden Sportwissenschaftler des LIHPS: Eric Besenius (l.) und Frédéric Margue
Die beiden Sportwissenschaftler des LIHPS: Eric Besenius (l.) und Frédéric Margue Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Aber auch in anderen Bereichen profitiert die breite Öffentlichkeit von der wissenschaftlichen Arbeit im Hochleistungssport. Zum Beispiel, wenn es um die Rehabilitation nach Verletzungen geht. Prozesse und Maßnahmen, die zuerst an Spitzensportler erarbeitet wurden, können durchaus den Weg in die „normale“ Bevölkerung finden.

Ein anderes Beispiel sind Erkenntnisse in der Ernährung, die man zuerst zur Leistungsoptimierung bei Athleten herausgefunden hat. Zum Beispiel wie viele Kohlenhydrate man während einer sportlichen Aktivität zu sich nehmen soll, kann auch Hobbysportlern dienlich sein. Aber auch die Fitnessuhren, die einem sagen, ob man gestresst oder gut in Form ist, basieren auf der Heart Rate Variability und damit auf Erkenntnissen aus der Sportwissenschaft, erklärt Frédéric Margue. „Die sind nicht immer ganz präzise, aber die meisten liegen nicht weit daneben.“

Noch lange nicht am Ende

Die Sportwissenschaft ist noch lange nicht am Ende. Es gibt noch sehr viel zu erforschen. Ein Bereich, in dem sich noch so einiges tun wird, ist der um die Forschungen des Circadianen Rhythmus, sprich zu welcher Tageszeit man am leistungsfähigsten ist. „Das ist sowohl für den Sport, aber auch für das Berufsleben interessant.“

Für Margue gibt es noch einen weiteren Bereich, in dem sich momentan einiges tut. „Genau wie in der Medizin wird in der Sportwissenschaft in Zukunft wohl noch stärker zwischen Männern und Frauen unterschieden. Zum Beispiel, wenn es um die Frage geht, wie man das Training optimal an den weiblichen Zyklus anpasst. Ein Thema, über das bislang nicht so viel gesprochen wurde“, so Margue. Bis vor kurzem wurde in der Forschung sehr viel auf Sportstudenten zurückgegriffen und die Schlussfolgerungen wurden dann sowohl auf Frauen als auch auf Kinder übertragen. Mittlerweile wird immer mehr differenziert, um möglichst genaue Ergebnisse zu haben.

Aber auch im Bereich der Genetik, der biochemischen Prozesse oder im mentalen Bereich rechnen die beiden Sportwissenschaftler noch mit Fortschritten in den kommenden Jahren. Für die Athleten bedeutet dies weitere Möglichkeiten, ihre Leistungen zu verbessern, während die breite Öffentlichkeit auf eine gesündere und damit bessere Lebensqualität hoffen kann.