HandballDamen-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation: Aus den Fehlern lernen

Handball / Damen-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation: Aus den Fehlern lernen
Nationaltrainer Adrian Stot konnte dem Qualifikationsturnier auch positive Elemente abgewinnen Archivfoto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

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Mit hohen Ambitionen war das FLH-Damen-Team zu den Ausscheidungen für die Europameisterschaft 2022 in den Kosovo gereist. Die Bilanz ist aber eher ernüchternd: Drei Niederlagen in drei Spielen sind eine Enttäuschung. Man hatte mehr erwartet. Doch aufgeben zählt nicht, die Devise lautet: Aus den Fehlern lernen und es beim nächsten Mal besser machen.

Auch bei den Herren gab es lange Zeit immer wieder Lichtblicke, gleichzeitig aber auch Rückschläge. Es hat lange gedauert, bis man die heutige Stabilität in den Resultaten erreicht hat. Und da die Damen-Mannschaft erst zum dritten Mal auf diesem Niveau angetreten ist, ist trotz der drei Niederlagen nicht alles negativ anzusehen. Im März, bei der WM-Qualifikation gegen die Slowakei, Ukraine und Israel, hatte die FLH-Damen-Auswahl schon drei Niederlagen einstecken müssen, damals konnte man dennoch eine positive Bilanz ziehen. Die Stimmung war intakt – Wille und Kampfbereitschaft stimmten.

Vielleicht hatten sich die Spielerinnen im März selbst zu großen Druck auferlegt. Die erste Partie gegen Israel – in der man sich viel vorgenommen hatte – endete mit einer Enttäuschung. Gegen die beiden übermächtigen Gegner Ukraine und Slowakei war anschließend nichts mehr zu holen. Die Luxemburgerinnen gaben zwar alles und auch wenn die Leistung ganz vielversprechend war, waren sie gegen die Profis aus dem Osten chancenlos. Besonders gegen die Ukraine zeigte das Team aber, dass Fortschritte zu verzeichnen waren.

Negative Bilanz

Rund drei Monate später traf die FLH-Auswahl nun in der ersten Qualifikationsphase zur Europameisterschaft 2022 auf Kosovo, das hochklassige Portugal und Zypern. Bereits im Vorfeld stand fest, dass es gegen die Profis aus Portugal sehr schwer werden würde. Gegen Kosovo – das man in einem Freundschaftsspiel schon besiegt hatte – und besonders gegen das unbeschriebene Blatt Zypern hatte man sich aber schon Siegchancen ausgerechnet. 

In der ersten Partie gegen die Portugiesinnen mussten die Luxemburgerinnen eine deutliche Klatsche einstecken. Dabei stand es nach 13‘ noch 7:7 und Hoffnungen waren erlaubt. Doch nur 5‘ später war der Favorit mit 12:7 davongezogen. Ein Fehlwurf, zwei Stürmerfouls und ein Schrittfehler leiteten die Niederlage ein. Bis zur Pause war der Rückstand auf acht Tore angestiegen und der Sieg war Portugal sicher. Trainer Stot brachte im zweiten Abschnitt vermehrt seine jungen Reservespielerinnen, sodass am Ende die 38:14-Niederlage stand.

Im zweiten Spiel gegen Kosovo erwischten die Luxemburgerinnen wie am Vortag den schlechteren Start und mussten früh einem Rückstand hinterherlaufen. Nach 15 Minuten führten die Kosovarinnen bereits mit fünf Toren (8:3), ein Vorsprung, den sie bis zur Halbzeitpause auf sieben Treffer (16:9) erweiterten. Nach der Pause wirkte die Stot-Truppe konzentrierter und kämpfte sich zwischenzeitlich wieder auf zwei Tore heran. Die Kosovarinnen hatten allerdings den längeren Atem und das FLH-Team musste sich auch diesmal 27:33 geschlagen geben.

Die größte Enttäuschung gab es aber dann am Samstag gegen Zypern. Nach einer torarmen ersten Hälfte hieß es 9:9. Als Zypern zehn Minuten vor Schluss mit 17:11 führte, schien die Vorentscheidung gefallen, doch die Luxemburgerinnen kämpften sich durch Tina Welter (1), Jill Zeimetz (1) und Dea Dautaj (3) mit fünf Treffern in Folge wieder ran (16:17 in der 54.). Am Ende sollte es jedoch trotz der Aufholjagd nicht mehr reichen – die Zypriotinnen setzten sich 21:19 gegen die „Roten Löwinnen“ durch.

Die sportliche Bilanz fällt also recht negativ aus. Drei Niederlagen aus drei Partien, ein Torverhältnis von minus 32, hinzu kommen zahlreiche technische Fehler und viele Fehlwürfe. Da fällt es schwer, ein positives Fazit zu ziehen. Trotzdem konnte der Nationaltrainer dem Ganzen auch einige positive Elemente abgewinnen: „Ja, enttäuscht sind wir natürlich über die Resultate, doch ich weiß, dass die Mädchen bis zum Schluss alles gegeben haben und das ist wichtig. Alle drei Gegner zählten mindestens eine Ausnahmespielerin in ihren Reihen, die alleine imstande war, die Differenz zu machen. Das haben wir nicht. Bei uns geht es nur über das Kollektiv – und da hat die Truppe alles gegeben. Der Teamgeist und der Kampfeswille sind intakt und das kann man positiv bewerten“, so Trainer Stot. Dabei bleiben aber einige Probleme der Auswahl bestehen.

Fortschritte zu verzeichnen

Die beiden jungen Keeperinnen, die 19-jährige Ines Gomes und die 18-jährige Laure Flener, konnten mit einigen guten Paraden glänzen, ihnen fehlt es aber insgesamt noch an internationaler Erfahrung. Wie wichtig Erfahrung im Tor einer Handballmannschaft ist, braucht man keinem Handballanhänger zu erklären.

Zudem fehlt es einigen jungen Spielerinnen noch an Durchsetzungsvermögen. Ein Lichtblick war aber die talentierte, erst 15-jährige Teodora Galic auf Rechtsaußen, die sich mit drei schönen Toren gegen Zypern in Szene setzen konnte. Auf den Außenpositionen ist das Team mit Tina Welter auf Links und Michelle Jung auf Rechts zudem gut besetzt.

Ein Schwachpunkt ist der Mangel an Linkshänderinnen im Rückraum. Dort spielten Dea Dautaj, zeitweise Sharon Dickes und Lena Kirtz, alles Rechtshänderinnen, auf der Linkshänder-Position. Sie gaben ihr Bestes, konnten aber als Rechtshänderinnen auf diesem hohen Niveau nicht genug Druck auf die Abwehr ausüben. Von Dautaj ging die meiste Gefahr aus, sie ging in die Tiefe, suchte den direkten Weg zum Tor, zog aber zu stereotyp immer wieder zur Mitte. Auf der RM-Position ist Kim Wirtz der treibende Motor der Mannschaft, doch auch Jill Zeimetz war mit ihrer völlig anderen Spielweise eine wertvolle Alternative.

„Was uns fehlte, ist eine Spielerin, die aus der Distanz einfache Tore erzielen kann. Denn damit würden wir die Abwehr des Gegners herauslocken und freie Räume schaffen, die man nützen könnte. Trotzdem habe ich Verbesserungen gesehen. Endlich gelangen uns zum Beispiel in Überzahl problemlos Tore, was beim letzten Turnier noch nicht der Fall war. Auch bei erweiterten Gegenstößen sind Fortschritte zu verzeichnen“, so der Coach weiter.

Die Enttäuschung bleibt zwar groß, ist aber auch dadurch zu erklären, dass die Ambitionen im Vorfeld hoch angesetzt waren. Doch solche Enttäuschungen gehören zum Sport dazu. Trotzdem sollte die FLH der Mannschaft nach wie vor Vertrauen schenken und dieser jungen Truppe weiterhin die Möglichkeit bieten, aus ihren Fehlern zu lernen und sich weiterzuentwickeln.