SerieHistorisches und architektonisches Esch (62): Esch 1940-1944, Synagoge

Serie / Historisches und architektonisches Esch (62): Esch 1940-1944, Synagoge
Esch, Synagoge, Außenansicht, August 1940  Foto: Fey, Scan CDRR

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Die beiden Fotos zeigen die Escher Synagoge im August 1940. Sie wurde 1899 eingeweiht. Sie steht auf dem Vinzenzplatz, im alten Esch. Am 3. Juni 1941 beginnt ihr Abriss. Auch die Synagoge in Luxemburg wird im Mai auf Befehl Hartmanns geschlossen. Oberrabbiner Serebrenik verlässt das Land mit einem „Auswanderer-Transport“ in Richtung USA. Er darf nicht ersetzt werden.

Zu diesem Zeitpunkt sind etwa 30 Juden in Esch gemeldet. Aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, ohne Erwerb, leben sie vom kargen Unterhaltsbetrag ihres Sperrkontos, der jeden Monat neu beim Amt für Juden- und Emigrantenvermögen beantragt werden muss. Dies geschieht über die Israelitische Kultusgemeinde Luxemburg (IKL) die, unter strikter Aufsicht von CdZ und Staatspolizei, allein Kontakt zu Behörden haben darf. Häuser mussten „geräumt“ werden. Die jüdischen Familien wohnen auf kleinstem Raum.

Die Männer werden vom Arbeitsarzt auf ihre Einsatzfähigkeit untersucht und müssen Zwangsarbeit leisten. Heinrich Feiner arbeitet im Steinbruch Nennig, wo er Tobias Schlang antrifft, dessen Familie im Mai von Esch nach Luxemburg verzogen ist. Albert Kahn und sein Sohn René, Otto Kahn, [Albert?] Feiner und Aron Lukmanski arbeiten für Paul Würth.

Am 22. Juni 1941, dem Tag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion, wird Aron Lukmanski mit seiner Tochter festgenommen, wie alle Juden mit russischer Herkunft. Seine Frau liegt zurzeit im Krankenhaus.

Im Juli 1941 verbietet eine CdZ-Verordnung Juden den Zugang zu öffentlichen Plätzen und Einrichtungen. Betreten der Straße ist ihnen zwischen 19 und 7 Uhr untersagt. Auch werden sie gezwungen, sich als Jude erkennbar zu machen, durch eine gelbe Armbinde am linken Arm.

Gauleiter Simon hatte im September 1940 die Ausweisung sämtlicher Juden aus seinem CdZ-Gebiet angekündigt. Im Oktober 1941 soll diese Drohung nun umgesetzt werden: ein letzter Auswanderer-Transport nach Übersee, über 100 Personen, unter ihnen Adolphe Seligmann und seine Frau; dann ein zweiter Transport nach Osten, mit über 300 „Ausgesiedelten“ aus Luxemburg. Ziel ist Lodz, Litzmannstadt. Mehrere Escher Familien fahren in diesem Zug. Arno Bobrowski, mit Frau und 2 Kindern, Albert Feiner (alle Gelsenkirchenerstraße 49); Aron Lukmanski, mit Frau und Tochter (Brillstraße 88); Albert Kahn, mit Frau und 5 Kindern (Waldstraße 6); Otto Kahn mit Frau und 2 Kindern (Neudorferstraße 33), Lucien Cerf mit Frau und Bruder (Schulstraße 13). Auch Tobias Schlang, mit Frau, Sohn und Tochter (in Esch wohnten die Schlangs Gelsenkirchenerstraße 60). Alle jüdischen Kinder und Jugendliche, die noch in Esch lebten, sind Teil dieses Transports.

In einer offiziellen Pressemitteilung des CdZ heißt es: „In dem Bestreben, der Volksgemeinschaft einen Dienst zu erweisen, sind gestern die im Bereich des Chefs der Zivilverwaltung noch ansässig gewesenen Juden nach dem Osten ausgesiedelt worden. […] Es handelt sich zumeist um Juden, die nicht auswandern konnten. Nur einige wenige, zumeist Kranke und Altersschwache, bleiben zurück. Aber auch sie werden von den deutschen Volksgenossen getrennt und in einem abgelegenen gemeinsamen Heim untergebracht, so daß Luxemburg als judenfrei gelten kann.“

Das Kloster Fünfbrunnen soll zu diesem „gemeinsamen Heim“ ausgebaut werden. Schon im Oktober 1941 werden Heinrich und Sophie Feiner (Gelsenkirchenerstraße 49) dorthin gebracht. Emma Kahn, die Mutter von Frau Albert Kahn, zieht am 15. Oktober in ein jüdisches Altenheim nach Luxemburg, dann im Februar 1942 nach Fünfbrunnen.

Nach der ersten Polen-Deportation wird das Leben für Juden weiter eingeengt: Sie müssen den gelben Judenstern tragen und dürfen ihre Wohngemeinde nur mit polizeilicher Erlaubnis verlassen.

Alfred Oppenheimer ist jetzt verantwortlich für die Kultusgemeinde, die sich Ältestenrat der Juden nennen muss. Er steht unter dem Druck des Einsatzkommandos, exakt Kartei zu führen über die etwa 360 in Luxemburg verbleibenden Juden.

Um sich der genauen Zahl der Escher Juden zu versichern, wendet er sich an Renée Cerf (Schifflingen, Großstraße 42). In Esch wohnen noch: Georg Ackermann und seine Mutter Margarete (Brunnenstraße 39); Céline Cerf (Schulstraße 1); Meyer und Caroline Kahn (Brillstraße 43); Rosa Marx, an den Beinen gelähmt (Hermann Göringstraße 15).

Mai 1942 müssen sie ihre Wohnung durch einen Judenstern aus Papier kennzeichnen. Um diese Zeit erhält Céline Cerf ein Schreiben „vertraulichen Charakters“ vom Ältestenrat: wegen einer Großkundgebung auf dem Brillplatz soll sie sich „während der beiden Tage der Kundgebung vollkommen reserviert halten und sich nicht auf der Straße zeigen“.

Am 12. Juli 1942 wird Georg Ackermann nach dem Osten ausgesiedelt. Sein Sperrkonto hatte für weitere Unterhaltszahlungen keine Deckung mehr. Céline Cerf, Meyer und Caroline Kahn werden am 28. Juli ins Altenheim nach Theresienstadt abgemeldet. In diesem 5. Transport fahren auch Heinrich und Sophie Feiner, Emma Kahn sowie die früher in Esch lebenden Schwestern Wachenheimer mit ihrer Mutter.

Rosa Marx, Margarethe Ackermann, Renée Cerf und ihre Mutter Eugénie werden Anfang August nach Ulflingen gebracht. Von dort werden sie am 6. April 1943 nach Theresienstadt deportiert.