Sonntag9. November 2025

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Auf der Flucht im eigenen Land

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2017 wurden 30,6 Millionen neue Binnenvertriebene weltweit registriert. Dabei handelt es sich um Menschen, die innerhalb ihres eigenen Landes in die Flucht getrieben wurden. Insgesamt habe sich die Zahl der Binnenflüchtlinge weltweit auf fast 40 Millionen erhöht. Diese Zahlen gehen aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des in Genf ansässigen Beobachtungszentrums für Binnenvertriebene (IDMC) und des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC) hervor.

Die zehn am meisten betroffenen Länder – China, die Philippinen, Syrien, die Demokratische Republik Kongo, Kuba, die USA, Indien, Irak, Somalia und Äthiopien – registrierten jeweils über eine Million Binnenvertriebene. Die Gründe für die Vertreibung sind unterschiedlich, werden aber von der Studie grob in zwei Kategorien eingeteilt: 39 Prozent waren Binnenvertriebene durch Konflikte und 61 Prozent durch Naturkatastrophen.


Binnenvertriebene durch Konflikte, Gewalt, Krieg

Bei den neuen Binnenvertriebenen durch Krieg wurden laut Studie weltweit 11,8 Millionen Menschen registriert. Das ist fast eine Verdopplung gegenüber 2016 (6,9 Millionen). Binnenvertriebene in Syrien, der Demokratischen Republik Kongo und dem Irak machen mehr als die Hälfte des weltweiten Gesamttotals aus.

Von Schwarzafrika bis nach Zentralasien

Diese drei Länder haben schwerwiegende humanitäre Krisen durchleben müssen. Während neue Wellen der Gewalt in Zentralafrika, El Salvador und Somalia (alles Länder aus den Top Ten) ausbrachen, verschwand Jemen von jener Liste wegen mangelhafter Daten. Trotzdem durchlebt das Land weiterhin eine der größten und schwerwiegendsten humanitären Katastrophen weltweit.

Betrachtet man die Situation der Binnenvertriebene durch Konflikte in einer regionalen Übersicht (siehe Grafik), dann stellt man fest, dass die Regionen Schwarzafrika und Nahost am meisten betroffen waren. Dennoch war eine signifikante Zunahme von Binnenvertriebenen in den Regionen Südasien sowie Ostasien und Pazifik zu verzeichnen.
Andererseits zeigt die Grafik auf Seite 5 unten, dass Binnenvertriebene durch Naturkatastrophen vor allem in den Regionen Ostasien und Pazifik, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie in Südasien ihr Zuhause verlassen mussten.


Binnenvertriebene durch Naturkatastrophen

18,8 Millionen Menschen verloren laut der Studie im vergangenen Jahr durch Naturkatastrophen ihr Zuhause, die meisten von ihnen in China, auf den Philippinen, in Kuba und den USA. Alleine durch die drei Hurrikans „Harvey“, „Irma“ und „Maria“ wurden den Angaben zufolge drei Millionen Menschen zeitweilig aus ihren Häusern vertrieben.

Regionen mit allgemein hohem Risiko für Naturkatastrophen wie Südasien, Ostasien und Pazifik sowie Nord-, Mittel- und Südamerika waren im vergangenen Jahr wieder überproportional betroffen. Wetterbedingte Katastrophen sind für die große Mehrheit aller neuen Binnenvertriebenen verantwortlich. 8,6 Millionen Menschen wurden wegen Überflutungen, weitere 7,5 Millionen wegen Stürmen, meist tropischen Zyklonen, in die Flucht getrieben.

„Irma“ in der Karibik – Dürre am Horn von Afrika

Die Skala der Binnenvertriebenen durch Naturkatastrophen geht sehr weit auseinander. In Namibia mussten vergangenes Jahr zwei Menschen wegen eines Sturmes ihre Wohnung verlassen. In der Karibik mussten dagegen mehr als zwei Millionen Menschen vor Hurrikan „Irma“ fliehen. 2017 wurden zum ersten Mal Daten über Binnenvertriebene erhoben, die infolge anhaltender Dürre (1,3 Millionen Menschen am Horn von Afrika) fliehen mussten.
Erdbeben und Vulkanausbrüche trieben 800.000 weitere Menschen in die Flucht, insbesondere in Mexiko, dem Iran, Indonesien und Vanuatu.