Tageblatt: Vor der Abreise zur Weltmeisterschaft hatten Sie gesagt: „Wir fahren nach Kapstadt mit der Bescheidenheit einer Mannschaft, die sich auf allen Ebenen strukturieren und wachsen muss.“ Nach vier, teils sehr hohen Niederlagen hat sich Ihre Einschätzung bewahrheitet. Hatten Sie sich nicht doch etwas mehr erwartet?
Christer Ericksson: Natürlich hatten wir uns erhofft, besser dagegenhalten zu können. Dennoch spiegelt dieses Resultat den derzeitigen Stand der Dinge gut wider. Die WM war eine Entdeckungsreise für uns alle. Wir sind mit einer Mannschaft nach Kapstadt geflogen, deren Kader fast komplett neu besetzt ist, im Vergleich zum gewohnten Team der vergangenen Jahre. Einige Spieler haben ihre Karriere beendet, andere waren verletzt oder konnten aus beruflichen Gründen bzw. studienhalber nicht dabei sein. Wir sind mit neun Junioren zur WM gefahren, was enorm ist auf diesem Niveau. Auch das Begleitteam hat Neuland betreten. Hinzu kommt eine Vorbereitung, die ziemlich chaotisch verlaufen ist, um nicht zu sagen: inexistent war. Gegen Mannschaften wie Thailand und Taiwan bezahlt man das natürlich „cash“. In der letzten Partie hat uns dann ganz einfach auch der notwendige Treibstoff gefehlt, um physisch und technisch auf der Höhe zu sein. Wir waren uns bewusst, dass wir da durchmussten. Ein Zyklus ist ziemlich abrupt zu Ende gegangen. Wir stehen jetzt am Beginn eines neuen Zyklus. In meinem Briefing am Montagmorgen habe ich mit der Mannschaft Bilanz gezogen. Dabei habe ich auch kurz die Zielsetzungen für die kommende Saison angesprochen.
Wie sehen diese Zielsetzungen aus?
Trotz der teils hohen Niederlagen sind die Spieler unter sich solidarisch geblieben. Darauf lässt sich aufbauen, sodass die WM dennoch ein guter Start war. Wir werden die Spieler individuell und kollektiv in einem jährlichen Rhythmus vorbereiten. Es gibt keinen Grund, nicht mit diesen Nationen, gegen die wir jetzt verloren haben, mithalten zu können. Das ist nur eine Frage der Vorbereitung, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Um das Leistungsniveau anheben zu können, müssen sich die Spieler und das Umfeld noch mehr einbringen. Für den Verband, zusammen mit dem Trainerteam, geht es darum, den Aktiven das bestmögliche Umfeld zu bieten, um sich optimal vorbereiten können. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit den Klubs Tornado Luxemburg, Beaufort Knights und den Huskies, die ja für den Löwenanteil der Ausbildung des Nachwuchses sorgen. Es geht darum, einer größtmöglichen Zahl von Spielern aller Altersklassen Programme auf nationaler Ebene zu bieten, die es ihnen erlauben, sich weiterzuentwickeln. Danach liegt es dann an den Spielern, die geschaffenen Rahmenbedingungen auch zu nutzen.
Was meinen Sie konkret, wenn Sie von Rahmenbedingungen sprechen?
Die Spieler sollen die Gelegenheit haben, so oft wie möglich in der Eishalle zu trainieren, ihnen müssen Räume zur physischen Vorbereitung zur Verfügung gestellt werden. Es geht auch darum, ihnen Lehrgänge anzubieten. Darüber hinaus ist es natürlich wichtig, diese Programme zeitlich mit dem professionellen bzw. schulischen Alltag der Spieler abzustimmen. All dies kann und soll die Spieler dazu motivieren, sich noch stärker einzubinden.
Reichen die beiden Eishallen auf Kockelscheuer und Befort aus, um diesen Anforderungen gerecht zu werden?
Nein, das reicht nicht aus. Die Klubs haben nicht genügend Eiszeit, um sich optimal vorbereiten zu können. Dieser Punkt muss angesprochen werden. Mit dem Verband hoffen wir, in dieser Hinsicht mit den zuständigen Instanzen zusammenarbeiten zu können. In Luxemburg besteht das Potenzial, den Eishockey-Sport in den nächsten Jahren nach oben zu bringen. Davon bin ich überzeugt.
Im Überblick
Eishockey-WM in Südafrika, Division III:
Ergebnisse:
Luxemburg – Thailand 2:10
Luxemburg – Turkmenistan 1:4
Luxemburg – Taiwan 0:10
Luxemburg – Südafrika 0:4
Tabelle:
1. Taiwan 4 Spiele/12 Punkte
2. Turkmenistan 4/6
3. Thailand 4/6
4. Südafrika 4/6
5. Luxemburg 0/6
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