Einzelne FälleKein Trend bei Radikalisierung von Kindern erkennbar

Einzelne Fälle / Kein Trend bei Radikalisierung von Kindern erkennbar
Weil die Maßnahmen gegen Covid-19 eine Belastung für das Wohlbefinden der Kinder sind, hat das Bildungsministerium dies im neuen Schuljahr in den Fokus gesetzt Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

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Das Thema Radikalisierung bei Kindern und Jugendlichen verdient laut Bildungsministerium große Aufmerksamkeit. Einzelne Fälle, die statistisch erfasst wurden, lassen dennoch auf keinen Trend schließen, erklärt Claude Meisch in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage.

Eine relativ große Anzahl an Kindern zwischen zehn und zwölf Jahren sollen sich im Jahr 2019 radikalisiert haben. Die ADR-Abgeordneten Fernand Kartheiser und Fred Keup berufen sich bei dieser Aussage auf einen Artikel aus dem Le Quotidien vom 27. November 2020 mit dem Titel „Déradicalisation: Le lien social, facteur clé“. Die Zahlen darin gehen auf den Jahresbericht der Organisation Respect.lu zurück. Diese wurde vor über drei Jahren gegründet, mit dem Ziel, Personen zu beraten, die mit Formen der Radikalisierung konfrontiert werden.

Laut den ADR-Abgeordneten soll es sich bei einem Großteil der Radikalisierungen um solche, die islamistischer Natur seien, handeln. Sie berufen sich dabei auf den Jahresbericht von Respect.lu. Laut dieser Bilanz sollen im Jahr 2018 insgesamt 57 Prozent und 2019 sogar 68 Prozent der Radikalisierungen der Kategorie „islamistisch“ zugeordnet worden sein. Kartheiser und Keup werfen die Frage auf, ob solche islamistische Radikalisierungen auch auf Kinder im Grundschulalter zutreffen würden. Dies gehe aus der besagten Statistik nicht heraus. Zudem stellen sie die Frage, ob die aktuellen Anti-Covid-Maßnahmen einen Einfluss auf verstärkte Tendenzen haben könnten. Dabei berufen sie sich auf die wichtige Rolle von Vereinen und Sportteams, solche Tendenzen zu unterbinden. Zurzeit seien die Vereinsaktivitäten sehr reduziert.

Claude Meisch betont, dass die Statistiken von Respect.lu keinen Trend wiedergeben können. Dies sei ausdrücklich im Jahresbericht betont worden. 2019 habe die Organisation 37 Situationen erfasst, wo Personen begleitet wurden, die mit Radikalisierung konfrontiert waren. Von diesen 37 Meldungen konnten in 13 Fällen keine Altersgruppe der betreffenden Person festgelegt werden. In der Altersgruppe der 10- bis 12-Jährigen seien sieben Fälle gemeldet worden. Zum einen schlüssele der Bericht nicht auf, welche Form der Radikalisierung in der Altersgruppe bis zwölf Jahre am häufigsten sei, zum anderen müsse man diese Zahlen in den Kontext einer Gesamtschülerzahl von über 50.000 Kindern alleine in den öffentlichen Grundschulen setzen, schreibt Meisch.

Anti-Covid-Maßnahmen und Radikalisierung

Dennoch sei das Thema Radikalisierung bei Kindern und Jugendlichen von großer Bedeutung und müsse insbesondere im edukativen Bereich viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so der Bildungsminister. Die bekannten Fälle müssten als solche wahrgenommen und ihre Entwicklung weiterverfolgt werden, schreibt Meisch. Der Minister betont, dass der Schule eine wichtige Rolle zukomme, um solchen Tendenzen entgegenzuwirken. Hierzu sei es wichtig, Werte wie Respekt, Demokratie und Offenheit in den schulischen Einrichtungen zu vermitteln. Deshalb sei die Vermittlung solcher Werte im „Plan d’études“ der Grundschulen anhand eines Gesetzes verankert.

Meisch erläutert, dass Studenten in ihrer Ausbildung („Bachelor en sciences de l’éducation“) bereits einen ersten Kontakt mit Weiterbildungen in diesem Bereich haben. So lernen die angehenden Lehrer, wie sie richtig mit den Eltern kommunizieren sollen, auch im Respekt kultureller Differenzen. Darin lernen sie, unterschiedliche Konzepte von Religion, Ethik und Werte zu verstehen und zu erklären. Nach dem Studium seien sowohl für Lehrkräfte als auch für Erzieher Fortbildungen am IFEN („Institut de formation de l’éducation nationale“) und ZpB („Zentrum fir politesch Bildung“) zu diesem Thema vorgesehen.

Auch die Schüler würden im Rahmen transversaler Kompetenzen, die ebenfalls im „Plan d’études“ festgehalten sind, immer wieder mit Themen konfrontiert, welche ihnen das Zusammenleben in einer Gemeinschaft sowie demokratische Werte näherbringen sollen, so Meisch. Wie aber steht es um die aktuellen Anti-Covid-Maßnahmen? Die ADR-Abgeordneten Fernand Kartheiser und Fred Keup hatten die Frage aufgegriffen, ob diese Maßnahmen die Radikalisierungstendenzen bei Kindern und Jugendlichen eventuell verstärken könnten. Die Pandemie und die dadurch entstandenen Einschränkungen können laut Claude Meisch eine Belastung auf das Wohlbefinden insbesondere junger Menschen mit sich bringen. Es sei wichtig, dies im Auge zu behalten. Deshalb habe das Bildungsministerium bei der „Rentrée 2020/2021“ das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in den Fokus gesetzt. In diesem Sinne habe das Ministerium eine Reihe Maßnahmen ergriffen.

Cornichon
15. Februar 2021 - 17.04

Mir hunn puer Jonker hei am Betrieb schaffen, déi sinn mol net kapabel moien ze soen. Wann ech sou eppes gesinn, géif ech se am léiwsten direkt rem virun d'Dier setzen. Manéieren hunn se net vill, mee eng ganz grouss Meenung vun sech selwer.

Till Eule vor dem Spiegel
15. Februar 2021 - 12.24

„ Einzelne Fälle , die statistisch erfasst wurden, lassen dennoch auf keinen Trend schließen, erklärt Meisch.“Wenn auch kein Trend , genügen einzelne Fälle viel Leid und viele Opfer zu schaffen. Solche Antworten seitens der Politik im Genre der Schleichwerbung sind Beruhigungspille für das Volk , die schwerwiegende Problematik verharmlost.“Lait d‘Kand awer emol am Petz, maachen se en laangt Gesiicht an siichen no Schelleger.“