Kopf des TagesDer neue COSL-Mann Raymond Conzemius: „Man hat mir schon ein paar Mal gesagt, dass ich nicht unbedingt ein Sympathieträger bin“

Kopf des Tages / Der neue COSL-Mann Raymond Conzemius: „Man hat mir schon ein paar Mal gesagt, dass ich nicht unbedingt ein Sympathieträger bin“
 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Der neue COSL-Mann Raymond Conzemius

Es war eine emotionale Woche für Raymond Conzemius. Für den 54-Jährigen stehen ein Umzug und eine neue berufliche Herausforderung an. Der langjährige Direktor des „Sportlycée“ beginnt am 1. November seine Tätigkeit beim Luxemburgischen Olympischen Komitee (COSL), wo er dem langjährigen Technischen Direktor Heinz Thews zur Seite steht, den er im April 2022 beerben soll. Sein Büro sieht bereits recht aufgeräumt aus. Seine Gitarre hat Conzemius aber noch nicht in einem Umzugskarton verstaut. Angefangen zu spielen hat er vor ein paar Jahren, als ein Lehrer einen Gitarrenkurs für Schüler angeboten hat. Der großgewachsene Direktor hat sich dem angeschlossen. „Ich musste zu Beginn echt auf die Zähne beißen.“ Conzemius blieb dran, spielt heute noch regelmäßig und nimmt auch weiterhin Unterricht. „Ich habe mich irgendwann gefragt, was ich tun könnte, wenn ich mal keinen Sport mehr treiben kann.“

Dabei wurde das Leben des gebürtigen Eschers durch den Sport geprägt. Der Sportler des Jahres 1984 kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere als Leichtathlet zurückblicken, war für die Fola sowie den CA Schifflingen aktiv. Zwischenzeitlich legte er aus Verletzungsgründen eine Pause ein, spielte drei Jahre lang Basketball in Contern, bevor er es noch einmal mit der Leichtathletik versuchte. Seine 2,22 Meter im Hochsprung vom 3. September 1995 sind hierzulande immer noch unerreicht. Da sein Sohn Volleyball spielte, versuchte sich der dreifache Familienvater auch in diesem Sport, „allerdings auf bescheidenem Niveau“, wie er selbst sagt.

Conzemius prägte den Sport in Luxemburg aber nicht nur als aktiver Athlet. 2001 wechselte der diplomierte Sportlehrer, der sein Studium im belgischen Louvain-la-Neuve abschloss, ins Sportministerium und trieb dort das Projekt „Sports et études“ voran. 2007 wurde er schließlich Direktor des „Sportlycée“.

Bei Schülern und Ex-Schülern wird „de Conz“ dafür geschätzt, dass er sich sehr für sie eingesetzt hat, für seine Kritiker vielleicht sogar etwas zu sehr. „Letztendlich geht es aber um die Kinder. Und wenn ich sehe, was von unseren Schülern verlangt wird, wie gleich mehrere Trainer aus Verein und Verband an ihnen zerren, dann ist das nicht gut. Es ist ein zu großer Druck im System, den müssen wir rausbekommen“, sagt der neue COSL-Mitarbeiter.

Nach Jahrzehnten in der Talentförderung, ob als Trainer, Lehrer oder Schuldirektor, beginnt nun ein neues Kapitel für Conzemius. „Da muss ich jetzt den Schalter im Kopf umlegen. Wenngleich die Talentförderung ein wichtiges Anliegen bleibt.“ Seine Nominierung kam für die Luxemburger Sportwelt äußerst überraschend, wurde sehr positiv aufgenommen, was wiederum Conzemius überraschte: „Man hat mir schon ein paar Mal gesagt, dass ich nicht unbedingt ein Sympathieträger bin.“ Das COSL war auch nicht auf der Suche nach einem Sympathieträger. „Raymond verfügt über eine große Fachkompetenz und ist nicht gerade dafür bekannt, dass er seine Meinung zurückhält. Er kann uns sicherlich weiterbringen“, sagt COSL-Präsident André Hoffmann. (Chris Schleimer)

Gronnar
31. Oktober 2020 - 12.49

„Man hat mir schon ein paar Mal gesagt, dass ich nicht unbedingt ein Sympathieträger bin“ Ja, das Wort 'Kotzbrocken' soll ein paar Mal gefallen sein.

courage
31. Oktober 2020 - 10.51

Op déer Platz ass et net fier e Sympathieträger ze sin, mé Résultater ze hun. An dat ass guer net einfach mat dénen Vedetten.

de Schéifermisch
30. Oktober 2020 - 19.15

Kein Sympathieträger zu sein, hängt aber nicht allein von der Funktion ab, eher von der Persönlichkeit.