Brüssel scheut harten BruchDas Ringen um den Brexit-Deal geht auch nach dem Ende der Frist weiter

Brüssel scheut harten Bruch / Das Ringen um den Brexit-Deal geht auch nach dem Ende der Frist weiter
„Noch die Extra-Meile gehen“: Nach dem Telefonat von Boris Johnson mit Ursula von der Leyen wollen London und Brüssel weiter verhandeln  Foto: AFP/Tolga Akmen

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Am Sonntag sollte endgültig Schluss sein, beide Seiten schienen zum „harten Brexit“ bereit. Doch nun wollen die EU und Großbritannien ihre Last-Minute-Gespräche über ein Handelsabkommen doch noch fortsetzen –  diesmal ohne Zeitdruck und neue Frist. Das erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Sonntag in Brüssel.

„Trotz der Erschöpfung nach fast einem Jahr Verhandlungen, trotz der Tatsache, dass immer wieder Fristen versäumt wurden, glauben wir, dass es verantwortungsvoll ist, jetzt noch die Extra-Meile zu gehen“, sagte von der Leyen nach einem Telefonat mit dem britischen Premier Boris Johnson.

Eine Begründung für die überraschende Verlängerung nannte die EU-Chefin nicht. Hat Verhandlungsführer Michel Barnier doch noch Fortschritte erzielt? Werden die Gespräche auf Wunsch der deutschen Ratspräsidentschaft fortgesetzt? Das blieb zunächst unklar.

Kurz vor der Wende in Brüssel hatte sich Kanzlerin Angela Merkel in Berlin für eine Verlängerung der Gespräche ausgesprochen. Jede Möglichkeit, noch zu einem Ergebnis zu kommen, sei hoch willkommen, sagte Merkel. Es gehe um faire Wettbewerbsbedingungen, betonte die Kanzlerin.

Großbritannien scheidet am 31. Dezember aus dem europäischen Binnenmarkt aus. Wenn bis dahin keine Einigung gefunden wird und es zu einem „No Deal“ kommt, drohen schwere Behinderungen im Warenhandel, aber auch beim Verkehr. Das wollen beide Seiten verhindern. Zuletzt hatte sich die EU aber auch auf einen harten Bruch eingestellt.

Auf Drängen Frankreichs, Belgiens und anderer EU-Länder hatte die EU-Kommission am Donnerstag eine ganze Reihe von Notmaßnahmen für den „No Deal“ bekannt gegeben. Dazu zählen Pläne für den Schiffs- und Flugverkehr, aber auch für die Banken oder digitale Dienste.

„Level Playing Field“ mit Hintertüren

Nach einem ergebnislosen Dinner mit Johnson in Brüssel am vergangenen Mittwoch hatte von der Leyen zudem den Ton verschärft und einen „No Deal“ als wahrscheinlichsten Ausgang bezeichnet. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zeigten Johnson die kalte Schulter. Seinen Vorschlag, die Verhandlungen in bilateralen Gesprächen aus der Sackgasse zu holen, lehnten sie kühl ab. Verhandelt werde nur im Namen aller 27 EU-Länder, hieß es in Brüssel, man lasse sich nicht auseinanderdividieren.

Hinter den Kulissen gab es aber doch etwas Bewegung. Dies gilt vor allem für die heikle Frage des „Level Playing Field“, also der von Merkel angesprochenen fairen Wettbewerbsbedingungen. Von der Leyen deutete an, dass man den Briten entgegenkommen könne und die Souveränität Großbritanniens achten werde.

Gemeint ist offenbar, dass London nicht jede Änderung der Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialgesetzgebung in der EU nachvollziehen muss. Im Rahmen einer „managed divergence“ könnten die Europäer vielmehr von Fall zu Fall entscheiden, ob sie Zölle auf britische Waren erheben, die nicht zu denselben Wettbewerbsbedingungen produziert wurden.

Mit „ein wenig Kreativität“ könne man beim „Level Playing Field“ eine Lösung finden, sagte der irische Premier Micheal Martin. Einen Durchbruch habe es aber noch nicht gegeben, hieß es am Sonntag in Brüssel. Auch der Streit über die Fischereirechte ist noch nicht gelöst. Hier hat Frankreich jedoch Entgegenkommen signalisiert.

Kriegsschiffe gegen Fischkutter

Einen Tag vor dem Telefonat zwischen Johnson und Von der Leyen hat Großbritannien am Samstag bewaffnete Marine-Schiffe in Bereitschaft versetzt, um seine Fischereigewässer zu schützen. Der Schritt ist Teil einer Notfallplanung der Regierung, falls die Gespräche mit Brüssel über ein Handelsabkommen am Ende scheitern. Vier 80 Meter lange Schiffe der Royal Navy seien in Bereitschaft versetzt worden, um die britischen Hoheitsgewässer vor EU-Fischern zu schützen, falls kein Abkommen zustande kommt. „Es ist absolut angemessen, dass die Royal Navy unsere Gewässer schützt, wenn die Position ist, dass wir ein souveräner Staat sind und die Regierung sagt, dass wir keine Fischerboote anderer Nationen dort haben wollen“, sagte der pensionierte Admiral Alan West im Radio der BBC. (AFP)

Bull
14. Dezember 2020 - 11.15

Britische Kriegsschiffe gegen französische Fischkutter. Da hatte die Weltmacht Great Britain aber schon glorreichere Zeiten!Wer kauft denn wohl die Fische die England aus "seinen" Gewässern fischt? Die BoJo-Truppe hinterläßt ein Chaos im eigenen Land. Die Greatness wird die Engländer teuer zu stehen kommen.Die Teuerungsrate wird wohl hauptsächlich in eine Richtung gehen.