Mittwoch19. November 2025

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Alles erfunden?

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(Mauro Pimentel)

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In der Affäre um vier angeblich ausgeraubte US-Schwimmer hat es eine Wendung gegeben: Nach Zweifeln an den Aussagen der Schwimmer untersagte die Justiz am Mittwoch ihre Ausreise.

Medienberichten zufolge gerieten die vier Athleten bei der Rückkehr von einer nächtlichen Party in Streit mit einem Tankstellenwart, nachdem sie gegen dessen Wand uriniert hatten. Die vier Schwimmer hatten angegeben, sie seien am Sonntag bei einer nächtlichen Taxifahrt von einer Party ins Olympische Dorf von Bewaffneten ausgeraubt worden. Der Schwimmstar Ryan Lochte berichtete detailreich, einer der Täter habe ihm eine Waffe an die Stirn gehalten und sie zur Übergabe ihrer Wertsachen gezwungen.

Die brasilianischen Olympia-Gastgeber entschuldigten sich daraufhin bei den US-Schwimmern. Ermittlungsrichterin Keyla Blank äußerte inzwischen aber Zweifel an den Aussagen. Sie wies in einer Erklärung auf „Ungereimtheiten“ in den Angaben der Athleten hin, die in einer persönlichen Anhörung geklärt werden müssten. Demnach machten die Schwimmer widersprüchliche Angaben zur Zahl der Täter. Zudem hätten sich immer noch keine Zeugen gemeldet, auch der Taxifahrer sei nicht ausfindig gemacht worden.

Beschlagnahmung der Pässe

Die vier Sportler stehen nun im Verdacht der Falschaussage und Vortäuschung einer Straftat. Blank ordnete die Beschlagnahme ihrer Pässe an, um ihre Ausreise zu verhindern. Jack Conger und Gunnar Bentz wurden am Mittwoch aus ihrem bereits startbereiten Flugzeug geholt. Lochte war da jedoch schon in die USA zurückgekehrt, und James Feigen hielt sich nicht mehr im Olympischen Dorf auf. Nach Angaben des US-Senders NBC wollen aber beide mit den brasilianischen Justizbehörden kooperieren.

In einem nächtlichen Telefonat mit NBC wies Lochte die Vorwürfe der Richterin entschieden zurück. Seine Kollegen Conger und Bentz wurden noch in der Nacht von der Flughafenpolizei vernommen. Sie sollten sich am Donnerstag erneut bei der Touristenpolizei von Rio de Janeiro einfinden. Die brasilianischen Onlinemedien G1 und Globo berichteten am Donnerstag unter Berufung auf die Polizei, in Wahrheit seien die Schwimmer nicht Opfer eines Raubüberfall geworden, sondern bei der Rückfahrt von einer Party in Streit mit einem Tankwart geraten, dessen Toilette sie benutzen wollten.

Aufruf zur Kooperation

Demnach urinierten die Sportler gegen die Wand der Tankstelle und brachen die Tür zur Toilette auf. Anschließend hätten sie versucht abzuhauen, ohne für den Schaden zu zahlen, doch habe sie ein Wachmann mit vorgehaltener Waffe gestoppt, bis die Polizei kam. Der Sender ABC News berichtete seinerseits unter Berufung auf brasilianische Polizeikreise, Aufnahmen von Überwachungskameras zeigten einen der Schwimmer, wie er die Toilettentür aufbricht und mit einem Wachmann kämpft.

Das US-Außenministerium rief die Sportler zur Kooperation mit den brasilianischen Behörden auf. Der Sprecher des olympischen Organisationskomitees, Mario Andrada, äußerte indes Verständnis für die Schwimmer und rief dazu auf, ihnen „eine Pause“ zu geben. Die Athleten hätten Spaß haben wollen und einen Fehler gemacht. „Das ist Teil des Lebens“, sagte Andrada, der sich am Sonntag bei den Schwimmern entschuldigt hatte.