Ein erstes Papier war im vergangenen Jahr auf wenig Begeisterung gestossen. Die Herausforderung bleibt die gleiche: Bessere Vorbereitung der Abiturienten auf das Arbeitsleben und auf weiterführende Studien, Spezialisierung (im Reformpapier als „dominante“ bezeichnet) und gute Allgemeinbildung. Und das bei gleichzeitigem Festhalten an der Dreisprachigkeit der Ausbildung.
Ob es im zweiten Anlauf gelingen wird, diese Ziele unter einen Hut zu bringen, vermag Unterrichtsministerin Mady-Delvaux nicht mit letzter Sicherheit zu sagen. Erste Reaktionen bei Gesprächen mit Schuldirektoren scheinen zumindest Zweifel geweckt zu haben, dass die Quadratur des Kreises diesmal gelingen wird. „Jeder hat erst einmal schnell geschaut, was mit seinem Fach passieren wird. Die primäre Frage aber sollte sein, was wir dem Schüler vermitteln wollen. Und das ohne den Rahmen von
30 Wochenstunden zu sprengen,“ betont die Ministerin.
Flexibler Sprachenunterricht
Der neuerliche Versuch, die Oberstufe zu reformieren, basiert vor allem auf diversifizierteren Anforderungen im Sprachenunterricht. Englisch erhält mehr Gewicht in den beiden Klassen der Oberstufe, es wird aber nicht in allen Spezialisationen auch im Abitur bewertet. „In diesem Punkt wird die aktuelle Regelung beibehalten,“ heisst es in dem Arbeitspapier, aus dem bis zum Herbst mit etwas Glück ein Gesetzentwurf werden könnte. Hinzu kommt, dass die Schüler die Optionsmöglichkeit erhalten, eine oder zwei Sprachen schwerpunktmässig zu betonen.
In diesen gilt dann Niveau C1 (trés élévé), in der oder den anderen Sprachen das Niveau B2 (élevé). Im technischen Sekundarunterricht muss in den drei Sprachen mindestens das Niveau B2 (élevé) erreicht werden. Eine Ausnahme bildet nur die Spezialisation in Wissenschaft und Technologien (eine Sprache Niveau B2, die beiden anderen Niveau B1, moyen).
Zahlreiche Aufspaltungen
Der Block Sprachen und Mathematik stellt im Sekundarunterricht 15 Wochenstunden dar, im technischen Unterricht 11-12 Sunden, der Block Allgemeinbildung 7 bzw. 5 Stunden, für die Spezialisation (dominante) stehen 8 bzw. 14 Stunden zur Verfügung. Die „Dominantes“, das sind laut Arbeitspapier im Sekundarunterricht eine in „sciences humaines“ und eine in „sciences naturelles“. Im technische Unterricht wird es vier dominante Richtungen geben (langues et communication, sciences économiques, ingénierie, sciences naturelles).
Auf 2e wird jeder Schüler eine „travail d’envergure“ abliefern müssen. Diese Arbeit stand so bereits in dem ersten Arbeitspapier der Unterrichtsministerin. Das Thema des „travail d’envergure“ ist dabei frei wählbar. Ein erfolgreicher Abschluss ist Voraussetzung zur Versetzung in die Abschlussklasse.
Die neue Form des Sprachenunterrichts in drei verschiedenen Stufen wird zu einer Auflösung des Klassenverbunds führen. Der Sprachenunterricht soll künftig in so genannten „Auditoires“ stattfinden, einer Art „patchwork“-Klassen, die für den Sprachunterricht aus den verschiedenen „Dominantes“ zusammengestellt werden. Eine echte organisatorische Herausforderung für die Schuldirektoren, wie die Ministerin eingesteht.
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