Die Kampfflugzeuge des Militärbündnisses hätten ein Wohnviertel der Hauptstadt bombardiert, sagte Libyens Regierungssprecher Mussa Ibrahim. Westliche Journalisten wurden am Sonntag zu zerstörten Gebäuden in dem Viertel geführt, in denen Rettungskräfte im Einsatz waren. In einem nahe gelegenen Krankenhaus wurden den Journalisten mehrere Tote gezeigt, die bei dem NATO-Angriff ums Leben gekommen sein sollen.
„Das war ein vorsätzlicher Angriff auf zivile Gebäude“, sagte der stellvertretende Außenminister Chaled Kaim am Ort des Angriffs. „Das ist ein neuer Hinweis auf die Brutalität des Westens.“
Die NATO wies die Vorwürfe zurück. „Wir führen die Operationen mit der größtmöglichen Sorgfalt und Präzision aus, um zivile Opfer zu vermeiden. Die vom libyschen Regime erwähnten zivilen Opfer sind reine Propaganda“, sagte NATO-Sprecherin Oana Lungescu am Samstag. Das libysche Regime hatte der Allianz bereits am Freitag vorgeworfen, zivile Gebäude angegriffen zu haben.
Mutmaßliche Befehlszentren von Gaddafi bombardiert
Im Stadtzentrum war gegen 01.00 Uhr die Erschütterung einer schweren Explosion zu spüren. Seit Tagen bombardiert die NATO Ziele in Tripolis, die als Befehlszentren des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi gelten.
Libysche Regierungssoldaten griffen unterdessen die von Rebellen gehaltene Stadt Misrata im Westen des Landes an. Die Hafenstadt 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis sei am Samstagabend und Sonntagmorgen beschossen worden, erklärte ein Rebellensprecher. Vier Menschen wurden dabei nach Krankenhausangaben getötet.
Der Rebellensprecher Mohammed Chalil erklärte, eine Gruppe sei am Sonntagmorgen in der Nähe von Dafnija, westlich von Misrata, von Regierungssoldaten angegriffen worden. Das Gefecht habe die Nacht über angedauert. Regierungssoldaten hätten die Rebellen schließlich eingekreist und mit automatischen Waffen beschossen. Fünf Rebellen wurden nach Angaben von Chalil bei dem Gefecht getötet.
Entschuldigung für Angriff auf Konvoi der Rebellen
Am Samstag entschuldigte sich die NATO für einen versehentlichen Luftangriff auf einen Konvoi von libyschen Aufständischen. Das Militärbündnis erklärte, es bedaure, falls Menschen bei dem „beklagenswerten Zwischenfall“ am Donnerstag getötet oder verletzt worden seien.
NATO-Streitkräfte hätten einen Konvoi von Militärfahrzeugen in einem Gebiet gesichtet, in dem kürzlich noch Gaddafi-treue Truppen operiert hätten, hieß es in einer Erklärung des Militärbündnisses. Daraufhin hätten Kampfflugzeuge die Fahrzeugkolonne angegriffen, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Später sei bestätigt worden, dass es sich bei dem Konvoi um eine Patrouille der Opposition gehandelt habe.
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