Eine Nachbarin, Anette Stipp, sagte aus, sie habe in der Tatnacht erst Schüsse und dann Schreie einer Frau gehört, anschließend seien weitere Schüsse gefallen. Laut einer vor Gericht verlesenen Mobilfunknachricht hatte Reeva Steenkamp knapp drei Wochen vor ihrem gewaltsamen Tod Pistorius geschrieben, dass sie Angst vor ihm habe.
„Ich hörte drei, die sich für mich wie Gewehrschüsse anhörten“, sagte Stipp. „Nur Augenblicke nach den Schüssen hörte ich eine Frau schreien. Panisches, panisches Schreien.“ Mit ihrer Aussage stützte Stipp die Version früherer Zeugen, die erst Schreie, dann einen Schuss gefolgt von Angstschreien einer Frau und drei weiteren Schüssen gehört hatten; zugleich erschütterte sie die Darstellung von Pistorius, wonach er seine Freundin in der Nacht zum Valentinstag vergangenen Jahres für einen Einbrecher gehalten und daraufhin geschossen habe.
Keine Zeit
Die Verteidigung hatte argumentiert, die Schüsse seien so schnell abgefeuert worden, dass die 29-jährige Steenkamp keine Zeit mehr gehabt habe, zu schreien und ihren Freund darauf aufmerksam zu machen, dass sie im Badezimmer war. Außerdem machten Pistorius‘ Anwälte geltend, dass der Angeklagte selbst „wie eine Frau“ schreie, wenn er in Panik gerate.
Stipp beharrte bei ihrer Aussage vor Gericht jedoch darauf, dass nach der ersten Salve „ganz klar eine Frau“ und „erst vor der zweiten Salve ein Mann“ geschrien habe. Im Haus von Pistorius seien danach die Lichter angegangen, das Badezimmerfenster sei offen gewesen.
Stipp war eine der letzten Zeugen der Anklage. Die Staatsanwaltschaft will nach eigenen Angaben ihre Beweisaufnahme in dieser Woche beenden; anschließend ist die Verteidigung an der Reihe mit der Präsentation von Zeugen.
De Maart

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