Zahl der Todesstrafen drastisch gestiegen

Zahl der Todesstrafen drastisch gestiegen
(Reuters)

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Seit 25 Jahren hat es weltweit nicht mehr so viele Hinrichtungen gegeben wie 2015. Laut Amnesty International sind dafür vor allem drei Staaten verantwortlich.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verzeichnet einen weltweit drastischen Anstieg von Exekutionen. 2015 habe die Zahl der Hinrichtungen im Vergleich zum Vorjahr um 54 Prozent zugenommen, teilte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty am Dienstag vor Reportern mit. Demnach wurden im vergangenen Jahr mindestens 1634 Menschen exekutiert, 2014 waren es mindestens 1061.

Die Zahlen beinhalten keine Daten aus China, wo Informationen über Vollstreckungen der Todesstrafe als Staatsgeheimnis gelten. Doch gehe Amnesty davon aus, dass die Volksrepublik „so viel exekutiert wie der Rest der Welt“, erklärte Shetty.

Todesstrafen gegen Jugendliche

Berücksichtigt man die bekannten Zahlen, sind der Iran, Saudi-Arabien und Pakistan für 90 Prozent der Hinrichtungen im vergangenen Jahr verantwortlich. Allein im Iran wurden 977 Menschen exekutiert. Das ist eine Steigerung um 31 Prozent. Noch drastischer war der Anstieg in Saudi-Arabien, das die Zahl der Hinrichtungen um 76 Prozent auf 158 trieb. Pakistan meldete 326 Exekutionen, laut Amnesty so viel wie noch nie.

Die Organisation teilte mit, sie habe zudem Informationen darüber, dass Iran und Pakistan Personen exekutiert hätten, die zum Zeitpunkt ihres Verbrechens noch minderjährig waren. Auch in anderen Staaten werde die Todesstrafe gegen Jugendliche verhängt.

28 Hinrichtungen in den USA

In den USA gab es im vergangenen Jahr 28 Hinrichtungen, davon allein 13 in Texas. Die übrigen erfolgten in den US-Staaten Missouri, Georgia, Florida, Oklahoma und Virgina. 60 Prozent der Getöteten seien Schwarze oder Latinos gewesen.

Dennoch sah Shetty auch positive Entwicklungen: Vier Länder hätten 2015 die Todesstrafe ganz aufgegeben: Die Republik Kongo, Fidschi, Madagaskar und Surinam. Damit sei die Zahl der Länder, die Exekutionen verboten haben, auf 102 gestiegen. Die Mongolei wolle die Todesstrafe in diesem Jahr beseitigen. In Burkina Faso, Guinea, Kenia und Südkorea würden Gesetze zur Abschaffung beraten.

Hoffnungsschimmer in Asien

„Der allgemeine Trend ist ganz klar“, sagte Shetty. „Mehr als die Hälfte der Nationen in der Welt haben die Todesstrafe abgeschafft.“ Als Amnesty 1977 mit seiner Kampagne gegen die Todesstrafe begann, hätten nur 16 Länder die Todesstrafe vollständig abgeschafft gehabt.

Ein Hoffnungsschimmer sei zudem, dass China und Vietnam die Zahl der Vergehen reduziert habe, die mit dem Tod bestraft werden können, sagte Shetty. Malaysia habe eine Reform angekündigt, bei der die zwingend vorgeschriebene Verhängung der Todesstrafe überprüft werden solle.