Freitag7. November 2025

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Wirtschaft soll angekurbelt werden

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Griechenland erwarten auch nach dem gewaltigen Schuldenschnitt schwere Zeiten. Die Wirtschaft liegt am Boden, EU und Athen suchen nun nach den richtigen Hilfen.

Das krisengeschüttelte Griechenland richtet nach dem historischen Schuldenschnitt den Blick nach vorn. Die EU und die Regierung in Athen suchen nach Maßnahmen, um die Wirtschaft anzukurbeln, die in einer tiefen Rezession steckt. Die „Task Force“ der EU für Griechenland will kommende Woche konkrete Vorschläge vorlegen. Ihr Chef Horst Reichenbach werde am Montag in Athen sein, gab die griechische Regierung am Samstag bekannt.

Es gehe zunächst um Investitionspläne aus EU-Fonds in Höhe von mehr als zehn Milliarden Euro, hieß es aus Kreisen des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung. Ministerin Anna Diamantopoulou hatte am Vorabend um die Übermittlung der Daten der deutschen Unternehmen gebeten, die in Griechenland investieren wollen.

Wachstum fördern

Die griechische Wirtschaft war 2011 um den Rekordwert von 6,95 Prozent eingebrochen. Reichenbachs Arbeitsgruppe solle den griechischen Behörden Wege und Methoden zeigen, Wachstum zu fördern und Arbeitslosigkeit zu verringern, hieß es. Die „Task Force“ solle erklären, wie man schneller an Geld aus milliardenschweren EU-Fördertöpfen kommt. Zudem sollen die Experten die Griechen bei der Privatisierung staatlicher Unternehmen und Ländereien beraten.

Griechenland hatte sich mit der größten Staatsumschuldung aller Zeiten Luft im Dauerkampf gegen die Pleite verschafft. Nach bangen Monaten mit langwierigen Verhandlungen gab das Finanzministerium am Freitag eine hohe Beteiligung an dem Forderungsverzicht privater Gläubiger bekannt. Um gewaltige 105 Milliarden Euro soll sich der Schuldenberg im Endeffekt verringern.

Zahlungsfall

Weil Athen aber nicht ganz ohne Zwang auskommt, werden nun die schwer berechenbaren Kreditausfallversicherungen fällig. Der Branchenverband ISDA hatte die Maßnahmen Athens am Freitagabend als Zahlungsausfall bewertet: Damit werden die umstrittenen Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps/CDS) ausgelöst, mit denen sich bestimmte Halter von griechischen Staatsanleihen abgesichert haben.

Die Entscheidung der in London ansässigen International Swaps and Derivatives Association (ISDA) ist von großer Bedeutung, weil die Kreditausfallversicherungen die letzte große Finanzkrise noch verstärkt hatten, denn mit diesen CDS-Titeln wird auch gezielt spekuliert. Im Fall Griechenland haben Experten jedoch bereits weitgehend Entwarnung geben: Schätzungen zufolge geht es bei diesem Markt um ein Bruttovolumen von rund 70 Milliarden US-Dollar. Da aber viele Investoren zugleich Käufer und Verkäufer von CDS sind, blieben unterm Strich bloß etwas mehr als 3 Milliarden US-Dollar.

„Hoffnungsschimmer“

In Griechenland wurde der Schuldenschnitt am Samstag vom größten Teil der griechischen Presse positiv kommentiert. „Hoffnungsschimmer“, titelte etwa die konservative Athener Zeitung „Kathimerini“. Für das Boulevardblatt „Ethnos“ ist Griechenland aus dem Schuldenschnitt gestärkt herausgekommen.

Ministerpräsident Lucas Papademos hatte den Schuldenschnitt am Freitagabend als historischen Moment für Griechenland bezeichnet. Die Bemühungen der Griechen dürften nun aber nicht nachlassen, sagte Papademos in einer Fernsehansprache. Den Griechen stünden noch schwierige Zeiten bevor. Es gebe nun aber Hoffnung, aus dieser schlimmsten Krise der Nachkriegszeit herauszukommen.

Zweite Hilfspaket kommt

Die Euro-Finanzminister hatten noch am Freitag einen Teil des neuen 130-Milliarden-Hilfspakets freigegeben. Bei einer Telefonkonferenz einigten sich die Kassenhüter darauf, dass 30 Milliarden Euro zur Unterstützung des Schuldenschnitts plus 5,5 Milliarden Euro für die Begleichung aufgelaufener Zinsen nun bereit stehen. Endgültig wollen die Finanzminister das zweite Hilfspaket am Montag freigeben.

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) soll sich nach dem Willen seiner Chefin Christine Lagarde mit rund 28 Milliarden Euro an dem neuen Hilfspaket beteiligen. Diesen Betrag werde sie dem Exekutivrat vorschlagen, sagte die Geschäftsführende Direktorin am Freitag in Washington. Der IWF-Anteil solle „Griechenlands ehrgeiziges ökonomisches Programm über die nächsten vier Jahre unterstützen“.