„Wir sind in manchen Dingen strenger“

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(dpa)

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Die Wege zur Homologation eines Fahrzeugs sind lang. Einer führt über Luxemburg. VW lässt unter anderem Audi hierzulande prüfen.

Jeder Hersteller, der ein neues Auto auf den Markt bringt, muss erst einmal den Gang durch die Homologations- und Zertifizierungsphase gehen, damit sein Produkt die Zulassung für einen nationalen bzw. den EU-Markt erhält. In der Praxis wird bei der Homologation geprüft, ob das fertige Produkt alle Vorschriften erfüllt, die in der EU-Reglementierung bei Pkws und Lkws vorgesehen sind.

Zuständig für die Zulassungsprüfung sind staatliche Organismen oder private, von den jeweiligen zuständigen offiziellen Stellen anerkannte Prüfungs- und Kontroll-Unternehmen und Zulassungsstellen. In Luxemburg beispielsweise gibt es drei Akteure in diesem Bereich: die SNCH in Sandweiler, Lux-Control und ATL. Jedes dieser Unternehmen prüft Automodelle auf Basis der Angaben, die ihm vom Hersteller geliefert werden, auf ihre Vereinbarkeit mit EU-Vorschriften.

Ist ein Modelltyp erst einmal zugelassen, gilt dies für alle EU-Länder. Falls jedoch eine nationale Zulassungsstelle zur Einsicht kommt, dass das Modell beispielsweise in puncto Sicherheit eine Gefährdung darstellt, kann es die Zulassung eines Typs ablehnen.

Viele Marken, viele Homologations-Unternehmen

Wie uns Damon Damiani, CEO von Losch, mitteilte, werden einige Modell-Typen der VW-Gruppe auf verschiedene Homologationsorganismen quer durch Europa verteilt. So werden einige Audi-Modelle in Luxemburg in Sachen Abgas-Parameter geprüft, andere in England oder anderen EU-Staaten. In Deutschland ist das Kraftfahrtbundesamt für die Gesamtzulassung der VW-Modelle zuständig.

Guy Lippert von Lux-Control bestätigte uns, dass die Marken aus Zeitgründen und aus finanziellen Überlegungen ihre Homologationen bei verschiedenen Stellen durchführen lassen. „Jeder Hersteller ist darauf aus, sein neues Modell so schnell wie möglich auf den Markt zu kriegen und verteilt nicht zuletzt aus diesem Grund seine Modelle zur Homologation auf verschiedene Länder. Luxemburg hat hier einen klaren Vorteil, es ist das Land der kurzen Wege und das kommt den Herstellern entgegen.“

„Wir sind in manchen Dingen strenger als im Ausland“

Ob denn in Luxemburg die Hersteller begünstigt würden, wollten wir wissen. „Auf keinen Fall“, sagte Herr Lippert. „Im Gegenteil, wir sind in manchen Dingen strenger als andere Organismen im Ausland.“ Am Beispiel der VW-Abgas-Affäre lässt sich feststellen, dass es vor allem in Sachen Kontrolle nach der Homologation Probleme gibt.

Die Zulassungsprüfung der Fahrzeuge mit den betroffenen VW-Dieselmotoren verlief einwandfrei und die Kontrollstellen konnten nur feststellen, dass die angegebenen Werte des Herstellers mit EU-Vorschriften übereinstimmten. Der Einbau der umstrittenen Software muss dann nach der Homologation erfolgt sein, als alle Modell-Typen das offizielle Homologations-Zertifikat bereits hatten.“