Dienstag11. November 2025

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Widerstand auf breiter Front

Widerstand auf breiter Front
(Robert Schneider)

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LUXEMBURG – Nach der Grundschulreform will Unterrichtsministerin Mady Delvaux-Stehres auch Neuerungen im Sekundarunterricht einführen. Schüler und Lehrer opponieren.

Am Donnerstag findet auf dem Campus Geesekneppchen in Luxemburg-Stadt eine Informationsversammlung zur Reform des Sekundarunterrichts statt. Unterrichtsministerin Mady Delvaux-Stehres (LSAP) trifft sich mit Schülern, um über die Neuerungen zu diskutieren, die man im Sekundarunterricht vornehmen will. Bereits am Dienstag stellt sich die Ministerin den Fragen der Lehrergewerkschaften.

Nach der Grundschulreform vor zwei Jahren will Delvaux-Stehres nun den Sekundarunterricht reformieren. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch: Die Sprachenkenntnisse sollen beibehalten werden. Doch sie sollen keine unüberwindbaren Hindernisse darstellen und die universitäre beziehungsweise berufliche Zukunft der Schüler gefährden. Ähnlich wie in der Grundschule soll auch auf den Lyzeen „kompetenzorientiert“ unterrichtet werden. Die Allgemeinbildung ist ein weiterer Schwerpunkt der angestrebten Reform. Aufs Leben nach der Schule vorbereiten, heißt die Devise nicht nur bei den Sprachen. Den Forderungen aus Wirtschaft und Hochschulwelt Rechnung tragen und Spezialisten ausbilden helfen, ist ein weiteres Ziel der Reform. Der bisherige Zeitplan des Unterrichtsministeriums sieht vor, dass im Frühjahr 2012 ein Vorentwurf zu einem Gesetzprojekt stehen soll.

Widerstand

Doch so gut gemeint die Vorschläge der Ministerin auch sind, sie stoßen auf entschiedenem Widerstand auf breiter Front. Lehrer verschiedener Fächer melden sich fast täglich zur Wort und bekunden ihren Unmut. So schreibt beispielweise die Vereinigung der Geschichtslehrer (ALEH), dass sie „gezwungen sind, (entschieden) gegen den drohenden Abbau (des Faches) während den letzten beiden Jahren im Lyzeum zu protestieren, genau zu einem Zeitpunkt, wo die erlernten Kompetenzen ihre Früchte tragen.“

Außerdem würden gerade Universitäten mit einem „humanistischen Lehrplan, Geschichtskenntnisse aus der Schule“ bei Studenten voraussetzen, ebenso wie die in diesem Fach vermittelten Kompetenzen – kritisches Denken und analytische Fähigkeiten, die auch in anderen Disziplinen gefragt sind, so die ALEH.

Schüler-Revolte

Nicht nur die Lehrer, sondern auch die Schüler rüsten sich gegen die geplante Reform. Am vergangenen Mittwoch, dem 8. November, hat sich ein „Aktionscomité“ gebildet. Dabei schlossen sich Schüler zusammen, die ihrerseits „Schüler und Lehrer sensibilisieren und gemeinsam gegen die geplante Schulreform arbeiten (wollen).“ Das Aktionskomitee ruft deshalb zur massiven Präsenz betroffener Gymnasiasten, Lehrpersonal und Eltern bei der Info-Veranstaltung am Donnerstag auf. Sie sollen Mady Delavaux-Stehres zeigen, dass die geplante Sekundarstufen-Reform, so „nicht mit ihnen zu machen ist“.

Den Protesten war eine spontane Schüler-Kundgebung anfangs November vorausgegangen. Im Unterrichtsministerium trafen Schülervertreter mit der zuständigen Ministerin ein erstes Mal zusammen, wo man über die geplanten Reform und die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt sich austauschte.

Zurückhaltender äußerte sich am Montag die Föderation der Elternvereinigungen (Fapel). Man teile die Sorgen der von der Reform betroffenen Jugendlichen, heißt es in einer Mitteilung. Die Diskussion über eine Reform dürfe sich jedoch nicht allein auf einzelne Fächer oder auf Stundenpläne beschränken.