Werben für ein Studium in den USA

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(Ifinzi)

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Obwohl geschockt, werben Carly und Elisabeth auf der "Foire de l'étudiant" für ein USA-Studium.

Diese Nacht hatte augenscheinlich Spuren hinterlassen. Und trotzdem traten Carly Peruccio und Elisabeth Bloxam am Mittwoch um 9.00 Uhr ihren Dienst auf der „Foire de l’étudiant“ an. Ihre undankbare Aufgabe: am Stand der US-Botschaft die Schüler für das Studienland USA zu begeistern. Und das wenige Stunden nach dem Wahlsieg des Populisten Donald Trump.

Elisabeth Bloxam (oben) und Carly Peruccio (unten)

Die jungen Amerikanerinnen machten keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung: „Noch vor zwei Tagen habe ich mit meinen beiden Schwestern gesprochen. Wir waren alle sehr aufgeregt, dass endlich eine Frau Präsidentin werden würde“, blickte Elisabeth Bloxam zurück. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Am Mittwochmorgen jedenfalls hatte die 23-Jährige aus Virginia Mühe, ihre Gemütslage in Worte zu fassen: „Ich habe die Nacht über immer so an die 30 Minuten geschlafen, um dann aufzustehen und die News zu checken. So ging das die ganze Nacht. Mit diesem Resultat habe ich wirklich nicht gerechnet.“

Dann war der Horror perfekt

Für Carly Peruccio war der Trump-Sieg ebenfalls ein Schock. Genau wie Elisabeth gab sie ihre Stimme Hillary Clinton, zumal sie aus einer Familie stammt, die traditionell aufseiten der Demokraten steht. Die Wahl verfolgte sie mit Freunden in ihrer Studentenwohnung in Esch. „Ich habe vielleicht eine Stunde geschlafen“, blickte auch sie auf eine kurze Nacht zurück, „im Grunde genommen bin ich aufgeblieben, weil ich bis zum Schluss die Hoffnung hatte, das Blatt könnte sich noch einmal wenden, aber dann war der Horror plötzlich perfekt.“

Carly betonte im Gespräch mit dem Tageblatt immer wieder die „fear of difference“, also die Angst vor dem Anderen, dem Fremdartigen. Trump habe seine Kampagne auf dieser Angst der Menschen aufgebaut und sei damit durchgekommen, so das Fazit der 22-jährigen Studentin, die im „Lycée Michel Lucius“ Englischkurse hält und sich als Freiwillige im Flüchtlingsheim Don Bosco engagiert. „Die Herausforderung ist jetzt für die USA, aber auch für die gesamte Welt, diese Angst bei den Leuten abzubauen. Schließlich sind sie auch in Europa am Kommen, diese rechten Tendenzen. Und Trumps Sieg wird den Rechten überall weiter Auftrieb geben“, sagte sie.

Langzeitfolgen

Carly schämt sich für das Wahlverhalten ihrer Landsleute, und 100-prozentig wohl fühlt sie sich an diesem Morgen in ihrer amerikanischen Haut demnach auch nicht. „Natürlich hat die ganze Welt auf den Ausgang dieser Wahlen geschaut, und ich verstehe die Sorgen in Europa, auch in Luxemburg, schließlich lebe ich hier. Trumps Visionen werden aber noch lange nicht von allen Amerikanern geteilt. Meine Hoffnung liegt auf der Zivilgesellschaft, denn viele sind mit seiner Rhetorik der Angst nicht einverstanden.“

Trotzdem kann der neue Präsident mit Unterstützung des Repräsentantenhauses und des Senats erst einmal schalten und walten, wie er will. Auch in der Besetzung des Obersten Gerichtshofs. Was Carly Peruccio durchaus Angst macht: „Ich mache mir Sorgen um die Langzeitfolgen dieser Wahl“, sagte sie, um mit einem flammenden Appell zu schließen: „Es ist jetzt wichtiger denn je, dass Menschen sich mit ihren Mitmenschen austauschen. Dass sie sich mit Leuten auseinandersetzen, die anders sind. Das ist der einzige Weg, zu lernen und Ängste abzubauen.“
Sprach’s und widmete sich dann ihrer eigentlichen Aufgabe, Informationen für ein USA-Studium zu liefern. Gestern wahrlich nicht der einfachste Job auf der „Foire de l’étudiant“.