Weniger oder mehr Fisch auf die Teller?

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(Reuters)

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Wie viel Fisch darf ins Netz? Über diese Frage leisten sich EU-Länder jedes Jahr hitzige Verhandlungen. Nun erwägt die EU-Kommission neue Regeln bei der Berechnung der Fangquoten.

Die EU-Kommission will die Fangquoten für Fisch von 2012 an anders als bisher berechnen. Die Fangmengen sollen stärker an wissenschaftliche Daten gekoppelt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, richtete EU-Kommissarin Maria Damanaki am Mittwoch einen Appell an die EU-Mitgliedsstaaten: „Sie müssen dringend Daten erheben, damit Wissenschaftler diese analysieren können.“

Die Fischbestände in Europa erholen sich nur langsam. Das zeigen die neuesten Zahlen der Kommission. Während 2004 im Atlantik und den benachbarten Meeren noch 32 von 34 Arten überfischt waren, sank die Zahl im vergangenen Jahr auf 22 von 35 Arten. Damit liegt die Rate nicht mehr bei 94 Prozent, sondern bei 63 Prozent. Im Mittelmeer sind allerdings 82 Prozent der Bestände überfischt. „Der Fortschritt ist zu langsam“, sagte Damanaki.

Indikator

Nach Ansicht der Kommission soll für die Bestimmung von Fangmengen künftig der „höchstmögliche Dauerertrag“ wichtigster Indikator sein. Hinter diesem technischen Begriff steht ein einfacher Gedanke: die Mindestzahl einer Art, die nötig ist, damit diese sich fortpflanzen kann. Wird unterhalb dieser Grenze gefischt, ist der Fortbestand der Fischart sicher – wird allerdings mehr gefischt, ist er gefährdet.

Die Sache hat aber einen Haken: Oft fehlen Daten, die Grundlage für die wissenschaftliche Berechnung dieser Grenzen sind. Die EU-Länder sind verantwortlich dafür, die nötigen Angaben zu Fängen zu machen. „Sie kommen ihrer Verantwortung in einigen Fällen nicht in vollem Umfang nach“, hieß es am Mittwoch. Damanaki: „In diesem Jahr haben wir vor allem Schwierigkeiten mit Daten aus Griechenland und Spanien.“ Liegen wissenschaftliche Daten vor, will die Kommission sich genau danach richten. Wenn nicht, sollen die Quoten stark reduzier werden – von 25 Prozent ist in Brüssel die Rede. Kommissarin Damanaki sprach von „Vorsichtsmaßnahmen“.

Regelung

Erste konkrete Quoten sollen erst vor der Sommerpause auf den Verhandlungstisch kommen. Die Kommission erwägt außerdem eine Regelung, bei der Fischer untereinander mit Fangquoten handeln könnten. Die Schiffe bekämen eine bestimmte Höchstmenge zugewiesen, die sie verkaufen können, wenn sie sie nicht ausschöpfen. „Das würde aber nur auf nationaler Ebene gelten“, sagte Damanaki.

Bürger, Verbände und Fischereivertreter sind aufgefordert, bis zum 1. September die Vorschläge der Kommission im Netz zu kommentieren. Im Juni werden die Pläne beim Treffen der für Fischerei zuständigen Minister beraten. Im Herbst will die EU-Behörde dann den formellen Vorschlag für die Fangmöglichkeiten 2012 einreichen.