Weit weg von einer guten Inklusion

Weit weg von einer guten Inklusion
(Alain Rischard)

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2011 hat Luxemburg die UNO-Konvention zum Behindertenrecht unterschrieben. Seit fünf Jahren soll ein Aktionsplan dafür sorgen, dass diese auch umgesetzt wird. Doch was ist seither passiert?

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass jeder Mensch ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben führen kann. Doch gerade für Menschen mit einer Behinderung ist das noch nicht möglich. Unter anderem auch, weil die UNO-Konvention zum Behindertenrecht noch nicht in ihrer Gänze in Luxemburg respektiert wird. Eigentlich sollte ein Aktionsplan dafür sorgen, dass sich die Situation für Menschen mit einer Behinderung in Luxemburg bessert.

Doch seither sei wenig passiert, lässt Joël Delvaux von der Abteilung Behinderte Arbeitnehmer des OGBL durchblicken. „Nach dem Erstellen des Aktionsplans stand erst alles sehr lange still. Erst im letzten Jahr, als die Berichte bei der UNO vorgestellt wurden, kam wieder Bewegung in die Sache. In diesem Rahmen wurde dann auch ein Informationsabend abgehalten, an dem auch fünf Ministerien vertreten waren. Dort wurde die Bilanz der bisher erreichten Ziele vorgestellt.

Viel warme Luft

In der Folge kam aber bei den Besuchern der Veranstaltung – die meistens am Aktionsplan mitgearbeitet hatten – eine gewisse Unruhe auf, weil man feststellt hatte, dass die Politik kaum etwas von dem Plan umgesetzt hatte.“ Es sei „viel warme Luft gewesen“.

Man sei „weit von der Umsetzung des Aktionsplans weg“, urteilt der Verantwortliche der OGBL. Besonders im Bereich Kommunikation, Vormundschaft und Arbeitsrecht bliebe noch sehr viel zu tun. Deswegen müsste sich die Regierung bei der Vorstellung des Abschlussberichts im August auch auf eine sehr harsche Kritik der UNO einstellen. „Der Schattenbericht zeigt, dass es in Luxemburg noch viele Baustellen gibt.“ Es würde daher auch nichts nützen, wenn irgendwann wieder von einem neuen Aktionsplan geredet werden würde. „Wir müssen erst einmal die Aufgaben erfüllen, die wir uns in diesem Aktionsplan gesetzt haben. Danach können wir weitersehen.“

Unermüdliche Info Handicap und APEMH

Wenn Fortschritte bei der Situation von Menschen mit einer Behinderung gemacht wurden, dann, weil Organisationen wie Info Handicap und die APEMH („Association des parents d’enfants mentalement handicapés“) sich unermüdlich dafür einsetzen. Eine dieser Personen ist Solange Dohn, eine Mitarbeiterin der APEMH, die sich um Menschen mit einer Behinderung kümmert, die in Betrieben der Privatwirtschaft arbeiten. Den neuen Jobcoach-Plan der Regierung sieht sie äußerst skeptisch: „Warten wir erst einmal ab, was kommt. Aber sie sollen sich nicht bei uns einmischen und uns vorschreiben, wie wir die Sache anzugehen haben. Ich könnte ihnen bestimmt mehr beibringen.“

Glücklich, arbeiten zu dürfen

Max (Anm. der Redaktion: Der Name wurde auf Wunsch des Gesprächspartners geändert.) ist einer der Personen, die von Solange Dohn betreut werden. Er arbeitet in einem Sortierbetrieb und zeigt sich sehr zufrieden mit seiner aktuellen Arbeitssituation. „Die Arbeitskollegen wissen von meiner Behinderung, aber sie behandeln mich nicht anders als zuvor.“ Ob es nun besser sei als zuvor wisse er nicht und die UNO-Konvention kenne er auch nicht. Aber er sei glücklich, arbeiten zu dürfen.

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