Großherzog Henri war Ehrengast bei dieser von André Mergenthaler musikalisch umrahmten Veranstaltung.
Der Präsident der „Chambre des salariés“, Jean-Claude Reding, begrüßte das Staatsoberhaupt und die Gäste aus Politik, Gewerkschaften und Wirtschaft sowie den Direktor der Abteilung für die Arbeiter des Internationalen Arbeitsamtes, Dan Cunniah.
Er erinnerte an die Aufgaben der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), die da heißen Förderung der Rechte auf Arbeit, Schaffung von dezenten Arbeitsplätzen, Stärkung der sozialen Absicherung und Förderung des sozialen Dialogs.
Einzigartig
Die Tripartite-Struktur (Vertreter der Regierungen, der Arbeitnehmer und Unternehmer sind vertreten) sei einzigartig im Rahmen der Strukturen der Vereinten Nationen.
Luxemburg arbeite eng mit der Organisation zusammen, insbesondere auf Gewerkschaftsebene. Reding gab hier das Beispiel des OGBL, der über seine NGO „Solidarité syndicale“ gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium in Ghana und dem internationalen Arbeitsamt das Pilotprojekt „global social trust“ durchführt, das schwangere Frauen und junge Mütter unterstützt und ärztliche Untersuchungen der Kleinkinder fördert.
Acht Konventionen der IAO sieht das Internationale Arbeitsamt als grundlegend an. Hierzu gehört das Recht auf gewerkschaftliche Freiheit und Kollektivvertragsverhandlungen, Abschaffung von Zwangs- und Kinderarbeit, Abschaffung jeglicher Form von Diskriminierung. Zu Zeiten der Globalisierung seien solche juristische Instrumente (die ratifizierten Konventionen) wichtiger denn je, da sie Staaten davon abhielten, in blinden und kontraproduktiven Wettbewerb einzusteigen, was dramatische Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen haben würde.
Grundideen weiter aktuell
Die IAO, die 1919 gegründet wurde, sei damals in einem Kontext von starker Ausbeutung der Arbeiter entstanden. Die Beschäftigten sollten durch die Arbeit der Organisation überall gleiche Arbeitsbedingungen erhalten; die Länder sollten so der Konkurrenz mit gleichen Waffen entgegentreten können.
Diese Überlegungen seien auch heute noch gültig. Übertriebene Konkurrenz stelle eine Art von Wirtschaftskrieg dar und es sei zu wünschen, dass die modernen Nationen sich an den Idealen der IAO inspirierten.
Solidarität und soziale Gerechtigkeit
Im Juni finde die 100. internationale Arbeitskonferenz statt, während der es hauptsächlich um soziale Absicherung geht. Dieses Thema sei zentral für die Lebensbedingungen der Arbeitnehmer, so Jean-Claude Reding. Es gehe nicht an, dass soziale Errungenschaften auf dem Altar der Einsparungen bei den öffentlichen Ausgaben geopfert werden. Im Gegenteil, heute seien Solidarität und soziale Gerechtigkeit notwendiger denn je.
Auch Beschäftigungsminister Nicolas Schmit zog Parallelen zwischen der Gründungszeit der IAO nach dem Ersten Weltkrieg und der aktuellen Epoche. Ohne soziale Gerechtigkeit könne es keinen Frieden geben; dieser Grundsatz aus der Gründerzeit der Organisation sei durch die Revolten im arabischen Raum erneut verdeutlicht worden, so Schmit, der ebenfalls auf das Beispiel Spanien verwies, wo die jungen Menschen das Vertrauen in die Politik verlieren würden. Dies sei bei einer Jugendarbeitslosenquote von 45 Prozent nicht weiter erstaunlich. Weltweit würden 1,7 Milliarden Beschäftigte unter schwierigsten Bedingungen arbeiten. Die Ungleichheiten würden weiter zunehmen, so der Minister, der für eine Regulierung der Märkte und eine Aufwertung der Arbeit plädierte, die nicht als Handelsware oder als reiner Kostenfaktor betrachtet werden dürfe.
Prioritäten
Dan Cunniah ging seinerseits auf Elemente aus der Geschichte der IAO ein und umriss die künftigen Aktivitäten der Organisation. Die Förderung von sicheren Arbeitsplätzen, von Mitbestimmung, von sozialer Absicherung lauten die Prioritäten.
Abschließend ging Historiker Denis Scuto auf die Geschichte der Arbeitsorganisation ein, die wir in unserer gestrigen Ausgabe bereits beleuchtet hatten.
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