Dienstag21. Oktober 2025

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Vorerst kein Biosprit in Luxemburg

Vorerst kein Biosprit in Luxemburg

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LUXEMBURG - Kommt das neue Super E10 mit zehn Prozent Bioethanol? Diese Frage sorgt bei deutschen Autofahrern für Kopfzerbrechen. In Luxemburg wird das neue Benzin nicht zu haben sein.

Die Einführung von Biosprit oder Agrarsprit ist Teil des EU-Plans zur Umsetzung des Kioto-Engagements. Dieser EU-Plan basiert im Wesentlichen auf vier Punkten: Bis zum Jahr 2020 soll demnach die Energieeffizienz um 20 Prozent gesteigert werden; die Emissionen an klimaschädigenden Treibhausgasen sollen um 20 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 verringert werden; der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch soll auf 20 Prozent steigen; Biokraftstoffe sollen 10 Prozent des Treibstoffverbrauchs abdecken. Über das System des „burden sharing“ (Lastenteilung) wurden innerhalb dieses EU-Rahmens für jedes Land individuelle Ziele festgelegt.

Biosprit

Bio– oder Agrarsprit ist ein aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugter Kraftstoff. Beide können in reiner Form oder als Beimischung in den Tank, wenn es die Fahrzeugmotoren vertragen. Biosprit kann teilweise fossile Kraftstoffe ersetzen. Auch schützt er das Klima, weil nur so viel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie die Pflanze vorher gebunden hat.

Die Europäische Union plant, bis 2020 einen Anteil von zehn Prozent am Gesamtkraftstoffverbrauch über Biokraftstoffe zu decken.

– Biodiesel wird hauptsächlich aus ölhaltigen Pflanzen wie Raps und Soja hergestellt. Er ist derzeit der wichtigste Biokraftstoff. in Deutschland. Grund ist vor allem die Einführung einer erst fünfprozentigen, jetzt siebenprozentigen Beimischungsquote von Biodiesel zu konventionellem Diesel. Insgesamt wurden rund 2,3 Millionen Tonnen Biodiesel in der Beimischung eingesetzt. Manche Speditionen fahren sogar mit reinem Biodiesel.

– Bioethanol wird in Deutschland aus der Vergärung von Getreide wie Weizen und Roggen oder aus Zuckerrüben hergestellt. Derzeit wird dem in Luxemburg verkauften Benzin bis zu fünf Volumenprozent Ethanol zugesetzt. Höhere Beimischungen müssen deklariert werden, weil es sich dann nicht mehr um „Normbenzin“ handelt.

Umstrittene Initiative

Vor allem das nationale Ziel von 11 Prozent an erneuerbaren Energien (derzeit 0,9%) wird für Luxemburg nur schwer zu erreichen sein. Kritiker befürchten bereits, dass die Regierung am Ende den einfachsten Weg über Beimischungen (von 55 bis 60 Prozent?) zum Treibstoff wählen könnte, um so den Kioto-Verpflichtungen nachzukommen.

Derzeit hält sich diese mit ihrer CO2-Politik aber noch bedeckt. Für 2011 ist in Sachen Bioethanol-Beimischungen keine Initiative geplant. Ein Immobilismus, der sich in diesem speziellen Fall am Ende sogar als richtige Option erweisen könnte. Denn die Beimischung von Ethanol ist eine der umstrittensten Maßnahmen in dem ganzen EU-Klimapaket und zahlreiche Länder fordern bereits, diese wegen der befürchteten negativen Auswirkungen auf die Umwelt zurückzuziehen.

6,9 Millionen Hektar nötig

Um die EU-Biokraftstoffziele zu erreichen, sei eine zusätzliche Fläche von bis zu 6,9 Millionen Hektar nötig, hat der deutsche Naturbund (Nabu) ausgerechnet, Die Rodung dieser Flächen in den Urwäldern wird als ökologisch extrem bedenklich angesehen. Zudem würden bestehende Flächen dem Anbau von Nahrungmitteln entzogen. Diese Form des Klimaschutzes werde zu neuen Hungerkrisen führen, warnen Organisationen aus dem Bereich der Entwicklungshilfe.

Anders als beim Biodiesel (das zum Teil auch aus luxemburgischem Rapsanbau gewonnen wird) steht auch die Mineralölindustrie dem Ansinnen der EU skeptisch gegenüber. Bioethanol ergibt keinen Sinn, meint René Winkin, Generalsekretär des „Groupement pétrolier“, gegenüber dem Tageblatt. „Es gibt in Europa bereits heute ein Überangebot an Benzin“. Die Beimischung von Ethanol wird das Ungleichgewicht zwischen Diesel und Benzin noch vergrößern.

Das Verhältnis von Benzin und Diesel ergibt sich aus dem Raffinerieprozess und ist nur innerhalb eines engen Bereichs zu steuern.

Beimischungen von 2-5 Prozent

„Das „überflüssige“ europäische Benzin wird bereits heute mit Tankern in die USA verschifft.

Auch wenn diese Tanker auf dem Rückweg über Brasilien demnächst Kokosöl oder Palmöl nach Europa bringen, ist das ökologisch nicht sinnvoll“, gibt er zu bedenken.

Auch wenn derzeit nicht an die Einführung von E10-Benzin gedacht wird, so heißt das aber nicht, dass in dem hierzulande verkauften Benzin kein Ethanol enthalten wäre. Der Importeur muss auch heute bereits einen Ethanolanteil von zwei Prozent in seiner Gesamtrechnung ausweisen, erklärt Winkin.

In der Praxis bedeutet dies, dass der Anteil zwischen 0 und 5 Prozent schwanken kann. Fünf Prozent ist die Obergrenze, die dem üblichen „Normbenzin“ ohne spezielle Deklaration zugemischt werden darf. Bei höheren Zumischungen kann es zu Motorproblemen kommen. Etwa 10 Prozent der Autos, vor allem ältere Modelle, könnten betroffen sein.