Verhärtete Fronten bei der UMP

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(AFP)

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Eine Woche nach der Wahl eines neuen Parteichefs sind die Fronten bei der konservativen UMP in Frankreich weiter verhärtet. Ex-Premier Alain Jupé soll am Sonntagabend zwischen Fillon und Copé vermitteln.

Die Anhänger des früheren Regierungschefs François Fillon haben sich am Sonntag von einer Krisensitzung zurückgezogen, auf der über den Umgang mit dem Fund von bislang nicht ausgewerteten Stimmen beraten werden sollte. Das Lager von Kontrahent Jean-François Copé sprach von „Flucht und Desertion“. Am Abend sollte der frühere Premierminister Alain Juppé zwischen den Kandidaten Fillon und Copé vermitteln.

„Wir wollen die Mediation von Alain Juppé abwarten, die einzige Vermittlung, die wir anerkennen“, sagte Eric Ciotti, der Kampagnenleiter von Fillon. Den Angaben zufolge war bei der Krisensitzung kein Vertreter von Juppé zugegen. Überdies nahmen Parteimitglieder an dem Treffen teil, die sich zuvor eindeutig für einen der beiden Kandidaten ausgesprochen hatten.

Daraufhin zogen Fillons Anhänger die Notbremse. Juppé hatte selbst die zwei Kriterien aufgestellt, dass bei der Krisensitzung nur bislang als unabhängig geltende Parteifunktionäre teilnehmen sollten und ein Mitarbeiter seines Teams zugegen sein sollte.

Ein Vertrauter von Copé sagte, das zur Vermittlung bestimmte Parteigremium werde seine Arbeit trotzdem fortsetzen. Er verstehe, dass sich Fillons Anhänger zurückgezogen hätten, denn es sei für sie von Vorteil, sagte er.

Copé: „Nur geringe Aussicht auf Erfolg“

Nach der Wahl am vergangenen Sonntag hatte es zunächst Probleme bei der Auszählung der Stimmen gegeben und beide Kandidaten hatten sich zum Sieger erklärt. Später wurde bekannt gegeben, dass UMP-Generalsekretär Copé die Wahl gewonnen und Ex-Regierungschef Fillon mit 98 Stimmen Unterschied verloren habe. Nun wird über Unregelmäßigkeiten in den französischen Überseedepartements und im Bezirk Alpes-Maritimes gestritten. Der Fund noch nicht ausgewerteter Stimmen könnte das Wahlergebnis zugunsten Fillons verändern.

Am Sonntagabend sollte Juppé einen Vermittlungsversuch starten. Dem Radiosender Europe 1 sagte er, er habe angesichts der verhärteten Fronten nur geringe Aussicht auf Erfolg. Wenn Fillon und Copé seinen Vorschlägen nicht zustimmen würden, habe er keine Möglichkeit, sie durchzusetzen, sagte er.

Konkurrenz profitiert

Beide Seiten hatten sich vergangene Woche gegenseitig Wahlbetrug vorgeworfen und mit juristischen Schritten gedroht. Mehrere Politiker hatten bereits vor einer Spaltung der UMP gewarnt, darunter auch Juppé. Von dem parteiinternen Streit der größten Oppositionspartei profitieren neben der sozialistischen Regierung auch die Mitte und die Rechtsextremen. Die rechtsextreme Front National habe allein am Montag 500 Neuanmeldungen im Internet verzeichnet, sagte Vize-Parteichef Florian Philippot.

Die Zentrumspartei UDI des früheren Umweltministers Jean-Louis Borloo sprach von mehr als tausend neuen Mitgliedern, die allein in der Nacht zu Donnerstag eingetreten seien. Bei der Wahl sollten die mehr als 260.000 UMP-Mitglieder über den Nachfolger von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy an der Parteispitze entscheiden. Umfragen hatten Fillon einen deutlichen Sieg vorhergesagt. Die Wahl des Parteichefs ist eine Weichenstellung für die Präsidentschaftskandidatur 2017.